In einer Ur-Wahl:Die FDP sucht einen Kapitän

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Präsentieren sich in Germering als mögliche Spitzenkandidaten der FDP: Carl von Lerchenfeld (von links), Gabriele Neff, Martin Hagen, Albert Duin, Andreas Keck, Michael von Gumppenberg und Tobias Thalhammer. (Foto: Günther Reger)

Die acht Bewerber um den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl stellen sich in Germering der Basis vor

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Es sieht ganz danach aus, dass die FDP eine Frauenquote braucht. Sah sich doch Gabriele Neff, 60, in der Germeringer Stadthalle einer Übermacht von sechs männlichen Mitbewerbern gegenüber, die die FDP ebenfalls als Spitzenkandidat zurück in den Bayerischen Landtag führen wollen. Das Applausometer der Basis schlug dann auch eher für zwei Männer aus: Martin Hagen und Albert Duin bekamen für ihre Vorstellungsrede den meisten Beifall der etwa 200 Parteimitglieder, die aus Oberbayern nach Germering gekommen waren.

Die Münchner Stadträtin Neff mühte sich in ihren drei Minuten Vorstellungszeit, aber etwas Originelles fiel ihr nicht ein. Sie wiederholte die üblichen FDP-Schlagworte aus der Lindner-Wahlkampf-Mottenkiste. Neff redete vom schlanken Staat und von der Förderung der Wirtschaft, bei der jedoch die Arbeitnehmer ausdrücklich nicht vorkommen. Neff tritt zum vierten Mal zu einer Landtagswahl an. Ihr Kriterium ist nicht Mann oder Frau, sondern, "wer ist in der Lage, die Menschen draußen zu begeistern?" Doch dann war Frau für sie doch noch wichtig: "Ich bin eine Frau, aber mir wird vor Söder & Co nicht Angst."

Aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck bewirbt sich kein FDPler um die Spitzenkandidatur in Bayern. IT-Experte Ulrich Bode, 55, aus Eichenau ist anwesend. Er ist der FDP-Direktkandidat im Stimmkreis Fürstenfeldbruck-Ost. Seine Ambitionen beschränken sich auf den "Wahlkampf vor Ort", wie er sagte. Ansonsten freuten sich die anwesenden FDP-Oberen aus dem Landkreis, dass sie in der Germeringer Stadthalle "den Mitgliedern die Möglichkeit bieten, sich ein Bild über die Kandidaten zu machen, die die FDP im Landtagswahlkampf anführen wollen", so Eichenaus Bürgermeister Peter Münster. Der FDP-Kreisvorsitzende Hendrik Grallert räumte ebenfalls Hagen und Duin die größten Chancen ein, bei der Online-Abstimmung der Basis-Spitzenkandidat zu werden. Neff sah er nicht auf diesem Platz: "Sie gehört eher zum Partei-Establishment."

Martin Hagen, 36, bezeichnete sich als Solo-Selbständigen, der in der "permanenten Angst lebt, sich von Andreas Nahles helfen zu lassen". Solche Sätze kamen an im Saal. "Start up" war Hagens Schlagwort. "Bayern braucht ein Update", meinte der ehemalige Landesgeschäftsführer der FDP aus dem Landkreis Rosenheim. Von Sozialpolitik war bei ihm, wie auch bei allen anderen, nicht die Rede. Carl von Lerchenfeld, 59, aus Mittelfranken, Vater von fünf Kindern und bekennender Christ, traf spürbar nicht den Nerv der Mitglieder. Auch Michael von Gumppenberg, Neuling in der FDP und Direktkandidat in Neuburg-Schrobenhausen, der sich am Rechtsruck in der Gesellschaft störte, wird sicherlich genauso wenig die Nummer eins bei der FDP werden wie Tobias Thalhammer, der gerne Englischkenntnisse für alle Menschen organisieren will.

Albert Duin, 64, zeigte sich davon überzeugt, dass die Landtagswahl vor allem über das Thema Migration und Integration entschieden wird. "Die Leute wollen Lösungen hören", rief er laut in den Saal. Duin war nicht nur der lauteste Redner, er konzentrierte sich auch geschickt auf ein Thema und konnte davon berichten, dass er in seinen Betrieb einen Flüchtling eingestellt hat. "Geben Sie mir die Kapitänsbinde, ich werde das rocken", versprach der ehemalige FDP-Landesvorsitzende aus München und wurde eifrig beklatscht. Weitere Vorstellungsrunden in den anderen bayerischen Bezirken, die ins Internet gestellt werden, sollen vor der Online-Abstimmung folgen.

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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