Historie:Letzte Ruhestätte des Klosterbauers

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Seit vielen Jahren wird gerätselt, wo Abt Balduin Helm, Auftraggeber der barocken Kirche, begraben ist. Nun haben Mitglieder des Historischen Vereins durch einen glücklichen Zufall das Geheimnis gelüftet

Von Julia Huss, Fürstenfeldbruck

Seit fast 300 Jahren birgt die uralte Krypta, die sich unterhalb des Altars der Klosterkirche befindet, ein Geheimnis, dass nun durch einen reinen Zufall ans Tageslicht kam. Denn unter den Gräbern der Mönche und Äbte befindet sich auch die verschollen geglaubte Grabstätte des Abtes Balduin Helm, der für den Neubau der barocken Klosteranlage verantwortlich war.

Die Geschichte der Entdeckung der letzten Ruhestätte des 1720 verstorbenen Abts unterhalb der Klosterkirche gleicht einem spannenden Film-Drehbuch. Johannes Hoffmann, Gründungsmitglied des seit 35 Jahren bestehenden Historischen Vereins und Peter Wollein, ehemaliger Schriftführer des Vereins, wollten eigentlich nur einige Fotos der Krypta-Grabsteine am Computer bearbeiten. Denn der jährlich stattfindende Gottesdienst, Rorate-Amt genannt, stand vor der Tür. Dort wollten sie die bearbeiteten Bilder präsentieren. Durch Vergrößerung und Verfeinerung der Fotos konnte Wollein schließlich einen ganz besonderen Name auf einem der Grabsteine entdecken: Balduin Helm. Danach holten die beiden Vereinsmitglieder eine zweite Meinung ein und zeigten dem Stuckateurmeister Dietmar Götz die kaum lesbare Inschrift. Dieser nutzte eine sogenannte Blaulampe. Durch das spezielle Licht hatten Wollein und Hoffmann nun nicht nur den Computerbeweis, sondern konnten mit eigenen Augen den Namen des Abtes entziffern.

Der Grabstein in der Krypta ist zwar schon lange bekannt, seine Inschrift lesen konnte bisher aber niemand. (Foto: Christian Götz)

Der letzte Abt des Klosters hatte in einer großen Chronik noch festgehalten, dass Balduin Helm "in capitolo" seine letzte Ruhestätte gefunden hätte. Wie Hoffmann erklärt, müsse es Kapitelsaal bedeuten. "Dieser Ort ist so ungefähr der wichtigste Raum, den es in einer Kirche gibt, denn dort wieder alles entschieden", erklärt der Entdecker. Hoffmann ging der Sache schon vor Jahren weiter auf den Grund und ließ sogar die Polizei die Hohlräume des Kapitelsaals untersuchen. "Aber da war er nicht, denn da war er ja bereits hier unten", erzählt Hoffmann.

Und so blieb Balduins Grabstätte weiterhin ein großes Rätsel. "Zu diesem Zeitpunkt hatte niemand genau gewusst wo er begraben wurde", berichtet Hoffmann. Bis zu der zufälligen Entdeckung vor 14 Tagen. Hoffmann nimmt an, dass der Abt um 1740 vom Kapitelsaal in die Krypta umgebettet wurde. Dafür spricht auch, dass Balduins Grab, im Gegensatz zu den anderen Gräbern, eine andere Form hat und aus der Wand heraussteht. "Man sieht förmlich, dass diese Platte nicht hierher passt", betont Hoffmann. Aber nicht nur Balduins Grabstätte ist außergewöhnlich, auch das Leben des Abtes birgt einige Geschichten. Der geborene Münchner legte 1691 den Grundstein des Klosterneubaus und nutzte die damals gefestigte wirtschaftliche Lage des Klosters. Diese Blütezeit fand allerdings durch den Beginn des spanischen Erbfolgekriegs ein jähes Ende. Zusätzlich hat sich Balduin laut Johannes Hoffmann aufgrund der hohen Ausgaben für das Kloster "etwas zu vornehm verhalten". Der Abt tritt vier Jahre nachdem der Bau der Kirche eingestellt wurde zurück. Dennoch kann Helm am Ende noch erleben wie 1716 der Kirchenbau neu aufgenommen wird. Neben seiner fünfzehnjährigen Tätigkeit als Abt war Balduin als Prediger und Gelehrter tätig.

Die Kirche hat einen prachtvollen Altarraum. (Foto: Christian Götz/oh)

Langsam lösen sich also die Geheimnisse rund um diesen wichtigen Abt des Klosters. Erst vor einem Jahr konnte das Rätsel seines Aussehens gelüftet werden. Denn Johannes Hoffmann lernte durch Zufall Pfarrer Konrad Barth kennen, als dieser das Kloster besuchte. Barth fand vor Jahren das Bild einer Abtweihe. Einen der Äbte konnten sie anhand des Wappens seines Ornates als Balduin Helm identifizieren. Nun ist genauso zufällig klar geworden an welchem Ort der Erneurer der Klosterkirche seine letzte Ruhe fand.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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