Gewerbe:Germeringer Geldsegen

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Von einem Wirtschaftsboom auf breiter Front zu sprechen, wäre übertrieben: Das Germeringer Gewerbegebiet an der Oskar-von-Miller-Straße. (Foto: Günther Reger)

Überrascht stellt die Stadt fest, dass sich die Gewerbesteuereinnahmen dieses Jahr wohl verdoppeln werden. Vom 16-Millionen-Plus, das zwei oder drei Firmen zu verdanken ist, bleiben letztlich aber wohl nur vier Millionen übrig

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Stadt Germering wird ihre Gewerbesteuereinnahmen in diesem Jahr überraschend mehr als verdoppeln. Waren die Gewerbesteuereinnahmen der Großen Kreisstadt mit etwa 13 bis 15 Millionen Euro in den vergangenen Jahren eher bescheiden ausgefallen, steigen sie jetzt auf geschätzte 32,5 Millionen Euro. Das hat jedoch laut Kämmerer René Mroncz weniger mit einer auf breiter Front boomenden Wirtschaft in Germering zu tun, sondern mit einer unerwartet positiven Entwicklung von "zwei, drei größeren Germeringer Firmen". So ist die Germeringer Einnahmensteigerung bei der Gewerbesteuer auch ein singuläres Ereignis im Landkreis. Vom zusätzlichen Reichtum bleibt letztlich freilich wenig übrig. So erhöht sich die Gewerbesteuerumlage, die Germering an den Freistaat abführt, um 3,4 Millionen Euro auf 6,8 Millionen Euro. Und in zwei Jahren, wenn die Kreisumlage auf Basis des Jahres 2016 berechnet wird, werden ebenfalls einige Millionen mehr fällig. Zudem bekommt eine Kommune mit höheren Steuereinnahmen weniger Schlüsselzuweisungen vom Freistaat. "Meine Berechnungen haben ergeben, dass uns von den zusätzlichen 16 Millionen Euro unterm Strich nur 25 Prozent, also vier Millionen Euro, bleiben", erläutert Finanzchef Mroncz. Er rechnet auch nicht damit, dass die Gewerbesteuereinnahmen sich auf diesem Niveau halten. Noch sind die Haushaltsansätze für die Jahre 2017 bis 2019 nicht angepasst worden. Mit 13,5 bis 14 Millionen Euro waren diese noch eher konservativ kalkuliert.

Mehr Geld kam auch deshalb in die Germeringer Kasse, weil einige Firmen für die Jahre 2014 und 2015, nachdem deren Jahresabschlüsse vorlagen, nachveranlagt worden waren. "Zudem haben wir für 2016 die Vorauszahlungen dieser Firmen angepasst", so Mroncz. Liebend gerne würde der Kämmerer hohe Gewerbesteuereinnahmen aus dem Gewerbegebiet-Nord verbuchen. Doch die bleiben noch aus. Die bislang wenigen Neuansiedlungen dort, unter anderem DHL und in diesem Jahr noch das Autohaus Moser, können ihre Gewinne noch durch hohe Abschreibungen reduzieren, so dass hier die Gewerbesteuer noch nicht sprudelt.

Ähnlich ist das in Olching, wo der neue riesige Gewerbepark Geiselbullach auch noch nicht die erhofften Gewerbesteuer-Millionen abwirft. "Wir werden den Gewerbesteueransatz von 7,2 Millionen Euro halten", erklärt Olchings Kämmerin Beate von Sass. In Puchheim gibt es noch kein weiteres Gewerbegebiet, dafür aber immer schon überdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen. Hier erwartet Kämmerer Harald Heitmeir angesichts der guten Wirtschaftslage für das laufende Jahr gegenüber dem Ansatz ein Plus von 800 000 Euro auf dann 14,7 Millionen Euro. Kehrt Germering wieder zur Normalität zurück, wird Puchheim bei den Gewerbesteuereinnahmen pro Einwohner wieder die führende Position im Landkreis übernehmen. "Die Entwicklung für die kommenden Jahre wird wohl stabil bleiben", so Heitmeir.

Trotz sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen wird in Germering der Konsolidierungsausschuss des Stadtrates nicht aufgelöst. Er besteht seit vielen Jahren und prüft zum Beispiel Neueinstellungen städtischer Mitarbeiter. Zudem hat der Stadtrat jetzt einen Nachtragshaushalt für 2016 beschlossen, weil zusätzliche 1,5 Millionen Euro - und damit insgesamt drei Millionen Euro - benötigt werden, um Immobilien zur Obdachlosenunterbringung zu erwerben. Auch die Generalsanierung der Wittelsbacher Mittelschule und die Erweiterung der Theresen-Grundschule schlagen von 2017 an mit etwa 33 Millionen Euro zu Buche. Trotz erheblicher Förderung durch den Freistaat bleiben wohl 20 Millionen Euro an der Stadt Germering hängen. Investitionen die auf sechs Haushaltsjahre gestreckt werden können.

© SZ vom 05.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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