Im Klosterareal Fürstenfeld:Ein Hauch von Dada

Lesezeit: 2 min

Die Gruppe "Aquarellis" präsentiert im Haus 10 eine Ausstellung, die an die vielleicht radikalste aller Kunstbewegungen erinnert

Von Florian Haamann

Natürlich sind wir nicht mehr im Jahr 1916. Es tobt nicht mehr der Erste Weltkrieg mit all seinem Grauen und Sterben, Hungern und Leiden. Und doch sind es turbulente politische Zeiten mit all den Kriegen, dem Sterben, der Armut und dem Zerbröckeln liberaler Demokratien. 2018 ist kaum friedlicher, gerechter oder gar schöner als 1918. Da liegt es doch nahe, eine künstlerische Bewegung wieder auferstehen zu lassen, die vor gut 100 Jahren ans Licht der Öffentlichkeit trat, danach nie wieder ganz verschwand und doch kaum noch in größeren Ausstellungen gezeigt wird: Dada.

Das, was da am Freitagabend im Haus 10 zu sehen war, kommt dieser in sich antikünstlerischen und dabei hoch künstlerischen und politischen, sich jeder Definition zu entziehen versuchenden Gattung schon ziemlich nahe. Mit vier Performances und einer dazugehörigen Ausstellung präsentierten die vier Mitglieder der Gruppe "Aquarellis" ihre Fragen an die Antwort der Kunst auf die gesellschaftlichen Entwicklungen.

"Wir wollten eine Ausstellung machen, die ein bisschen anders funktioniert, als das was man normalerweise darunter versteht", sagt der Brucker Künstler Friedo Niepmann. Sozialisiert in der Künstlerkommune des Wiener Aktionisten Otto Mühl, hat er früh begonnen seinen Stil, den er als "skulpturale Kunsthandlungen" bezeichnet, zu entwickeln. Auch seine drei Mitstreiter sind keine Unbekannten. Uli Hochmann hat sich als "Steinreisender" europaweit einen Namen gemacht, ist unter anderem mit seiner Skulptur von München bis nach Kiew gewandert. Eine Aktion, die er nun in kleinerem Rahmen wiederholt hat. Fredi Ullrich hat es mit seinen spielerischen Werken bis auf die Biennale in Venedig geschafft. Und Martin Stiefel wurde mit seinen tanzenden Waschmaschinen bekannt, die in zahlreichen Museen im gesamten deutschsprachigen Raum gefragt waren.

"Als Künstler dürfen wir nicht immer mit den gleichen Formaten daherkommen. Wir sind aufgefordert etwas zu probieren", sagt Niepmann. Ein Satz, den man so in der Art eben auch in einem dadaistischen Manifest finden könnte. "Wir haben genug davon, dass alle immer nach München schauen. Wir wollen, das München auf uns schaut." Die Ausstellung soll auch eine Antwort darauf sein, dass der Kunstmarkt nur noch wenig mit der Realität zu tun hat. Und es ist eine gewaltige Antwort geworden. Weil sie es schafft, Erwartungen und Konventionen zu zertrümmern und darauf etwas Neues aufzubauen. Mal skurril, mal symbolhaft, mal geradeheraus. Ganz so eben, wie es sich die Eltern des Dada, Hugo Ball, Emmy Hennings und Tristan Tzara, gedacht haben. Vielleicht. Oder um es mit Ball zu sagen: "wulubu ssubudu uluw ssubudu / tumba ba- umf".

Ausstellung "Die Rückkehr der Aquarellis", Haus 10 im Klosterareal Fürstenfeld, zu sehen bis 16. Dezember, jeweils freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: