Heckrinder im Fußbergmoos:Tierische Rasenmäher

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Sie sind mit dem Auerochsen verwandt und vermitteln fast den Eindruck von Kampfstieren: Im Fußbergmoos sind neun Heckrinder beheimatet.

Ina Heitzer

Gigantische Kolosse verfolgen mit finsteren Augen die vorbeigehenden Spaziergänger. Ihre riesige Gestalt umgibt ein verzotteltes, aber dichtes Fell. Ausgestattet mit kräftigen Hörnern, die von ihren Köpfen seitlich-geschwungen abstehen, vermitteln sie fast den Eindruck von Kampfstieren aus einer Arena. Doch bei einem zweiten Blick erinnern die schönen Tiere vielmehr an große Schäfchen, die träge herum stehen, ziellos einige Schritte umherwandern oder einfach nur friedlich grasen.

Glückliche Rasenmäher: Die Heckrinder im Fußbergmoos. (Foto: Günther Reger)

Bereits seit 2002 pflegt die Fürstenfeldbrucker Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) im Fußbergmoos bei Maisach rund 15 Hektar Lebensraum mit Hilfe von Heckrindern. Die besonderen Wiederkäuer sind eine Art Verwandte des vor mehr als 300 Jahren ausgestorbenen Auerochsen. In den 1930er und 1940er Jahren hatten die Gebrüder Heck genau dieses Ur-Rind im Blick, als sie eine Rückzüchtung versuchten. Ihnen verdankt die Herde im Fußbergmoos heute ihre Existenz - und natürlich auch den Namen.

Was sie so besonders mache? "Heckrinder sind eine sehr robuste Rasse", erklärt Andreas Schützeberg, hauptamtlicher Mitarbeiter des Fürstenfeldbrucker LBV. Das ganze Jahr über würden sich die Tiere draußen auf den Weiden aufhalten, auch in den Wintermonaten. Es gäbe jedoch einen beheizbaren Brunnen, der die Wasserzufuhr gewährleistet, versichert er.

Wird es kalt, bekommen die Heckrinder ein unheimlich dickes Fell und würden "wie kleine Teddybären" aussehen. Da Schnee auf ihrem Fell nicht schmelze, merkt Schützeberg schmunzelnd an, denke man bei ihrem Anblick im Winter zuerst an viele weiße Haufen in der Landschaft.

Die Pflege der Tiere übernehmen größtenteils ehrenamtliche Mitarbeiter. Es wurde ein eigener Heckrinder-Dienst eingerichtet, der im 14-tägigen Rhythmus wechselt. Die Freiwilligen achten darauf, dass genügend Wasser vorhanden ist und füttern Heu zu, wenn die Rinder in der kalten Jahreszeit kein Gras mehr finden.

Die Rinder helfen bei der Verbreitung der Prachtnelke

Die riesige Fläche von 15 Hektar im Fußbergmoos wurde für die Tiere in drei verschiedene Weiden eingeteilt. Auf derjenigen mit den wertvollsten Pflanzenarten dürfen sie nur im Spätherbst grasen. Früher mussten die Mitarbeiter des LBV die Weiden mühevoll pflegen, heute machen das die neun Heckrinder.

Durch die Beweidung erspare man sich das notwendige Mähen dieser sogenannten Streuwiesen, erklärt Schützeberg. Zahlreiche Pflanzenarten, zum Beispiel die Prachtnelke, würden davon profitieren. Das Ergebnis schildert Schützeberg so: "Am Anfang gab es von ihr nur einen sehr geringen Bestand, heute hat sie sich durch die Rinder auf die ganze Fläche ausgeweitet."

Angefangen hat das Projekt vor mehr als acht Jahren mit einem Stier und zwei Kühen. Heute zählt die Herde insgesamt neun Tiere, einschließlich der beiden Kälber, die in diesem Jahr hinzugekommen sind. Für die beiden Jungtiere werden immer noch Paten gesucht. Für die Dauer von zwei Jahren können sie mit mindestens 100 Euro jährlich unterstützt werden. "Bislang gab es einige Anfragen, aber noch nichts Konkretes", so Schützeberg.

Externe Hilfen sind stets von großer Bedeutung, weil immer wieder Arbeiten anfallen, die es zu finanzieren gilt. In diesem Jahr musste zum Beispiel der Zaun erneuert werden. Die alten Pfosten aus Holz und Plastik, die im Laufe der Zeit faulig geworden waren, wurden ersetzt. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 7000 Euro, "das ist für uns als Kreisgruppe schon ein großer Batzen Geld", weiß Schützeberg. Doch der enorme Aufwand habe sich gelohnt - seit einiger Zeit säumen nun Eckpfosten aus massivem Edelstahl die Weiden der neun, ganz speziellen Rinder im Maisacher Fußbergmoos.

© SZ vom 06.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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