Germerswang:Grabschändung in Germerswang

Lesezeit: 2 min

Abgeräumt hat ein Unbekannter bereits dreimal das Grab der Familie Reitmayr auf dem Friedhof in Germerswang. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die letzte Ruhestätte des früheren zweiten Bürgermeisters von Maisach ist bereits dreimal verwüstet worden

Von Peter Bierl, Germerswang

Ein Unbekannter hat inzwischen dreimal das Grab der Familie Reitmayr in Germerswang verwüstet. Jeweils in der Nacht vor einem hohen kirchlichen Feiertag riss der Täter sämtliche Pflanzen aus, entsorgte sie aber korrekt im Kompost des Friedhofs. Über das Motiv des Grabschänders kann die Familie nur spekulieren. Auffällig ist, dass immer nur das Reitmayr-Grab betroffen ist. Die Olchinger Polizei hofft auf Zeugen, allerdings hat sich bisher niemand gemeldet. Inzwischen ist eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt worden für Hinweise, die zum Täter führen.

Der Friedhof von Germerswang liegt etwas abseits, nur ein landwirtschaftliches Anwesen ist in der Nähe. In der Nacht vor Allerheiligen 2016 hat der Unbekannte das Grab zum ersten Mal verwüstet. "Da haben wir uns noch nicht so viel dabei gedacht. Vielleicht hat jemand ganz schnell ein paar Blumen gebraucht", erzählt Hermine Reitmayr. Ein paar Wochen später dann, nämlich am ersten Weihnachtsfeiertag war die Ruhestätte schon wieder geschändet worden. An Heiligabend war sie um 16 Uhr in der Kindermesse und am nächsten Tag um 8.45 Uhr wieder in die Kirche gegangen. In der Zwischenzeit muss der Täter zugeschlagen haben. Sie und ihr Bruder erstatteten daraufhin bei der Polizei Anzeige. "Diese Störung der Totenruhe ist makaber und schäbig, das ist unterste Schublade", sagt Reitmayr.

Ein Jahr lang blieb das Germerswanger Familiengrab daraufhin verschont. Doch an Heilig-Drei-König vor eineinhalb Wochen ist das Grab wieder zerstört worden. Reitmayr entdeckte den Schaden, als sie am Morgen zu den Fürbitten ging. Am Samstagvormittag war ihre Mutter noch am Grab gewesen. Das Muster ist immer gleich: Der kleine Baum auf dem Grab ist gestutzt, alle anderen Gewächse sind herausgerissen und entsorgt worden. In dem Familiengrab sind Angehörige von drei Generationen beigesetzt. Ihr Urgroßvater, die Großeltern und ihr Vater Hermann haben dort ihre letzte Ruhestätte gefunden, berichtet Reitmayr.

Zuletzt war vor zehn Jahren ihr Vater dort beigesetzt worden. Er war lange Jahre Gemeinderat, Kreisrat und zweiter Bürgermeister der Gemeinde Maisach von 1990 bis 2002. Allerdings kann sich Hermine Reitmayr kaum vorstellen, dass ihr Vater das Ziel der Attacken sein soll. "Das liegt doch schon so lange zurück." Nicht auszuschließen ist aber, dass der Täter sie selbst treffen will, obwohl Hermine Reitmayr sich das nicht vorstellen kann. Immerhin ist sie bekannt und in dem kleinen Ortsteil von Maisach in der Kirche und in vielen Vereinen aktiv. Einige Zeit amtierte die Beamtin als Vorsitzende des Elternbeirats der Grundschule Maisach.

"Wir sind solidarisch mit der Familie, alle sind hellhörig und passen jetzt auf", sagte Pfarrer Terance Palliparambil. Er will sich in der nächsten Predigt mit den Vorfällen auseinandersetzen. So etwas habe er bisher nicht erlebt, er könne sich aber nicht vorstellen, dass ein Mitglied der Gemeinde die Friedhofsruhe breche, sagt der Priester der SZ.

© SZ vom 16.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: