Ins Weihwasser uriniert:Kirchenbesucher werden gefilmt

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Die Germeringer Pfarrei Sankt Cäcilia will sich mit Überwachungskameras gegen weiteren Vandalismus schützen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Mithilfe einer Videoüberwachung will die Pfarrei Sankt Cäcilia in Germering künftig unliebsame Besucher abschrecken. Die Kirche hänge nicht gerne eine Kamera auf, sagt Barbara Maurus, Seelsorgerin in Sankt Cäcilia, aber der fortgesetzte Vandalismus lasse der Pfarrei keine andere Möglichkeit. Über längere Zeit hin hat ein bislang Unbekannter Gesangbücher zerrissen, den Blumenschmuck zerpflückt und seine Notdurft im Gotteshaus verrichtet. Deswegen ist die Kirche seit Wochen außerhalb der Gottesdienstzeiten verschlossen. Ein Zustand, der Maurus noch weniger gefällt als das Installieren einer Überwachungskamera.

Jeden zu filmen, der die Kirche betritt, das sei eine heikle Sache, räumt Maurus ein. Schließlich handle es sich bei einer Kirche um einen "persönlichen Schutzraum", sagt die Gemeindereferentin der Neugermeringer Pfarrei. "Wir machen das nur ungern." Eine Alternative aber kann sie nicht erkennen. Die Kirche dauerhaft zuzusperren, das will niemand.

Und allein die Warnung vor einer Videokamera, reicht nicht. Das hat die Pfarrei bereits versucht, der Unbekannte hat sich davon aber nicht abschrecken lassen, sondern sein zerstörerisches und ekelhaftes Treiben fortgeführt. Das bestand darin, Gesangbücher zu zerreißen und - nach deren Wegräumen - Gleiches mit den Zeitschriften zu tun, die im Eingangsbereich der Kirche auslagen. Überdies urinierte er ins Weihwasser und hinterließ in den vom Kirchenschiff aus schlecht einsehbaren Ecken im Eingangsbereich auch seine Exkremente.

Sankt Cäcilia bleibt geschlossen, weil ein Unbekannter Gesangbücher zerstört hat. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Um solchen Vandalismus künftig zu verhindern, soll eine Kamera den Eingangsbereich überwachen. An Aufnahmen im Kirchenschiff oder von den Bänken, auf denen Besucher Platz nehmen, sei nicht gedacht, verrät Maurus. Auch in der Pfarrei Sankt Johannes Bosco wird über eine Videokamera nachgedacht. Dort gab es vor längerer Zeit ähnliche Vorfälle wie in Sankt Cäcilia. Beide Pfarreien wollen vor dem Einbau von Überwachungsgeräten noch eine Stellungnahme der Erzdiözese abwarten.

Zustimmung zu dem Vorhaben, den Eingangsbereich filmisch zu überwachen, kommt von der Germeringer Polizei. Sprecher Andreas Ruch nennt die Absicht eine "gute Sache". Eine Videoüberwachung schrecke Täter ab, befindet er. Und sollte sich ein Täter nicht abschrecken lassen, dann habe man ein Bild von ihm, was es einfacher mache, ihn zu ermitteln. Das Installieren einer Kamera ist laut Ruch auch nichts völlig Unübliches. Er kenne das von Kirchen im Oberland, in denen Besucher auf eine Überwachung aufmerksam gemacht werden, sagt Ruch. Häufiger als eine Kamera zum Schutz ist nach den Erfahrungen des Germeringer Polizisten allerdings das Anbringen eines Sicherungsgitters, das Besucher in eine Kirche eintreten lässt, es ihnen jedoch verwehrt, den Großteil des Innenraums zu betreten.

Der Unbekannte urinierte ins Weihwasser. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Obwohl er von dem Täter in Sankt Cäcilia kein Foto hat, hegt Ruch dennoch Hoffnung, ihn zu finden. Wer so etwas tue, sagt Ruch, prahle gerne mit seinen "Missetaten". Das heißt, es gibt Mitwisser, und einer von denen verplappert sich auch einmal.

Auf diese Weise ist es der Germeringer Polizei vor Jahren gelungen, die Beschädigung der Marienkapelle in der Nähe von Gut Streiflach aufzuklären. Dabei hatte der Täter, ein 15 Jahre alter Jugendlicher, eine Axt verwendet, mit der er später auch noch Bäume im Stadtgebiet malträtierte. Einem Freund von ihm waren die Beschädigungen der Bäume bekannt. Als er von der Polizei in einer anderen Sache befragt wurde, erfuhren die Beamten den Namen des 15-Jährigen.

© SZ vom 22.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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