Gestaltung der Innenstadt:Großer Wurf statt Hüttendorf

Lesezeit: 2 min

Gute Nacht, Viehmarktplatz? Im laufenden Jahr wird sich nicht viel tun bei der Überplanung. Politiker warnen vor einem Schnellschuss und wollen unter anderem das möglicherweise bald frei werdende Gelände des Fitnessstudios Hardy's (hinten rechts) in ein Gesamtkonzept einbeziehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die SPD will den Bereich um den Viehmarktplatz als Quartier aus einem Guss überplanen, die BBV sieht das ähnlich. Dass sich das Projekt nun weiter verzögert, kommt manchem mit Blick auf die städtische Verschuldung ganz gelegen. 2021 soll es aber richtig losgehen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Brucker Viehmarktplatz als Zentrum eines ganz neuen Quartiers, das nicht nur von attraktiven Gewerbeeinrichtungen und Fußgängerbereichen mit hoher Aufenthaltsqualität geprägt ist, sondern auch von vielen neuen Wohngebäuden. So zumindest stellen sich das Vertreter von Fraktion und Ortsverein der SPD vor, nachdem sich die Brucker Bürgervereinigung (BBV) bereits ähnlich geäußert hat.

Im Zuge der Haushaltsberatungen wurde am Dienstag zwar deutlich, dass deshalb und auch wegen des weiter ungeklärten Markthallenkonzepts mindestens ein weiteres Jahr ins Land gehen dürfte, bis die Bagger anrollen. Angesichts der angespannten Finanzlage kommt es vielen Politikern aber nicht ungelegen, die Hälfte der für die kommenden fünf Jahre veranschlagten sieben Millionen Euro für Hochbau und Tiefgarage ins Jahr 2022 zu schieben - und damit aus dem Bereich, den die Kommunalaufsicht bei der anstehenden Genehmigung des Haushalts im Fokus hat.

Der Hauptausschuss wollte damit nicht zuletzt auf Intervention der BBV und von Dritter Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) "ein deutliches Zeichen" setzen, dass dieser zentrale Platz definitiv umgestaltet wird. Dem ursprünglichen Ansinnen der Stadtverwaltung, 2019 sowie 2020 jeweils 750 000 Euro für Planungen zu bewilligen, in den beiden Folgejahren dann aber keinen einzigen Euro mehr in die langfristige Finanzplanung einzustellen, erteilte Klaus Quinten (BBV) eine klare Absage: "Das geht ja gar nicht. Am Viehmarktplatz muss was passieren." Auf Vorschlag des CSU-Fraktionsvorsitzenden Andreas Lohde wurden mit Blick auf die Nettoneuverschuldung zwar nicht mehr die insgesamt gut elf Millionen für das gesamte Projekt in den vom Stadtrat zu beschließenden Haushaltsentwurf aufgenommen, immerhin aber zwei Millionen Euro im Jahr 2021 und im Folgejahr sogar 3,4 Millionen Euro für konkrete Baumaßnahmen. Gegen fünf Stimmen wurde dies beschlossen - wohlwissend, dass es sich hier um eine freiwillige Leistung handelt, die immer unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit steht. Vergeblich hatte Klaus Wollenberg (FDP) für den Verzicht auf millionenschwere Zusagen noch vor dem Vorliegen erster Planungsergebnisse plädiert. Er sprach von einer "fiktiven Diskussion" und warb für mehr Vertrauen in die Verwaltung: "Wir wollen doch alle den Viehmarktplatz."

Offene Fragen gibt es in der Tat noch genügend. So etwa, ob man sich von der "Insellösung" (Ulrich Schmetz) zugunsten des großen Wurfs verabschieden sollte, den die SPD bereits bei ihrem Jahresauftaktgespräch empfohlen hatte. Sie will umliegende Freiflächen in die Planung einbeziehen - vor allem die des Fitnessstudios am Rande des südlichen Viehmarktplatzes. Denn jüngst waren die Pläne des "Hardy's" bekannt geworden, umzuziehen und das sanierungsbedürftig und anderweitig schwer nutzbare Gebäude des früheren Kaufhauses X frei zu machen. Die Stadt könnte das Grundstück nebst benachbartem Parkplatz aufkaufen und das Haus durch Neubauten ersetzen. Nicht mit diesem weiteren Ansatz vereinbar ist der jüngst von Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) unterbreitete Vorschlag, wegen der Hängepartie auf dem nördlichen Teil zumindest schon mal mit der Gestaltung des südlichen Viehmarktplatzes zu beginnen. Auch im Fachausschuss stieß dies eher auf Ablehnung.

Unklar ist vor allem, ob auf dem nördlichen Teil eine relativ teure Markthalle mit kleinen Ständen realisiert wird (der im Zuge der Bürgerbeteiligung favorisierte Loop-Entwurf), in der SPD-Ortsvereinsvize Martin Haisch eher ein "Hüttendorf" sieht. In Frage käme auch eine wohl etwas rentabler zu betreibende Markthalle in Form einer Scheune - oder eine Mischung aus mehreren Architekturkonzepten.

Offen ist auch noch der Baubeginn und die Größe einer ein- oder zweistöckigen Tiefgarage unter dem Viehmarktplatz. Dass eine solche benötigt wird, um die "Parkplatzwüste" endlich aus diesem zentralen Innenstadtbereich zu bekommen, ist nach Überzeugung Klaus Quintens (BBV) weitgehend Konsens unter den Stadträten. Und auf den Kosten von mehreren Millionen Euro würde die Stadt wohl auch nicht sitzen bleiben. Es gäbe hohe Zuschüsse vom Freistaat. Zudem hat Bruck mehr als eine Million Euro auf der hohen Kante, die Hausbesitzer oder Geschäftsleute, die nicht über die vorgeschriebene Anzahl von Stellplätzen verfügen, in Form einer "Stellplatzablöse" zahlen.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: