In Germering:Ein Hospiz für den Landkreis

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Die Sozialstiftung will eine Einrichtung schaffen, in der todkranke Menschen in gewohnter Umgebung ihre letzten Tage verbringen können. Doch es fehlt an einem Grundstück und der Zustimmung der Kassen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Germeringer Sozialstiftung möchte ein stationäres Hospiz errichten. Acht bis zehn Betten soll die Einrichtung haben, die die erste im Landkreis und die einzige zwischen München und Augsburg wäre. Doch bis zur Errichtung eines Gebäudes für todkranke Menschen ist es noch ein weiter Weg. Zwar verwaltet die Sozialstiftung seit 2014 Geld aus der "Max-und-Gabriele-Strobl-Stiftung", das für ein Hospiz bestimmt ist, doch momentan fehlt ein Grundstück ebenso wie das Einverständnis der Krankenkassen.

Die beiden Hindernisse will Germerings ehemaliger Oberbürgermeister Peter Braun aus dem Weg räumen. Braun ist Vorsitzender des Hospizvereins und Mitglied des Stiftungsrates. Er kennt die Hospizarbeit und kümmert sich deshalb besonders um den Bau eines stationären Hospizes in Germering. Bislang wird die Hospizarbeit dort sowie in anderen Kommunen im Landkreis von Helfern in Vereinen getragen. Diese Helfer betreuen die Schwerstkranken zu Hause. Ist eine derartige Betreuung nicht mehr möglich, müssen die Todkranken momentan in ein Münchner Hospiz umziehen oder in ein Krankenhaus gebracht werden. Ein stationäres Hospiz im Landkreis soll eine Alternative zu dieser bisherigen Praxis bilden, sodass Menschen, die nur noch wenige Wochen zu leben haben, ihre letzten Tage in der Nähe ihres Wohnortes zubringen können.

Doch obwohl es den Bedarf nach Hospizplätzen gibt, ist es nicht einfach, eine solche Einrichtung aufzubauen. Zunächst einmal müssen die Krankenkassen zustimmen. Denn nur pro 60 000 Einwohnern wird ein Hospizbett genehmigt. Für eine Einrichtung, wie sie in Germering geplant ist - also mit bis zu zehn Betten - müssen sich also mehrere Landkreise zusammentun. Braun bereitet einen Antrag an die Kassen vor, betont aber, dass neben dem Landkreis Fürstenfeldbruck beispielsweise auch Starnberg und Dachau mit von der Partie sein müssen.

Die Bewohner eines Hospizes benötigen neben anderen ärztlichen Leistungen vor allem die Hilfe von Palliativmedizinern, also Ärzten, die die Schmerzen lindern. Braun hat deshalb Kontakt zum Ambulanten Palliativ-Team in Fürstenfeldbruck aufgenommen. Dieses Team aus Ärzten und Pflegerinnen ist vor etwa zwei Jahren gegründet worden und betreut Schmerzpatienten zu Hause - und könnte dies auch in einem Hospiz tun.

Helmut Leonhardt, Geschäftsführer des Ambulanten Palliativ-Teams, hält es für richtig, sich Gedanken über die Errichtung eines Hospizes zu machen. Schließlich verzeichnet die Region München einen starken Zuzug. Zudem steigt die Lebenserwartung der Menschen an. Ein Hospiz in Germering oder im Landkreis sieht Helmut Leonhardt allerdings noch "sehr, sehr in der Ferne". Momentan entstehe ein stationäres Hospiz in Rosenheim, sagt Leonhardt. Zwei gibt es in München, eines in Polling. Leonhardt kann sich deshalb vorstellen, dass das bayerische Gesundheitsministerium erst Hospize in anderen Regierungsbezirken bevorzugt.

Braun hat noch ein anderes Problem: das Geld. Die Errichtung eines Hospizes koste einen "siebenstelligen Betrag", sagt er. Aber damit ist es nicht getan, denn im Unterschied zu Krankenhäusern übernehmen Kranken- und Pflegekassen nur bis zu 90 Prozent der Kosten für die Versorgung von Erwachsenen in Hospizen. Zehn Prozent muss der Träger der Einrichtung aufbringen. Die Patienten sind seit 2009 davon befreit, einen eigenen Anteil an den Kosten ihrer Pflege übernehmen zu müssen. Ein Hospiz ist also eine Einrichtung, die dauerhafter finanzieller Unterstützung bedarf. Das wird auch dann gelten, wenn die Pläne Wirklichkeit werden, die vorsehen, den Beitrag der Kassen auf 95 Prozent anzuheben (dort liegt er bereits für Kinderhospize). Der Bau eines Hospizes benötige deshalb "viel Rückenwind", sagt Braun.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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