In Supermärkten ist Vorsicht geboten:Die neue Masche der Taschendiebe

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Laut Polizei wird vor allem Senioren beim Einkaufen gezielt die Geldbörse aus dem Einkaufswagen gestohlen

Von Lena von Holt, Fürstenfeldbruck

Erst als sie an der Kasse steht und bezahlen will, fällt der 43-jährigen Gröbenzellerin das Fehlen ihres Geldbeutels auf. Zwischen 10 und 11 Uhr hat sie am Montag im Rewe-Markt an der Hermann-Böcker-Straße in Olching eingekauft. Ihre Handtasche ließ sie währenddessen im Einkaufswagen liegen, von wo ein Dieb sie entwendet haben muss. Zwar wurde die Geldbörse später auf dem Parkplatz gefunden, die 300 Euro Bargeld fehlten jedoch. Nicht zum ersten Mal ereignete sich ein solcher Diebstahl. In den vergangenen Wochen und Monaten wurden in den Supermärkten im Landkreis immer wieder Geldbeutel aus Einkaufswagen entwendet.

Michael Fischer, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck, schätzt die Häufigkeit der Diebstähle mit etwa ein bis zwei Vorfällen in zwei Wochen relativ hoch ein. Das Vorgehen der Täter sei immer gleich. Oft arbeiteten sie zu zweit. So ist es einer 85-jährigen Frau im August in einer Lidl-Filiale in Gröbenzell widerfahren. Sie hatte ihre Tasche an den Einkaufwagen gehängt. Laut Polizei sprach sie ein 50 bis 60 Jahre alter Mann an. Er fragte nach dem Preis eines Artikels. Als die Frau sich abwandte, nutzte ein Dieb das aus, um den Geldbeutel aus der Tasche zu fingern. Bei dieser Masche sind laut Fischer Senioren bevorzugte Opfer. Sie werden ausgewählt, weil ihre Sicht eingeschränkter ist und sie dem Dieb schlecht hinterherrennen können.

Trotz Videoaufzeichnungen aus Märkten wurde nur eine "verschwindend geringe Zahl" der Täter gefasst. Aus den Bildern schlussfolgert die Polizei, dass professionelle Taschendiebe aus Osteuropa dahinter stecken. Einige der Gesichter konnten die Ermittler sogar in Kameraaufzeichnungen aus anderen Landkreisen wiedererkennen, wo es zu ähnlichen Vorfällen kam. "Meistens schlagen sie zwei Mal zu und verlassen den Landkreis dann wieder", erklärt Fischer. Das mache es so schwer, die Täter zu überführen. Selbst wenn Diebe gefasst werden, kommen sie meist ungeahndet davon. "Die Täter sitzen bei uns auf dem Revier und lachen uns ins Gesicht", erzählt Fischer. Sie wüssten genau, dass die Polizei wenig machen kann und sie meist nach einer Stunde auf freiem Fuß sind. Ohne Haftantrag könnten die Täter vorerst gehen. Da sie sich ins Ausland absetzten, bleibe das Vergehen ungestraft. Statt mit Haftstrafen abzuschrecken, locke das derzeitige Vorgehen eher noch mehr Diebe an, die hier einen lukrativen Markt erkennen.

"Es gibt keine Möglichkeit, vorbeugend zu handeln", resümiert der stellvertretende Polizeichef. "Es gibt zu viele Märkte im Landkreis, um sie alle beobachten zu lassen", sagt Fischer. Auch der Versuch, auf Supermarkt-Parkplätzen zur Abschreckung mit Einsatzwagen Streife zu fahren, zeige wenig Wirkung. Sie würden abwarten, bis die Wagen weg seien und dann zuschlagen. "Wir machen es den Dieben aber auch wirklich leicht", findet Fischer. Deshalb könne er nur an Einkäufer appellieren, Handtaschen nicht geöffnet im Einkaufswagen liegen zu lassen und sie sich möglichst umzuhängen. Eigenschutz sei in diesem Fall die beste Prävention.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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