Hochinteressante Arbeit:Die Restauratorin

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Oft muss Susanne Dinkelacker genau abwägen. (Foto: Johannes Simon)

Susanne Dinkelacker hat knapp 200 Bilder begutachtet

Susanne Dinkelacker beugt sich über ein Mädchenporträt. "Hier, diese weißen Pünktchen überall. Das ist Sand, den er unter die Farbe gemischt hat. Aber das kann man schon so lassen", erklärt die Restauratorin und deutet mit der Hand auf die winzigen Beschädigungen. Einem Laien falle so etwas wahrscheinlich nicht auf. Bilder zu restaurieren sei deswegen immer auch eine Frage der Abwägung - ästhetisch und nicht zuletzt finanziell.

Zwischen 150 und 200 Bilder des Malers hat die Kunsthistorikerin und Restauratorin seit Mitte März begutachtet. Große Reparaturmaßnahmen seien ohnehin nicht zu machen gewesen. "Was nicht Gefahr drohte abzufallen, musste so bleiben", sagt Dinkelacker, die immer wieder für das Stadtmuseum arbeitet. Die Werke, die sich hinter Glas befinden, wolle sie lieber gar nicht erst öffnen.

"Einen Moor wieder auf Vordermann zu bringen, ist eine ganz schön heikle Sache", erzählt sie. Er habe viel mit Malmitteln und Techniken experimentiert - allerdings nichts davon ausführlich schriftlich dokumentiert. In den Kriegsjahren, als ohnehin alles knapp war, habe er Farben aus geriebenem Glas, Ziegeln und Torf hergestellt. Später mischte er Kolophonium oder Sand darunter, um mattere Farben zu erhalten. In einem Skizzenbuch habe Dinkelacker eine Art Rezept gefunden, in dem abenteuerliche Zutaten wie Mandelseife und Haarwasser gelistet sind. Von vielen Bilder müsse schon zu Moors Lebzeiten die Farbe abgeplatzt sein. Als Malgrund benutzte Moor statt der üblichen Leinwand oft Sackrupfen oder auch mal Zeitungspapier - was es eben gerade gab. "Als Restaurator stehst du oft vor den Bildern und rätselst", sagt Dinkelacker. Gleichzeitig mache das die Arbeit aber hochinteressant.

© SZ vom 07.05.2016 / Laha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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