Glaube:Gelebte Ökumene

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Licht in die abendliche Dunkelheit bringen die Teilnehmer der "Langen Nacht der Kirchen" in Fürstenfeldbruck. Sie gehen von Gotteshaus zu Gotteshaus, hier die Erlöser-Kirche, um dort gemeinsam zu beten. (Foto: Johannes Simon)

Die "Lange Nacht der Kirchen" führt in Fürstenfeldbruck wieder eine große Gruppe von Menschen unterschiedlicher christlicher Konfessionen für ebenso meditative wie gesellige Stunden zusammen

Von Julia Abspacher, Fürstenfeldbruck

Dunkel ist es an diesem frühen Freitagabend in Fürstenfeldbruck. Zwei Tage vor der Zeitumstellung auf Sommerzeit herrscht in der Stadt um 19 Uhr schon tiefschwarze Nacht. Die einzigen, die ein wenig Licht ins Dunkel bringen, sind die Gläubigen, die sich auch in diesem Jahr wieder zur "Langen Nacht der Kirchen" zusammengefunden haben. Mit Stabkerzen ausgerüstet, ziehen sie von Kirche zu Kirche, an insgesamt fünf Stationen machen sie halt für eine kurze Einkehr, Andacht oder auch für eine gemeinsame Brotzeit. Seit einigen Jahren gibt es dieses Gemeinschaftsprojekt der christlichen Gemeinden in Fürstenfeldbruck, jeweils an einem Freitag in der Fastenzeit. Einige Dutzend Besucher sind auch dieses Mal wieder dabei, wo die Lange Nacht den Untertitel "Friedensstifter" trägt.

"Momentan scheint es so, als wären wir von Unruhestiftern umgeben", findet Pastor Gerd Ballon von der Freien evangelischen Gemeinde, von der die Gruppe zu ihrer kleinen Wanderung aufbricht. Um ein Zeichen gegen die Unruhen und Kriege zu setzen, haben die ökumenischen Veranstalter vom Christenrat, der Pfarrgemeinde St. Bernhard und den Gemeinden der Gnadenkirche und der Erlöserkirche, die Freie evangelische Gemeinde, die Neuapostolische Kirche sowie die Gemeinde St. Magdalena vier Friedensstifter ausgewählt, die sie in den kurzen Andachten thematisierten: Nelson Mandela, Janusz Korczak, Hans und Sophie Scholl und Martin Luther King. Alle von ihnen feiern in diesem Jahr ein Jubiläum, so etwa würden Nelson Mandela und Hans Scholl in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag begehen; Janusz Korczak würde 140 Jahre alt. Zudem jährt sich der Todestag von Martin Luther King zum 50., der der Geschwister Scholl zum 75. Mal. Ihnen allen gemein ist, dass sie sich zu ihren Lebzeiten friedlich für eine bessere Welt eingesetzt hatten, mit Persönlichkeit, Integrität und Demut. "Wir wollen uns in der Langen Nacht bewusst machen, wie auch wir als Friedensstifter tätig werden können", so Simone Kuhbandner, Gemeindereferentin im Pfarrverband.

Insgesamt fünf Kirchen besuchen die Gläubigen an diesem Freitagabend. Nach der Freien evangelischen Gemeinde geht es zur Erlöserkirche, bevor dann im Pfarrheim von St. Magdalena eine stärkende Brotzeit auf dem Programm steht. Die Leonhardikirche und die Neuapostolische Kirche beschließen die Wanderung. Sonstige Zwischenstationen im Freien stehen dieses Mal nicht auf dem Programm, wofür die Wandernden angesichts der doch noch recht winterlichen Temperaturen froh sind. In der Vergangenheit wurde auch an Brücken oder anderen spirituellen Zwischenstationen gebetet. Auch der Weg von einer Kirche zur anderen ist relativ kurz, es gibt etwa keinen Abstecher zum Kloster Fürstenfeld oder in die Gnadenkirche wie in früheren Langen Nächten.

Allgemein geht es an diesem Abend um das Laufen, gemeinsam einen Weg zurück zu legen und hin und wieder für die geistigen Impulse und Anstöße in die einzelnen Gotteshäuser einzukehren und sich Gedanken zu machen. Jede Gemeinde kann ihre kurze Andacht von nicht einmal einer halben Stunde selbst gestalten, mal wird gesungen und gebetet, mal gibt es eine kurze Lesung und Predigt. Über allem liegt dabei eine meditative Stimmung. Auch auf den Wegstücken tauschen sich die Menschen aus, lachen, scherzen und leben die Ökumene.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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