Fürstenfeldbruck - Während eine gut gelaunte Cafeteria-Mitarbeiterin im Landratsamt Häppchen auf einem silbernen Tablett an Gäste reicht, bereitet ihr Kollege mit einem Lächeln auf dem Lippen einen Milchkaffe zu. Ein bisschen Stolz zeichnet sich schon auf den Gesichtern der Mitarbeiter ab. Immerhin gibt es von Landrat Thomas Karmasin beim Festakt zum 15-jährigen Bestehen der Cafeteria unter Leitung der Brucker Werkstatt für Menschen mit Behinderung ein großes Lob. Über die Zusammenarbeit sagt Karmasin: "Es war ein Gewinn für die Brucker Werkstatt, aber vor allem war es ein Gewinn für das Landratsamt, den wir uns nicht mehr wegdenken wollen." In den vergangenen 15 Jahren sei das kleine Café nicht weniger als das Herz des Landratsamts geworden.
Lob gibt es während des kurzen Festakts im Foyer der Kreisbehörde auch von Werkstatt-Leiter Wolfgang Holmer. "Ich bin total stolz auf diese Mannschaft", sagt er mit Blick auf das Team hinter der Theke. Sie alle würden es schaffen, als Menschen mit Behinderung nicht nur ein ausgezeichnetes Angebot bereitzuhalten, sondern dazu mit ihrem professionellen Auftreten zu überzeugen. Das Café sei, anders als andere Bereiche der Werkstatt, öffentlich gut sichtbar und wahrnehmbar. "Ich freue mich, dass wir hier Vollgas geben können für die Inklusion im Landkreis", sagt Holmer.
Dass das Projekt unter dem Gesichtspunkt der Inklusion eine hohe Relevanz hat, bestätigt auch Holmers Stellvertreterin Gabriele Freitag, die auch Abteilungsleiterin für das Café ist. Sie betont, dass das Angebot auch nach außen hin gut angenommen wird. "Die Rückmeldungen sind sehr gut. Viele Gäste loben den Service und die Produkte", sagt sie. "Das geht bis hin zu einem noblen Trinkgeld." Dass das Café so gut bei den Kunden ankomme, habe nichts mit Mitleid, sondern mit dem Service zu tun. "Es ist hier authentisch freundlich, selbst wenn es einmal hektisch wird", sagt Freitag. Im Lauf der Jahre hätten sich die Mitarbeiter eine hohe Professionalität erarbeitet. Zu Beginn sei die Tätigkeit in der Cafeteria, der Umgang mit den oftmals vielen Gästen zur gleichen Zeit für den ein oder anderen Beschäftigten schon eine Herausforderung gewesen. Durch die Begleitung der Gruppenleiterin Diana Rahl, sei das Team dennoch bald gut eingespielt gewesen.
2003 hatte die Brucker Werkstatt den Cafébetrieb im Landratsamt übernommen. Der damalige Werkstattleiter Ulrich Riendl hatte nach einer Möglichkeit gesucht, Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung anzubieten, die in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen werden und die somit mit dem Gedanken der Inklusion vereinbar waren. Gleichzeitig wurde im Fürstenfeldbrucker Landratsamt ein neuer Pächter für die Räumlichkeiten im Bürgerservicezentrum gesucht. Die Weichen für die Kooperation stellte Riendl gemeinsam mit Karmasin. Der Plan von damals sei aufgegangen, stellt der Landrat heute fest. "Menschen mit Behinderung haben die Chance, sich im Berufsalltag einzufinden und zu bewähren."
Im Gastroteam arbeiten derzeit insgesamt fünf Mitarbeiter. "Vom ursprünglichen Kernteam ist noch eine Mitarbeiterin dabei, zwei weitere haben inzwischen einen Außenarbeitsplatz", berichtet Freitag. Die Aufgaben der Beschäftigten im Café sind vielfältig. Sie reichen vom Brotzeiten vorbereiten, Kuchen backen, Kunden bedienen und kassieren über die Vorbereiten des Mittagessens bis hin zu Reinigungsarbeiten.
Die Tätigkeit im Café soll die Beschäftigten auf lange Sicht fit machen für den allgemeinen Arbeitsmarkt. Nach dem Blick zurück auf die vergangenen 15 Jahre hat Freitag dann noch einen Wunsch für die Zukunft: "Der Festakt soll uns Anstoß sein, das Beispiel des Landratsamtes weiter zu entwickeln, um verstärkt attraktive Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen."