Gröbenzell:SPD wünscht sich Gemeinschaftsschule

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Die SPD will den Bau einer zusätzlichen Schule beantragen - auf der alle Kinder gemeinsam bis zur Mittleren Reife unterrichtet werden.

Wolfgang Krause

Die SPD will im Kreistag den Bau einer zusätzlichen Schule beantragen, auf der alle Kinder gemeinsam bis zur Mittleren Reife geführt werden und danach in drei Jahren das Abitur erwerben können. Das kündigte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Michael Schrodi am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion seiner Partei in Gröbenzell an. Als möglichen Standort dieser "Gemeinschaftsschule", die die SPD bayernweit propagiert, brachte Schrodi den westlichen Landkreis ins Spiel.

"Es war ein Riesenfehler, alle weiterführenden Schulen im Osten zu bauen", sagte Schrodi, der Lehrer am Brucker Viscardi-Gymnasium ist, mit Verweis auf die deutlich niedrigeren Übertrittsquoten im ländlichen Westen. Im Gespräch mit der SZ räumte er allerdings ein, dass die neue Schule für Kinder aus dem ganzen Landkreis erreichbar sein müsste. In Frage komme ohnehin nur eine große Gemeinde an der S-Bahn. Mit dem Schulneubau möchte die SPD zum einen die Raumnot beheben, die derzeit bereits in den weiterführenden Schulen herrscht und die sich laut Schrodi trotz des prognostizierten leichten Bevölkerungsrückgangs weiter verschärfen wird.

Er rechnete vor, dass an den Gymnasien, Realschulen und an der FOS/BOS im Landkreis angesichts des zusätzlichen Bedarfs für die Ganztagsschule in den nächsten Jahren 70 Räume fehlen. Derzeit sind es laut einer vom Landkreis in Auftrag gegebenen Studie 33. Zum anderen soll durch die Gemeinschaftsschule verhindert werden, dass wie bisher schon im Alter von zehn Jahren über den Schulabschluss eines Kindes entschieden wird.

"Es gibt auf der ganzen Welt 25 Länder, die so eine rigorose Selektion haben", sagte der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Pfaffmann, "und davon sind die meisten deutsche Bundesländer". Der Vorsitzende des Bildungsausschusses im Maximilianeum betonte in Gröbenzell, dass die neue Gemeinschaftsschule künftig neben den anderen Schulformen existieren und mit ihnen in einen Wettbewerb treten soll.

Vorerst soll nach Vorstellung der SPD in jedem Landkreis eine entstehen. "Ich hätte sie lieber Förderschule genannt", erklärte Pfaffmann, weil darin alle Kinder von den schwachen über die starken bis zu den hochbegabten gefördert werden. Er machte aber auch deutlich, dass unter den jetzigen Rahmenbedingungen mit mehr als 30 Schülern in 30 Prozent aller Klassen so eine Förderung nicht möglich ist.

Der Leiter der Gröbenbachschule, Wolfgang Lidel, plädierte dagegen für eine Kombination aus Hauptschule und Realschule. Diese habe die CSU zunächst zulassen wollen, dann aber doch auf eine klare Trennung gepocht. Nur in Karlsfeld gebe es nun doch so eine Haupt- und Realschule, sagte Lidel: "Und alle sind zufrieden." Dass die Gründung von Mittelschulverbünden die Probleme der Hauptschule nicht lösen können, darin bestand Einigkeit. Gröbenzell habe nur mitgemacht, weil man gehofft habe, den Hauptschulstandort länger zu erhalten, sagte Schrodi, der auch Sprecher seiner Fraktion im Gröbenzeller Gemeinderat ist.

Laut Lidel war dies das Beste, was die Gemeinde tun konnte: "Wir können uns nicht vorwerfen, dass wir nicht auf den Gaul aufgesprungen sind. Aber der Gaul zuckt ja nur noch." Er verwies darauf, dass die Hauptschule in Gröbenzell angesichts der Übertrittsquote von über 90 Prozent in der Gemeinde im nächsten Jahr voraussichtlich nur noch die achte und neunte Klasse anbieten könne. Wenn die Wahlfreiheit der Eltern weiter über das Ziel gestellt werde, die Schulstandorte zu erhalten, dann werde die Mittelschule das Ende vieler Schulen sogar beschleunigen.

Auch Pfaffmann sagte ein Sterben der kleinen Standorte voraus, weil die Verbünde ein gemeinsames Budget hätten, und sich die kleinen Schulen nicht mehr leisten könnten.

© SZ vom 15.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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