Hohe Gebühren:Altstadtfest ohne Brucker Schokofrüchte

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Peter und Andrea Thuss verkaufen aus ihrem "Crazy-Fruits-Wagen" heraus Schokofrüchte. (Foto: oh)

Andrea und Peter Thuss wollen einen 80-prozentigen Gebührensprung nicht hinnehmen und sagen ab

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Andrea und Peter Thuss haben die Konsequenzen gezogen: Beim Altstadtfest am kommenden Wochenende werden sie nicht mehr mit einem eigenen Stand vertreten sein. Der Grund für den Ärger: Die Stadt hat die Gebühren deutlich angehoben. Für viele Anbieter bedeutet das einen schmerzhaften Preissprung. Die Stadtverwaltung rechtfertigt die Maßnahme damit, dass die entsprechenden Gebühren seit mehr als zehn Jahren nicht mehr angepasst worden sind und will die Entscheidung trotz der Beschwerden einiger Standlbetreiber nicht mehr zurücknehmen.

"Das geht gar nicht", schimpft Peter Thuss. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea ist er seit 1996 auf dem Brucker Altstadtfest mit den "Crazy Fruits" vertreten. Jahr für Jahr habe er etwa 165 Euro für den Standplatz des fünf Meter langen Wagens gezahlt und zuzüglich 27 Euro für den Strom. Und nun sei ihm eine saftige Kostenrechnung ins Haus geflattert: 20 Euro pro Meter, und der Betrag soll dann auch noch mit den zweieinhalb Tagen multipliziert werden. Hinzu kommen 50 Euro für Strom. Ärgerlich für die Familie Thuss ist aber auch, dass das Schokofrüchte-Standl nun als Imbiss eingestuft werden soll und somit weitere 50 Euro Toilettenpauschale fällig würden. "Statt den 192 Euro im vergangenen Jahr sollen wir jetzt 350 Euro zahlen", so Peter Thuss. Das wäre eine Erhöhung um mehr als 80 Prozent. "20 Prozent wären okay gewesen, aber das ist zu viel", sagt Andrea Thuss, für die der Schokofruchtstand ein zweites berufliches Standbein ist. Solche Mehrkosten könne man auch unmöglich über höhere Preise an die Kunden weitergeben. Sie fragte bei der Stadt nach. Der Antwortbrief ist zwar höflich und nett geschrieben. Bei der Entscheidung aber soll es bleiben. "Da machen wir nicht mit", sagt Peter Thuss. Schließlich müssten die Fieranten auch ein hohes Risiko tragen. Wenn das Wetter schlecht wird, könne man die Ware wegwerfen und bleibe auf dem Verlust sitzen. "Wir besuchen Märkte in Bad Tölz, Chiemgau und Miesbach. Da wird auch überall nach laufenden Metern abgerechnet. Aber da zahlt man einmal und nicht für jeden Tag", so der 66-Jährige.

Ein ziemlich langes Gesicht macht auch Antonio Di Gorga vom Nabucco, der an seinem Stand wieder Pizza, Nudelgerichte und Getränke anbieten will: "Eine Erhöhung um 50 oder 80 Euro hätte ich ja verstanden", sagt er, "aber diesmal muss ich statt bislang 650 gleich 950 Euro bezahlen. Das ist schon happig." Eine nachvollziehbare Begründung habe die Stadt auch nicht gegeben. "Der Domenico von der Osteria war auch schon bei mir, der war richtig sauer."

Roland Klehr, Verwaltungschef der Stadt, äußert Verständnis für die Geschäftsleute. Gleichwohl stimmt er dem Zweiten Bürgermeister Erich Raff zu, der eine Gebührenanpassung vor dem Hintergrund der stetig steigenden Kosten beispielsweise für Personal als überfällig bezeichnet hatte. "Wenn wir in den vergangenen zehn Jahren jedes Jahr um zwei Prozent erhöht hätten, dann würden die Gebühren heute noch höher liegen", so Klehr, bei dem sich drei Fieranten schriftlich beschwert haben. "Natürlich gibt das wegen des einen großen Schritts nun keinen Applaus für die Stadt, aber da müssen wir jetzt eben alle in den sauren Apfel beißen." Künftig werde man sich bemühen, einen solchen Gebührensprung auf einen Schlag zu vermeiden - etwa durch zweijährliche Anpassungen.

Claudio Nicola von der Eisdiele Al Ponte ärgert sich weniger über die Gebührenerhöhung. Er wäre schon bereit, der verschuldeten Stadt mehr zu bezahlen, sofern davon auch die Attraktivität des Altstadtfests profitiere. Seiner Beobachtung zufolge interessieren sich immer weniger Besucher und weniger Fieranten fürs Altstadtfest. "Wenn das attraktiver wird, können wir auch mehr bezahlen", so Nicola. Überfällig sei es vor allem, die Lastwagen und möglichst viel Autoverkehr aus dem leider recht brillen- und telefonladenlastigen Zentrum herauszubringen. Hier sieht der Al-Ponte-Chef die Politiker in der Pflicht.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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