Grünflächen:Überfordert vom Unkrautjäten

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Weil vielerorts auf den Einsatz von Herbiziden verzichtet wird, ist im kommunalen Gartenbau zeitaufwendige Handarbeit gefragt. Das schaffen die Bauhofmitarbeiter aber nicht alleine

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Städte und Gemeinden im Landkreis verzichten heute meist auf den Einsatz von Herbiziden oder gar Glyphosat. Das, was ungewollt in Beeten oder auf Grünstreifen wächst, lassen sie mechanisch oder thermisch entfernen. Das ist gut, weil sich eingesetzte Gifte im Grundwasser sammeln oder Kinder gefährden, die auf dem Boden spielen. Doch der Verzicht auf Herbizide kostet Geld. So lässt sich die Stadt Germering von einer Firma bei der Pflege der eigenen Grünflächen helfen. Etwa 91 500 Euro gibt sie für diese Hilfe im laufenden Jahr aus.

Dabei verfügt Germering über einen Bauhof, dessen Arbeiter auch für die Pflege der Grünflächen zuständig sind. Doch die Arbeiter können die Pflege der Grünflächen nicht alleine bewältigen. Das Zupfen von Unkraut, das Auskratzen von Fugen oder der Einsatz von Flächenbrennern ist recht zeitaufwendig und eine "Wahnsinnsarbeit", wie Thomas Wieser sagt, im Rathaus zuständig für Umweltangelegenheiten. Zudem unterfordern diese Tätigkeiten auf Dauer die Mitarbeiter. Wer in der Stadtgärtnerei angestellt ist oder eine Ausbildung macht, der will nicht nur rund um die Uhr Unerwünschtes aus Beeten rupfen, sondern auch lernen, wie man Grünflächen anlegen und gestalten kann und kreativ mit Blumenschmuck umgeht. Um solchem Wirken Raum zu geben, hat der Stadtrat vor einiger Zeit beschlossen, den Kreisverkehr an der Planegger Straße und der Straße Am Forst von Auszubildenden der Stadtgärtnerei gestalten zu lassen.

Für solche Arbeiten wäre keine Zeit, müssten die Mitarbeiter des Bauhofs händisch gegen all das Unkraut an Straßenrändern und auf öffentlichen Flächen vorgehen. Ebenso ergeht es auch der Gemeinde Maisach. Bürgermeister Hans Seidl sagt, dass auch seine Verwaltung Pflegearbeiten an Privatfirmen vergebe, um den eigenen Bauhof zu entlasten. Dessen gut zwei Dutzend Mitarbeiter wären niemals in der Lage, die Grünflächen der mit 53 Quadratkilometern flächenmäßig größten Gemeinde im Landkreis zu pflegen.

Denn auch Maisach verzichtet, wie Germering, schon seit Jahren auf die Anwendung von Herbiziden. Zuletzt haben sich die Maisacher Kommunalpolitiker darauf verständigt, die Grünflächen entlang von Ortsstraßen nur noch einmal im Jahr mähen zu lassen. Erreichen möchten sie damit mehr, als bloß auf Spritzmittel zu verzichten. Grünflächen sollen wieder zu Weiden für Bienen und Hummeln werden. Auf diese Weise will Maisach das Verschwinden von Insekten verhindern.

Auswirkungen hat diese Politik auch auf die Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen, die der Gemeinde gehören. Bereits vor zwei Jahren habe Maisach den Landwirten vorgeschrieben, Blühstreifen entlang der Äcker anzulegen, sagt Seidl. Nun hat die Gemeinde nachgelegt: Spritzmittel, die den Bestand an Bienen gefährden, dürfen auf gemeindeeigenen Feldern nicht mehr eingesetzt werden. Zu diesen Mitteln gehört ausdrücklich auch Glyphosat, obwohl dessen Einsatz in der Europäischen Union kürzlich noch einmal erlaubt worden ist.

Diese Regelung aus Maisach will auch die Stadt Puchheim übernehmen. Der Umweltbeirat hat die Verwaltung ersucht, ein Verbot von Glyphosat in die Pachtverträge für landwirtschaftliche Flächen aufzunehmen. Das Gremium begründet seine Anregung damit, dass der Einsatz des Pflanzenschutzmittels zur Reduzierung der Artenvielfalt beitragen könne. Bürgermeister Norbert Seidl hat zugesagt, dass die Stadtverwaltung den Vorschlag des Umweltbeirats aufgreifen wolle.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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