Im Brucker Veranstaltungsforum:Zwischen Gefühl und Ehrgeiz

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Beim 20. Deutschen Ballettwettbewerb kämpfen 1200 Kinder und Jugendliche mit sehenswerten Einlagen um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft

Von Katharina knaut, Fürstenfeldbruck

Eine Elfjährige fegt mit Besen und Häubchen in Dienstmädchenkluft pirouettendrehend und fröhlich wie eine zweite Mary Poppins über die Bühne. Kurz darauf turnt eine Gruppe von Mäusen radschlagend umher. Es handelt sich jedoch nicht um die Aufführung eines Disney-Musicals sondern um den Deutschen Ballettwettbewerb, der auch dieses Jahr wieder im Veranstaltungsforum in Fürstenfeldbruck ausgetragen wird. An vier Tagen zeigen 1200 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in den Kategorien Jazz, Modern Dance, Ballett und Stepptanz ihr Können. Geschafft hat es nach Fürstenfeldbruck nur, wer sich in der Vorrunde qualifizieren konnte, Teilnehmer aus dem Landkreis gab es in diesem Jahr keine. Das Ziel ist der World Dance Cup in Amerika, an dem Teilnehmer aus der ganzen Welt.

Seit 2004 findet der Landesentscheid im Veranstaltungsforum in Fürstenfeldbruck statt. "Von der Logistik her ist es ideal," erklärt Veranstalterin Korinna Söhn. Die Säle seien schön und die Kinder könnten zwischen ihren Auftritten auch mal nach draußen. Viel Platz ist in den letzten Jahren essenziell geworden, da die Anzahl der Teilnehmer immer weiter ansteigt- ebenso wie die Anforderungen. Der Wettbewerb motiviere die Teilnehmenden enorm, so Söhn. Die Mädchen und Jungen trainierten immer härter, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. "Das Niveau steigt von Jahr zu Jahr."

Die Bemühungen zeigen sich auch auf der Bühne. Viele, auch einige der jüngeren Kinder, überzeugen durch Körperbeherrschung und Ausdruck. In dieser Hinsicht stechen vor allem die männlichen Teilnehmer heraus, deren Ausstrahlung der der Tänzerinnen in nichts nachsteht. Der Anteil der Jungen ist in den letzten Jahren gestiegen, sagt Söhn zufrieden. Dennoch machten die männlichen Teilnehmer bisher nur zehn Prozent aus.

Einer von ihnen ist der 19-jährige Paul Irmatov aus Gera. Er hat bereits einen Dance World Cup gewonnen, in diesem Jahr nimmt er zum dritten Mal am Deutschen Ballettwettbewerb teil. Und das, obwohl ihn das Tanzen anfangs überhaupt nicht gereizt hat. "Ich wollte eigentlich gar nicht," erklärt er grinsend. Zum Ballett kam er nur durch seine Eltern, die selbst in Moskau tanzten und anschließend nach Deutschland kamen, um ein Studio zu eröffnen. "Da musste ich dann einfach mitmachen." Mittlerweile hat sich seine Einstellung geändert: Er möchte professioneller Balletttänzer werden. Zuerst steht jedoch das Fachabitur an. Das Training unterbricht er wegen so einer Kleinigkeit jedoch nicht. An fünf bis sechs Tagen pro Woche trainiert er, manchmal direkt nach der Schule bis um halb neun Uhr abends.

"Das hier ist eine Plattform für Kinder, um groß rauszukommen", sagt Söhn. Sie hat die Wettbewerbe 1983 initiiert. Inspiriert haben sie dazu die Olympischen Spiele in München zehn Jahre zuvor. "Ich dachte, man muss so etwas auch für Kinder machen." Sie war zu diesem Zeitpunkt selbst Tänzerin und bedauerte es, dass es für junge Leute keine Wettbewerbe gab. "Ohne Kinder gibt es keine erwachsenen Sieger". Anfangs fand der Wettbewerb nur in Deutschland statt, nach und nach kamen andere Länder dazu. Aus diesem Grund entstand die Idee, zusätzlich einen World Cup zu initiieren. Mittlerweile nehmen etwa 30 Länder daran teil. Es kommen die Sieger der Landesausscheide zusammen, die zuvor im jeweiligen Land stattfanden, die Regeln sind überall gleich.

Häufiges Training ist ein wichtiger Bestandteil, um im Tanzbetrieb Erfolg zu haben. Um sich beispielsweise beim Wettbewerb zu qualifizieren, muss man nach der Einschätzung von Korinna Söhn mindestens an zwei Tagen pro Woche üben. Viele Teilnehmer trainieren auch jeden Tag, sagt sie. So wie die 13-jährige Katharina von Flemming aus Haan. "Es ist sehr anstrengend, aber es lohnt sich." Sie nimmt zum ersten mal am Wettbewerb teil. Sie performt in der Klasse "Kinder Solo Jazz, Showdance". In ihrem Tanz mimt sie einen versiegenden Wassertropfen. Zwischen Spagat, Pirouetten und Sprüngen streift sie dabei den blauen Teil ihres Kostüms ab, bis sie am Ende nur noch in Braun gehüllt malerisch auf der Bühne verdunstet. Vor ihrem Auftritt sei sie sehr nervös gewesen. "Die Konkurrenz ist wirklich gut", erzählt sie. Während viele andere schon tanzen, seit sie laufen können, geht Katharina ihrem Hobby erst seit drei Jahren nach. Mittlerweile ist es aber zu ihrer Leidenschaft geworden. "Beim Tanzen kann ich meine Gefühle rauslassen. Da bin ich ganz in meiner eigenen Welt."

Der Wettbewerb findet noch am Samstag, 19. März, von 10 Uhr an und am Sonntag, 20. März, von 9.30 Uhr an im Veranstaltungsforum Fürstenfeld statt. Karten ab 10 Euro sind bei Münchenticket oder an der Tageskasse erhältlich.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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