Germerswang:Unfreiwilliges Badevergnügen

Lesezeit: 2 min

Beim traditionellen Sautrog-Rennen auf der Maisach landen überraschend viele Teilnehmer im Wasser

Von Manfred Amann, Germerswang

Regenfälle haben die Maisach am Ortsrand von Germerswang anschwellen lassen, das Wasser ist aufgewühlt und zu einer leicht erdigen Brühe geworden. "Die Maisach ist heute deutlich schneller als gewohnt", stellt Günter Strauß fest. Möglicherweise hatte der Vorsitzende der Germanswanger Almrauschschützen da schon eine Vorahnung, dass er beim traditionellen Sautrogrennen, wie manch anderer der 27 Teilnehmer, ein unfreiwilliges Bad in der Maisach wird nehmen müssen.

"Seit 15 Jahren wird beim Familienfest des Vereins ein Sautrogrennen ausgetragen, doch selten sind so viele Paddler aus dem Trog gekippt", wunderte sich der Schützenmeister später. "Die rustikale Regatta ist definitiv nichts für Wasserscheue", merkte einer der mehr als 100 Zuschauer an, die Fähnchen schwingend und mit Aufmunterungen ihren Paddler anfeuerten, denn schließlich ging es um schöne Wanderpokale. Als "Kanus" dienten zwei Sautröge. Einer ist ein Original von früher, als Hausschlachtungen noch möglich waren. In ihm wurden tote Schweine erst abgebrüht und dann entborstet, bevor sie unters Messer kamen. "Den zweiten Trog haben wir mit gleichen Maßen von einem Schreiner anfertigen lassen, um gleiche Bedingungen zu haben", erzählt der Schützenmeister, während Vater Josef, der den traditionellen Wettbewerb einst einführte, seine Helfer zusammenholt. Diese holen am Ziel die "Kanus" aus dem Wasser, hieven sie auf die Stapelgabel seines Traktors, um sie dann am Start wieder runterzunehmen und ins Wasser zu setzen. "Wir sind an und in der Maisach aufgewachsen und mit allem Möglichen auf dem Wasser rumgeschwommen", erinnert sich Josef Strauß, und da sei ihm die Idee gekommen, das Familienfest mit dem Sautrogrennen etwas aufzupeppen.

100 Meter müssen die Älteren in ihrem Gefährt auf dem Wasser zurücklegen. Nicht jeder hält dabei das Gleichgewicht. (Foto: Johannes Simon)

Als Erste steigen die zehnjährigen Peter Vaitl und Lukas Strauß in die bedenklich wankenden und schlingernden Tröge. "Schnell hinknien, dann kommt der Schwerpunkt tiefer", ruft ein Erwachsener und schon gibt Günter Strauß das Startkommando. Mit Rufen wie "Mehr Power. Schneller. Obacht, du kommst ans Ufer" hageln gut gemeinte Ratschläge auf die Paddler nieder. 50 Meter müssen Kinder bis 14 Jahre möglichst schnell überwinden, für Ältere ist die schwankende Abenteuerfahrt erst nach 100 Metern zu Ende. Falls man ankommt und nicht wie der Vorsitzende vor dem Ziel unfreiwillig baden geht. Sein Rivale aus Malching, Johann Buchfelner, habe ihn mit seinem Trog geschnitten, erklärte er, und als er ihn deswegen habe mit einem Paddelschlag habe anspritzen wollen, habe er das Gleichgeweicht verloren und sei "gewassert".

Zum Vereinsfest war auch einen Gruppe von der sozialen Einrichtung Ronald McDonald Haus in Großhadern gekommen, die von den Schützen mit Spenden unterstützt wird. "Wir wollen uns auf diese Weise bedanken", sagte Leiterin Eva Wiener, bevor sie ihre Kollegin Zuzana Mühlbacher überreden konnte, mit ihr um die Wette zu paddeln. "Erst will sie nicht und dann schlägt sie mich", stellte Eva nach etwa eineinhalb Minuten fest, denn Zuzana war um zehn Sekunden schneller. Jugendsieger wurde Felina Hartmann, bei den Frauen Elisabeth Strauß und bei den Männern Daniel Richter. Und "aufgrund einer nie da gewesenen Anzahl Untergegangener" gab es eine Sonderwertung, bei der Schützenmeister Strauß als Sieger hervorging. Auch Miguel Alvarez aus Wien musste sich "was Trockenes anziehen", um nachher mit den Sautrog-Kapitänen feiern zu können. Insbesondere von Jüngeren begehrt war auf dem Fest auch der Schießstand, an dem mit Lasergewehren erste Scheibentreffer erzielt werden konnten. Damit darf man schon mit 14 Jahren üben, mit Luftgewehren erst mit 16, erklärte Simon Schlatter.

Auf dem Trockenen sitzen diese jungen Zuschauer des diesjährigen Sautrog-Rennens auf der Maisach in Germerswang. (Foto: Johannes Simon)

Das Lasergewehr sei daher für die Nachwuchswerbung gut geeignet. Aber nicht nur: "Ich habe bei fünf Schuss nur Treffer gehabt, fürs Biathlon bin ich sicher schon zu alt, aber ich bin noch nicht zittrig", prahlte ein Oma vor ihren Enkelinnen und führte sie zum Kuchentisch, den die Schützenfreunde mit selbstgebackenen Leckereien reich gedeckt hatten.

© SZ vom 20.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: