Haarstudio Wieser:Horizontales Handwerk

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Haarmodel Daniela liegt während der Färbeprozedur eine Stunde auf einer Matte. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Bei der Balayage-Färbetechnik liegt die Kundin auf dem Boden

Von Lena von Holt

MammendorfMit einem Pinsel trägt Johanna Wieser Strähne für Strähne zwei verschiedene Blondtöne auf die Haarspitzen ihrer Kundin. Statt klassisch auf dem Friseurstuhl, liegt Haarmodel Daniela allerdings auf einer Gymnastikmatte auf dem Boden des Haarstudios Wieser. Inklusive Einwirkzeit muss sie dort ungefähr eine Stunde ausharren. Ungemütlich sei das aber nicht - im Gegenteil, findet die 16-Jährige. Manchmal würde das Spektakel allerdings neugierige Blicke anziehen. Ein echter Blickfang eben.

"Im Liegen ist einfach mehr Platz, um die Farbe aufzutragen", erklärt die Friseurin. "Es ist, wie auf eine Leinwand zu malen", schwärmt die 24-Jährige. Ein anderer Vorteil dieser Bodenliegetechnik: Die Farbverläufe würden besonders gleichmäßig und so natürlicher wirken. "Balayage" heißt dieser Look, der aus Frankreich stammt, aber durch amerikanische Prominente wie Sarah Jessica Parker oder Selena Gomez berühmt gemacht wurde.

Zurzeit sehe man ihn auch in amerikanischen Serien wie "Pretty Little Liars". Oben dunkel, unten hell - der Trend tut im Grunde so, als komme man direkt aus dem Urlaub und als ob die Sonne die Haarspitzen ausgebleicht habe. Es geht aber auch umgekehrt: Wer blonde Haare trägt, kann sich den Ansatz dunkler Färben lassen. Zwischen 55 und 80 Euro gibt frau aus, um "mit dem Trend zu gehen". Im Vergleich zu Münchner Preisen soll das noch ein richtiges Schnäppchen sein. Dort koste der Look auch schon mal 300 Euro.

Johanna Wieser ist in den sozialen Medien Instagram und Facebook auf die Färbetechnik aufmerksam geworden. Dort posten, teilen und liken junge Frauen Fotos vom Friseurergebnis. Auf diese Weise spricht sich so etwas schneller herum, als es früher der Fall gewesen wäre. Ende des vergangenen Jahres hat sich Wieser die Technik mit Lehrfilmen bei Youtube selbst beigebracht.

Zur Verbreitung beigetragen hatte auch die Facebook-Seite des Haarstudios, auf der Wieser regelmäßig Fotos und Videos postete. Die Friseurin spricht von einem "Hype", der dadurch entstanden sei und sie selbst überrascht habe. Fast täglich hockt sie mittlerweile auf dem Boden, um ihren meist jungen Kundinnen den Balayage-Look zu verpassen. Weil die Nachfrage so groß ist, hat Wieser mittlerweile auch ihre Kolleginnen in den anderen Filialen in die Technik eingewiesen.

"Man darf nicht stehen bleiben", sagt die junge Frau. "Sonst gehen die Kunden zur Konkurrenz." Und von der gebe es im Landkreis nun wirklich mehr als genug. Deshalb sei man als Friseur heute dazu gezwungen, mit jedem Trend zu gehen.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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