Germering:Zweiter Anlauf für Morigl-Gelände

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Noch ist das Morigl-Gelände (rechts im Bild) kaum bebaut, doch hier soll ein 25 Meter hohes Haus entstehen. Auf der anderen Seite wird bereits das Gebäude der Concept-Bau errichtet. Zusammen sollen sie optisch ein Tor bilden. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Am östlichen Ortseingang von Germering sollen zwei Hochhäuser entstehen. Eines davon hat ein Gericht gestoppt. Nun bringt es der Stadtrat mit einem neuen Plan auf den Weg

Von Ingrid Hügenell, Germering

Diesmal soll es klappen. Der Germeringer Stadtrat hat am Dienstag beschlossen, einen neuen Bebauungsplan für das Morigl-Gelände aufzustellen. Wo früher ein Autohaus war, im spitzen Winkel zwischen Landsberger- und Münchner Straße, soll ein 25 Meter hohes, V-förmiges Haus entstehen. Die neuen Pläne für das Gebäude sehen ganz ähnlich aus wie die ursprünglichen. Die wichtigste Änderung ist wohl, dass im Erdgeschoss nun statt eines Ladens Büroflächen vorgesehen sind. Der Aufstellungsbeschluss wurde einstimmig nach kurzer Diskussion gefasst.

Für das Gelände gab es schon einmal einen Bebauungsplan, gegen den Nachbar Thomas Thalhammer klagte. Das Verfahren ging bis vor das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, wo der Bebauungsplan Ende 2017 für rechtlich unwirksam erklärt wurde. Hauptgrund war, dass nicht festgelegt worden war, wie viel Lärm von den Büros und Geschäften ausgehen dürfe.

Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) sagte damals, das Gericht habe der Stadt damit auch eine Handreichung gegeben, wie ein neuer Bebauungsplan auszusehen habe. Die Grundstücke haben inzwischen den Besitzer gewechselt, sie gehören nun einer Münchner Vermögensverwaltung-GmbH. Die hat den Architekten Achim Hoffmann mit der Planung beauftragt. Das Gebäude wird bis zu acht Vollgeschosse haben. Der achte Stock wird zurückgesetzt und soll als Penthouse- und Terrassengeschoss ausgeführt werden.

Die gesamte Geschossfläche beläuft sich auf etwa 14 500 Quadratmeter. Mindest 30 Prozent der Fläche sollen mit nicht störendem Gewerbe belegt werden wie Praxen oder Büros, maximal 70 mit Wohnungen. Etwa 80 Wohnungen sollen Architekt Hoffmann zufolge entstehen. Eine Gastronomie ist nicht vorgesehen. Die Gewerbeflächen sollen in der Spitze des Gebäudes untergebracht werden. Im Westen sollen drei niedrigere Stadthäuser entstehen. Der Innenhof wird begrünt, dort ist auch ein Kinderspielplatz geplant. Es wird eine Tiefgarage gebaut, in die man von der Münchener Straße aus einfahren kann. Auf der gegenüberliegenden Seite der Landsberger Straße wächst derzeit das ebenso hohe Gebäude der Firma Concept-Bau empor. Zusammen sollen die beiden Häuser am östlichen Ortseingang von Germering ein optisches Tor bilden. Der Kirchturm von Sankt Cäcilia ist 25,10 Meter hoch.

Bei der Beratung im Stadtrat gab es lediglich Nachfrage zur Wohnnutzung und Kritik sowie Lob zur Gestaltung. Sophie Schumacher (Grüne) sagte zum Schemaschnitt des Gebäudes, der den Stadträten vorlag: "Das sieht aus wie ein Kreuzfahrtschiff." Tatsächlich wirkt die abgerundete Spitze ein bisschen wie ein Bug. An der Nordseite wird das Gebäude abgetreppt, was im Schnittbild an ein Heck erinnert. Schuhmacher vermisste in dem Plan außerdem Grünflächen. Dazu sagte Thum, der neue Plan sehe mehr neue Bäume vor als der vorherige. Der Architekt erklärte, durch die Fassadengestaltung sehe das Gebäude nicht aus wie ein Schiff. Vorne werde es eine moderne Bürofassade geben, die in eine heterogene Lochfassade mit Balkonen bei den Wohnungen übergehe. Gabriele Off-Nesselhauf (CSU) hingegen lobte den Entwurf: "Mir gefällt es unheimlich gut. Endlich einmal kein Würfel!"

Besonders wichtig war den Stadträten, dass 30 Prozent der Wohnungen tatsächlich erschwingliche Mietwohnungen werden. OB Haas versicherte, diesen bezahlbaren Wohnraum werde es geben und verwies auf einen entsprechenden Grundsatzbeschluss des Stadtrats.

Der Plan ist ein vorhabenbezogener Bebauungsplan, was der Stadt große Einwirkungsmöglichkeiten gibt. So müsste sie beispielsweise gefragt werden, wenn Wohn- in Gewerbefläche umgewandelt werden soll, wie Stadtbaumeister Jürgen Thum auf Nachfrage von Drittem Bürgermeister Jürgen Ankenbrand bestätigte.

Die Stadt wird nun einen Vertrag mit dem Träger des Vorhabens schließen, in dem der erklärt, dass er in einer bestimmten Frist bauen will, das auch kann und die Planungs- und Erschließungskosten übernimmt. Eine Klage wäre auch gegen den neuen Plan möglich, sagte Stadtbaumeister Thum auf die Frage von Stadträtin Eike Höppner (SPD). "Diese Option gibt es immer." Haas ergänzte: "Das kann uns hier auch wieder blühen."

© SZ vom 19.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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