Hohe Kosten stehen an:Bruck benötigt eine zusätzliche Feuerwache

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In zwei von drei Fällen dauert es mehr als die vorgeschriebenen zehn Minuten, bis die Hilfskräfte von der Landsberger Straße zum Einsatzort gelangen. Ein nun vorgelegtes Gutachten legt eine Dependance am Fliegerhorst nahe. Das dürfte die Stadt mehrere Millionen Euro kosten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Die Stadt muss in den kommenden Jahren zusätzliche Lasten in Millionenhöhe schultern. Weil es im Alarmierungsfall zu lange dauert, bis die Hilfskräfte vom Feuerwehrhaus an der Landsberger Straße an Einsatzorten am Stadtrand eintreffen, muss wohl eine zusätzliche Feuerwache in der Nähe des Fliegerhorsts gebaut und mit Fahrzeugen ausgestattet werden - wie es sie in vergleichbaren Städten wie Freising oder Geretsried bereits gibt. Ein großer Brocken ist die möglicherweise erforderliche Anschaffung einer zweiten Drehleiter. Allein ein solches Spezialfahrzeug, das zur Personenrettung aus mehrgeschossigen Gebäuden und für entsprechende Löscharbeiten eingesetzt wird, kostet um die 750 000 Euro.

Die Feuerwehr zog 1997 vom Standort nahe dem Volksfestplatz in das neue, deutlich größere Haus an die Landsberger Straße um. (Foto: Günther Reger)

Am Mittwoch widmete sich der Hauptausschuss lediglich einem einzigen Tagesordnungspunkt: dem neuen Feuerwehr-Bedarfsplan für die Jahre bis 2020, der in Zusammenarbeit mit den Freiwilligen Feuerwehren Fürstenfeldbruck, Aich und Puch erarbeitet worden ist und der nach einem Jahr Vorbereitungszeit von Thomas Keller vom Heilsbronner Ingenieurbüro für Brandschutztechnik und Gefahrenabwehrplanung vorgestellt wurde. Der Ausschuss empfiehlt, die darin vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen "im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten" weiterzubearbeiten und dem Stadtrat vorzulegen. Drei CSU-Stadträte, darunter auch Feuerwehrreferent Andreas Lohde, stimmten gegen diese Formulierung, weil sie ihnen zu unverbindlich erscheint. Lohde verwies auf das Bayerische Feuerwehrgesetz, das Gemeinden ohnehin nur "in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit" dazu verpflichtet, "gemeindliche Feuerwehren aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Deshalb hätte sich der CSU-Fraktionsvorsitzende, der selbst bis vor einigen Wochen Vorsitzender des Brucker Feuerwehrvereins war, eine klarere Verpflichtung zur Umsetzung des Bedarfsplans gewünscht.

Die Kernaussage des Gutachtens: Teile im Norden und Südosten des fast 33 Quadratkilometer großen Gebiets der 33 000 Einwohner zählenden Stadt lassen sich von keinem Punkt innerhalb der vorgegebenen "Hilfsfrist" von zehn Minuten erreichen - und schon gar nicht vom relativ ungünstig gelegenen Standort an der Landsberger Straße. Die Brucker Feuerwehr ist deswegen auf die Hilfestellung von Nachbarwehren etwa aus Emmering, Schöngeising oder Maisach angewiesen, was bislang aber recht gut klappt. Nach dem vollständigen Abzug der Fliegerhorstfeuerwehr bereitet vor allem die für 1600 Personen konzipierte Erstaufnahmestelle für Asylbewerber den Fachleuten große Sorgen, aber auch Einrichtungen wie die Offizierschule, die fernab der Hauptpforte auf dem Fliegerhorstgelände liegt und Unterkünfte für mehrere hundert Menschen umfasst. Zudem könnte die Stadt durch die von 2020 an vorgesehene Bebauung des heutigen Militärgeländes um bis zu 5000 Einwohner wachsen. Brucks Feuerwehrkommandant Michael Ott beziffert den Anteil der Hilfseinsätze, bei denen die Zehnminuten-Hilfsfrist eingehalten wird, auf lediglich 34 Prozent. In drei von vier Fällen gelang es der Feuerwehr im vergangenen Jahr immerhin, innerhalb von zwölf Minuten am Einsatzort einzutreffen.

In den Jahren, die bis zum Bau einer zusätzlichen Feuerwache noch vergehen dürften, könnte die Situation bereits etwas entschärft werden: sofern Feuerwehrmänner im Alarmierungsfall schneller das Feuerwehrhaus an der Landsberger Straße erreichen und den Einsatzfahrzeugen noch besser der Weg freigemacht werden könnte. Deshalb empfehlen Keller und Lohde zum einen den Bau von standortnahen Betriebswohnungen als auch die Anwerbung städtischen Personals, das tagsüber bereits in der Nähe beschäftigt ist. In Bruck kämen Dritter Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) zufolge etwa Friedhofsmitarbeiter und nach einer bereits diskutierten Verlagerung des Bauhofs in die Nähe auch dessen Bedienstete in Frage. Um die Einsatzbereitschaft am Tag zu verbessern, waren bereits vor einigen Jahren sieben Bauhofmitarbeiter erfolgreich angeworben worden für den Dienst bei der Feuerwehr. Lohde empfiehlt zudem, Maßnahmen wie Tempo-30-Zonen, Bushaltestellen auf der Fahrbahn oder Kreisverkehre immer im Licht möglicher Behinderungen der Rettungsdienste zu sehen.

Klaus Wollenberg (FDP) ärgert sich darüber, dass seine Mahnungen, sich mit Blick auf die geplante Auflösung der Fliegerhorstfeuerwehr frühzeitig mit dem Thema zu befassen, bereits in der zurückliegenden Amtsperiode von der Stadtverwaltung in den Wind geschlagen worden sei. Nach der Lektüre des Bedarfsplans rechnet er mit drei Millionen Euro für eine zweite Feuerwache in der Nähe des Fliegerhorsts, die im Haushalt bislang noch gar nicht berücksichtigt sind. Kämmerin Susanne Moroff bestätigte, dass im laufenden Jahr lediglich 160 000 Euro für Fahrzeuge und in den kommenden Jahren 650 000 Euro für ein Feuerwehrhaus eingeplant sind. Die Haushalte für die kommenden Jahre müssen wohl angepasst und bislang eingeplante Projekte erneut auf den Prüfstand gestellt werden.

Bis 2020 listet der Feuerwehr-Bedarfsplan Neuanschaffungen für Fahrzeuge in Höhe von etwa drei Millionen Euro und von etwa 1,8 Millionen Euro für eine "Feuerwache zwei" (ohne Grunderwerb und Dienstwohnungen) sowie Nachrüstungen an der Landsberger Straße und in Puch vor. Auf Anregung von Franz Neuhierl (Freie Wähler), der ebenso wie Geißler der Bundeswehr noch einen Beitrag abverlangen will, soll nun geprüft werden, ob die in Mammendorf stationierte, dort aber kaum genutzte Drehleiter des Landkreises vielleicht doch wieder nach Bruck zurückverlegt werden kann. In diesem Fall würde sich die Anschaffung eines weiteren solchen Spezialfahrzeugs erübrigen.

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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