In der Stadt:Über Bock und Stein

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Anton Feiste ist jedes Hindernis recht. (Foto: privat)

Parkour und Freerunning fördern kreative Bewegungen

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Wie viele Tricks er beherrscht, kann Anton Feiste nicht genau sagen. Beim Aufzählen jedenfalls braucht er alle Finger mehrmals. Der nächste Trick, der dazu kommen soll, ist der Double Cork: Man springt, liegt schräg in der Luft und dreht sich zwei Mal um die eigene Achse. Feiste übt das seit etwa einem Monat, eineinhalb Drehungen schafft er schon. Der Gymnasiast aus Biburg betreibt Parkour und Freerunning. Sportarten, bei denen es um eine ungewöhnliche Art geht, sich fortzubewegen.

Die Fernsehsendung "Wetten, dass..?" hat ihn darauf gebracht. Dort war im Oktober 2011 ein junger Mann in einem Hindernisparcours gegen ein Pferd angetreten. Anton Feiste wollte das auch und machte sich auf die Suche. Zuerst landete er beim Breakdance, schließlich fand er ein paar Gleichgesinnte. Die Jugendlichen begannen in Fürstenfeldbruck mit ihrem Sport, inzwischen gibt es beim TuS eine eigene Abteilung, in der man sich Parkour und Freerunning beibringen lassen.

Eine klassische Vereinssportart ist keines von beiden. Beim Parkour geht es darum, Hindernisse so effizient wie möglich zu überwinden, beim Freerunning steht die Kreativität im Vordergrund. Die Umgebung soll für möglichst originelle Tricks genutzt werden. Auch, wenn inzwischen Meisterschaften ausgetragen werden: Weder Parkour noch Freerunning drehen sich um Wettbewerb.

Genau das schätzt Anton Feiste. Mit Freunden Sport zu treiben und dabei unabhängig zu sein von Gegnern und Turnieren. Gleichzeitig funktionieren Parkour und Freerunning überall, in der Stadt Fürstenfeldbruck etwas besser als in Biburg. Eine Mauer oder eine Tischtennisplatte genügen. "Wenn ich was sehe und Bock drauf habe, dann mach ich's", sagt der 17-Jährige.

Angefangen hat Feiste mit Parkour, die Tricks und Techniken brachte er sich selbst bei oder schaute sie von anderen ab. Später kamen die kreativen Elemente von Freerunning dazu. Inzwischen lässt er sich auch von Internetvideos inspirieren. So wie beim Double Cork. Feiste spannt seinen Körper an, macht kurze, schnelle Schritte und springt dann. Sein Körper schraubt sich in der Luft, dann kommt die Füße auf der blauen Turnmatte zum Stehen. Es ist Montagabend, Training in der Halle am Theresianumweg. Anton Feiste übt nicht nur selbst, sondern gibt sein Können weiter. Der Zehntklässler ist gerne Trainer. Er kann seinen Sport ausüben, anderen etwas beibringen und nebenbei ein bisschen Geld verdienen. "Ich bin da einfach reingerutscht", berichtet Feiste.

Man braucht nicht viel für Parkour und Freerunning, und doch einiges. Einerseits bloß weite und bequeme Kleidung und die richtigen Schuhe. Andererseits Körperspannung, Gleichgewichtssinn, und Sprungkraft. Anton Feiste trainiert jeden zweiten Tag, er hat ein eigenes Trainingsprogramm für sich ausgearbeitet. Ist bei der Disziplin und den blauen Matten überhaupt noch viel anders als beim Turnen? "Ja", sagt Feiste: "Turnen ist Freerunning mit Stock im Arsch."

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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