Im Gewerbegebiet an der Staatsstraße:Alling bekommt eine Spielothek

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Nach kontroverser Debatte stimmt der Gemeinderat dem umstrittenen Bauvorhaben mehrheitlich zu. Bürgermeister Frederik Röder weist Bedenken wegen Spielsucht und Jugendschutz als Vorurteile zurück

Von Manfred Amann, Alling

Das Geschäft mit Spielotheken boomt offensichtlich. Seit dem Jahr 2000 soll sich die Zahl der Konzessionen in München verdreifacht haben. Wen wundert es da, dass die Branche in der Metropolregion auch verstärkt in das dicht besiedelte Umland drängt. Doch dort regt sich stets Widerstand, weil man befürchtet, im Umkreis einer Spielothek könnte sich ein unliebsames Milieu entwickeln und ein schlechtes Licht auf die Umgebung werfen. Und, dass der Spiel- und Wettsucht Vorschub geleistet werden könnte. Kaum ein Ort im östlichen Landkreis, in dem nicht heftig vor einer Genehmigung gestritten worden wäre, doch mittlerweile gibt es fast überall, ob in Olching, Germering, Puchheim, Gröbenzell oder Eichenau, Spielotheken, und bald wird auch im Allinger Gewerbegebiet ein Spielsaal mit zwölf Geldspielgeräten eröffnen.

Das Grundstück im Allinger Gewerbegebiet an der Staatsstraße soll bebaut werden. (Foto: Günther Reger)

In der Sitzung am Dienstag hat der Gemeinderat mehrheitlich einen Bauantrag für die Errichtung einer Spielothek mit Bürogeschoss und Tiefgarage genehmigt und auch gebilligt, dass hinter dem Gebäude zur Saatstraße hin zwei Parkplätze im eigentlich nicht überbaubaren Bereich angelegt werden. Der Gebäudekomplex soll auf dem freien Grundstück neben dem einstigen Gastronomiebetrieb der Allinger Tortenfee errichtet werden. Der Zustimmung ging eine kontroverse Beratung voraus, in der die FW-Fraktion und Ingrid Schilling von der Bürgerschaft Alling Bedenken vorbrachten. Das Projekt entspreche nicht den Festsetzungen des Bebauungsplans, so Werner Neumann. Dies sollte man nutzen, den Antrag abzulehnen. Möglicherweise würde das Landratsamt eine Ablehnung ersetzen, ergänzte der FW-Politiker, die Gemeinde sollte keinen Beitrag dazu leisten, dass Jugendliche zum Spielen verführt werden und die Spielsucht nicht fördern.

Dies ging Finanzreferent Hermann Dejako gegen den Strich. "Wir sollten froh sein, dass wir Unternehmen haben, die Gewerbesteuer zahlen, die wir für Investitionen dringend brauchen", sagte der Christdemokrat. Damit das so bleibe, müsse die Gemeinde etwas dafür tun. FW-Sprecher Hans Friedl führte an, seine Fraktion sehe die Spielothek skeptisch, weil Bürger Vorbehalte hätten und möglicherweise in der Nachbarschaft Existenzen bedroht werden könnten. Ingrid Schilling fügte an, nicht grundsätzlich gegen eine Spielothek im Gewerbegebiet zu sein, ihr sei die Nähe zum Sportgelände "ein Dorn im Auge". Die Gemeinde sollte Kinder und Jugendliche "vor dem gewissen Klientel, das sich dort aufhält", schützen, mahnte die Sportreferentin. Sie verwies auf die Spielothek in der Münchner Straße in Fürstenfeldbruck, wo sich schon am frühen Vormittag Spieler in und vor dem Salon aufhielten.

Bürgermeister Frederik Röder (CSU) wies die Bedenken ebenso als "Vorurteile" zurück, wie den Inhalt einer ihm zugestellten E-Mail, in der eine Spielothek als Spielhölle mit einem Swinger-Club in Verbindung gebracht worden war. Laut Röder dürfen Jugendliche unter 18 Jahren Spielotheken nicht betreten. Gerhard Strunz, dem der Gemeinderat als zukünftigem Betreiber das Wort erteilte, bestätigte die Altersbegrenzung und erklärte, dass in Spielotheken kein Alkohol ausgeschenkt werden dürfe. "Es gibt einen Spielerschutz und einen Jugendschutz, außerdem sei die Masse der Spieler zwischen 25 und 35 Jahren. Als Unternehmer habe er ständig gegen Vorurteile anzukämpfen, obwohl er ständig bemüht sei, aus der Schmuddel-Ecke" herauszukommen. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen habe höchste Priorität. Zur Angst vor Spielsucht meinte Strunz, es seien mehr Menschen von anderen Dingen abhängig, wie zum Beispiel von Alkohol oder Drogen. Nur ein Prozent der Bevölkerung gehe überhaupt in Spielotheken. Überdies sei das Personal geschult, gefährdete Spieler zu erkennen und abzuhalten. Spielotheken seien keine dunklen Löcher, sondern lichtdurchflutete, moderne Entertainment-Center. Auf Anfrage von Simone Stenzer (FW) erklärte Strunz, dass nebenan eine Sportsbar eingerichtet werde soll. Spielothek und Bar hätten einen separaten Eingang und getrennte Toiletten. Stenzer fand die Nähe zur Asylbewerberunterkunft bedenklich. Der Bauantrag wurde mehrheitlich gebilligt.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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