Ideen für ein besseres Leben:Vom Klackstock bis zum Aufstehsessel

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Einschränkungen sollen ausgeglichen werden: Thomas Appel (links) und Leopold Fuchs demonstrieren beim Tag der offenen Tür ihre Produkte für Senioren. (Foto: Günther Reger)

Beim Tag der offenen Tür stellt das Fürstenfeldbrucker Unternehmen Saljol seine breite Palette an Hilfsmitteln für den Alltag im Alter vor. Geschäftsführer Thomas Appel plädiert für eine Abkehr von der Massenware

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

Ideen für ein besseres Leben im Alter in gut händelbare, individuell zugeschnittene und komfortable Gerätschaften und Hilfsmittel umzusetzen, das hat sich das Start-Up-Unternehmen Saljol zum Ziel gesetzt. Der Firmenname steht für "Spaß am Leben, Joy of live" und "spiegelt die grundlegende Firmenphilosophie wider", sagt Geschäftsführer Thomas Appel. Man versuche, das Unmögliche zu denken und daraus Nützliches abzuleiten", erklärt er, und was dabei herauskommt, konnte man sich unlängst in den Geschäftsräumen in der Hubertusstraße ansehen. Der Klack- und Fix-Stock zum Beispiel bleibt magnetisch am Hosenbein haften und fällt nicht auf den Boden. "Älteren Menschen entgleitet der Gehstock häufig und es fällt ihnen schwer, ihn wieder aufzuheben, also haben wir nach einer Problemlösung gesucht", erzählte Leopold Fuchs, der für den Vertrieb zuständig ist.

Besonders praktisch empfanden Besucher den auf Rollen gelagerten Duschhocker mit Hygiene-Schlitz, mit dem man sich zwar in alle Richtungen drehen kann, der aber nicht wegrutscht. Die "Weltneuheit" der Firma ist der erste "Multi-Rollator", der wegen seiner guten Dienste, die er leisten soll, Page getauft wurde. Man kann sich damit auf der Stelle drehen, man kann ihn als Sitz und als Transportmittel benutzen und kommt mit seinem kleinen Wendekreis überall hin, so Fuchs.

Beim Tag der Offenen Tür beriet Appel, der in Fachkreisen bereits als "Rollatorpabst" einen Namen hat, die Besucher auch über die Vorzüge ferngesteuerter Aufstehsessel, bei dem die Fernbedienung nicht auf dem Boden fallen kann und stets in Griffweite bleibt, und gab Anleitungen zur Sturz-Prophylaxe und zum bequemen und gesunden Sitzen im Rollstuhl. Die Rollstühle der Firma sind optimal an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst und sollen möglichst zu den Möbeln in deren Wohnung passen. "Die Massenware kann im Detail gar nicht perfekt sein", weiß Appel, da könne man einiges verbessern.

Für den Show-Tag hatten Mitarbeiter, insgesamt sind es zehn, einen Grill- und Glühwein-Rollator gebaut, um die Besucher entsprechend verköstigen zu können. Das Leben älterer Menschen müsse man ganzheitlich betrachten, sagte der Geschäftsführer, manche hätten Gehschwierigkeiten, andere könnten sich nichts mehr merken und wieder andere hätten gar Alzheimer oder Demenz. Der Firmengründer hatte daher Werner Siegert für einen Autorenlesung eingeladen. Siegert und Ingrid Schumacher haben unlängst "Das Vorlesebuch für Demenzkranke" mit 45 Geschichten aus der Welt der Erinnerungen herausgegeben, das bei Therapeuten und in Betreuungseinrichtungen offensichtlich bestens ankommt, weil es sich gut für eine "Vorlese-Therapie" eignet. Die Kurzgeschichten greifen Ereignisse aus der Kindheit und Jugendzeit auf, die von vielen alten Menschen in ähnlicher Weise erlebt wurden. Die Geschichten erzählen von Freudentagen, von der ersten Liebe, vom kargen Essen nach dem Krieg und über Katzen und Hunde, die einen früher begleiteten. "Demenzkranke profitierten von den Geschichten, weil Kapitel aus ihrem eigenen Leben ins Gedächtnis zurückgeholt werden", sagte Siegert. Es sei bei Vorlesungen schon vorgekommen, dass sonst eher schweigsame Demenzkranke plötzlich eigene Erlebnisse einstreuten.

Passend zum Thema gestaltete Jennifer Petz, die dem Puchheimer Künstlerkreis angehört, die Wände mit 40 Gelatinedrucken, die unter dem Titel "Liebe schenken" Lebensgesichteten älterer Menschen erzählen. "Ich habe versucht, Geschichten, Beziehungen und Lebenswege dazustellen, jedes alte Gesicht erzählt seine eigene Geschichte", erklärte die Künstlerin und weihte die Besucherin ihre Arbeit ein.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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