Gottesdienste an Heiligabend in Germering:Die heilige Familie im Nieselregen

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Die Waldweihnacht am Germeringer See ist stimmungsvoll, leidet aber ein wenig an den Vorgaben zum Corona-Infektionsschutz, dem Wetter und technischen Schwierigkeiten

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die mächtige Karussellorgel spielt "Jingle Bells" und der Kindergottesdienst am Germeringer See mündet in eine Art Jahrmarkt- und Kirmes-Atmosphäre. Die Idee einer Waldweihnacht im Freien am See hat Charme, ist aber bei der Umsetzung ein riesiger Aufwand, dem sich die katholische Stadtkirche an Heiligabend gegenübersieht. Es gibt rot-weiße Absperrbänder auf der Wiese vor dem Kiosk. Nur angemeldete Eltern mit Kindern dürfen auf den Bänken vor einer aufgebauten Bühne Platz nehmen. Ordner regeln den Verkehr. Es herrscht bei "Bethlehem in Germering", wie die Stadtkirche ihren Gottesdienst nennt, Maskenpflicht.

Bühne, Absperrbänder, Ordner, Abstandsregeln, Maskenpflicht: Einen großen Aufwand nimmt die katholische Stadtpfarrkirche auf sich, um Weihnachtsgottesdienste am Germeringer See feiern zu können. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Ein Dutzend Kinder - vor allem kleine Buben und Mädchen - sitzen mit ihren Eltern und Großeltern um 14.30 Uhr auf den Bänken; die Familien weit voneinander entfernt. Das Krippenspiel beginnt, als Regen vom Himmel nieselt. Erzählerin Verena Aichner führt als Evangelistin in die Weihnachtsgeschichte ein. "Das Kind heißt Jesus und kommt, um die Welt zu retten", sagt dann eine Stimme. Immer wieder ist der Ton weg, weil draußen die Mikrofone nicht perfekt funktionieren. Trotzdem sind die kleinen drei- bis sechsjährigen Schauspieler mit großem Eifer bei der Sache.

Die Karussellorgel spielt "Jingle Bells" und der Kindergottesdienst am Germeringer See mündet in eine Art Kirmes-Atmosphäre. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als der größere Julius, der den Josef spielt, die Wirtin Magdalena um ein Zimmer für die Nacht bittet, sagt die Dreijährige mit energisch abweisender Tonlage: "Tut mir leid, habe keines mehr frei." Jesus kommt schließlich im Stall auf Stroh zur Welt und wird von vier kleinen Scheinwerfern mit rotem Licht bestrahlt. Gemeinsam wird "Ihr Kinderlein kommet" gesungen und Diakon Benno Saruba lässt zum Abschluss dann alle das "Vater unser" beten.

Beim Familiengottesdienst der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Germering ertönt keine Karussellorgel. Organist Johannes Höngdobler macht hier die Musik in der Kirche an der Goethestraße. Im ersten von zwei Gottesdiensten am Nachmittag sind wenige Familien mit ihren Kindern anwesend. Schreckt die Corona-Angst? "Im zweiten Gottesdienst sind mehr angemeldet", sagt Mesner Uli Pillasch, der soeben die Weihnachtsgeschichte nach Lukas für Kinder gelesen hat. Nach "Ihr Kinderlein kommet" erzählen Karin Korten und Regina Murach die Geschichte von der Weihnachtsmaus, die bei der Geburt des Jesuskindes dabei gewesen sei. Die Maus wird als Schattenspiel an die Wand projiziert und sorgt dann doch für etwas Aufmerksamkeit bei den Kindern. Mit dem "Vater unser", dem Segen von Pfarrer Michael Lorenz und dem gemeinsamen Lied "O du Fröhliche" endet der erste Kindergottesdienst in der Bonhoeffer-Kirche. Am Germeringer See findet der Kindergottesdienst viermal statt. Auch "Stille Nacht" begleitet die Karussellorgel, jedoch nicht ganz so piano, wie das Lied es vorgibt.

© SZ vom 28.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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