Gut besucht:Wie auf dem Bazar

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Trotz der Ferien herrscht beim Flohmarkt auf dem Parkplatz des Hagebaumarktes in Fürstenfeldbruck großer Andrang. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Reges Treiben beim Flohmarkt in Fürstenfeldbruck

Von Manfred Amann, Fürstenfeldbruck

"Wetten, dass der wiederkommt, der ist ganz scharf auf die Schallplatten. Drei Mal war er schon da und hat sich die Scheiben angesehen. Er glaubt wohl, dass ich mit dem Preis runtergehe, wenn ich sie nicht bald loswerde", spekuliert Werner Lohner und versichert seiner Standnachbarin, dass sich der Interessent da aber gewaltig getäuscht habe. "Vinyl-Platten sind derzeit hoch im Kurs", verrät der Dachauer, je nach Qualität und Rarität könne man da zehn bis 40 Euro das Stück nehmen. Er sollte Recht behalten. Nur eine halbe Stunde später hatte der 64-jährige erfahrene Freizeithändler die meisten verkauft, und zwar an einen anderen Interessenten, "ohne lange zu handeln und zu einem guten Preis", wie er verrät.

Etwa 80 Hobby-Flohmarkthändler machten sich auf dem Hagebaumarkt-Parkplatz an der Augsburger Straße in Fürstenfeldbruck breit, um ihre meist gebrauchten, ausrangierten oder überzähligen Kleider, Schuhe, Töpfe, Werkzeuge, Bücher, Elektrogeräte, Gemälde, Skulpturen, Bierkrüge, Geschirr oder Spielsachen und Sportartikel zu möglichst guten Preisen an den Mann zu bringen. Das Wetter war nahezu ideal, so wie es sich der Veranstalter Gero Weickmann aus Reutlingen gewünscht hatte: Kein Regen, nicht zu kalt und auch kein Badewetter mit Extremhitze. Eine Frau aus Klosterlechfeld ist auf der Suche nach "Barbypuppen mit Kleidern für meine Enkelin" und nach einer Flöte. Marisa aus Gauting hat beides zwischen Mädchenkleidern als "Blickfang" drapiert, weil ihre Tochter nicht mehr damit spielt und aufs Fagott umgestiegen ist. "So ein Zufall, da brauche ich ja gar nicht mehr lange suchen", freut sich die Frau aus Altomünster, "nur mit dem Preis sollte schon nach was gehen". Und so wird geratscht, gehandelt und wieder geratscht, bis man sich einig ist: 15 Euro für das Barby-Sortiment, 25 für die Flöte. "Ich hatte mir zwar ein paar Euro mehr vorgestellt", verrät Marisa, aber "weil die Frau so nett war, wollte ich nicht so sein". Sie gehe nur manchmal auf Flohmärkte und verkaufe nicht nur des Geldes wegen, sondern auch "weil es Spaß macht, weil man mit Leuten ins Gespräch kommt und man wie auf einem orientalischen Basar feilschen kann".

Eine Mutter aus Bruck und ihre Tochter bieten Schulsachen an. Andreas hat Interesse an einem Schulranzen, auf dem ein Hochseeschiff in gefährlichem Wellengang abgedruckt ist. Papa fragt über Handy bei Mama nach, doch die ist nicht einverstanden und so geht der Fünfjährige leer aus. Vorerst, denn bei den Videospielen, die ein paar Meter weiter angeboten werden, entscheidet Papa, und das großzügig. Nebenan sortiert eine Frau einen Stapel Sitzkissen und versichert: "Alle frisch gewaschen und sauber." Dies erwarten die Kunden auch von den auffallend vielen Kleiderverkäufern, wenngleich man nicht mehr befürchten muss, dass der namensgebende Floh auf dem Markt heimisch ist. Seinen Namen verdankt der Flohmarkt den spätmittelalterlichen Kleidergaben der Fürsten an das Volk, mit denen gehandelt wurde, wobei so mancher Floh auch den Besitzer gewechselt hat. Eine Bruckerin bietet Münzen und Briefmarken an; zwei Schwestern haben ihre Spiele- und CD-Sammlungen aus dem Keller geholt; Harald Lehner aus Grafrath versucht zum ersten Mal, für wertvolles Blechspielzeug aus Fünfzigerjahren Käufer zu finden und alle sind "leidlich zufrieden" mit dem Umsatz.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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