Germering:Zuwanderung als Zugewinn

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Den Hochschulprofessor Jörg Althammer lud die CSU Germering als Redner zu ihrem Jahresempfang ein. (Foto: Günther Reger)

Jörg Althammer will in Germering beim CSU-Empfang Mut machen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Jörg Althammer macht den 80 Gästen beim Neujahrsempfang der Germeringer CSU im Rossstalltheater mit Blick auf die Zuwanderung Mut. Gleichzeitig hebt der Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Katholischen Universität Eichstädt auch mahnend den Finger. Die Integration, so Althammer, könne gelingen, aber Fehler, die dabei schon gemacht worden seien, sollten nicht wiederholt werden.

"Zuwanderung ist nicht Neues - wir sind schon immer ein Einwanderungsland", sagte Althammer gleich zu Beginn. Der Redner machte zwei Einwanderungswellen aus. Eine der "Gastarbeiter" bis etwa 1970 und eine Ende in den Achtziger- und Neunzigerjahren. "Ohne Migranten hätte Deutschland zehn Millionen Einwohner weniger", so Althammer. Diese Einwanderung sei nicht nur kulinarisch eine Bereicherung gewesen: "Sie war auch positiv für die deutschen Sozialsysteme."

Hätte es diese Zuwanderung nicht gegeben, hätte Deutschland heute schon ein viel massiveres demografisches Problem. Die Befürchtungen der Bevölkerung, die momentane Flüchtlingswelle könnte Deutschland finanziell überfordern und die Angst vor Überfremdung wären diskussionswürdig, würden aber "ein eher diffuses Bild ergeben", sagte der Hochschulprofessor.

Wie viel Geld die Integration der Flüchtlinge für Lebenshaltung, Sprachkurse oder Umschulungsmaßnahmen Deutschland kosten werde, könne noch niemand sagen. Zu wenig wisse man noch über die Bildung und die beruflichen Kenntnisse der Asylbewerber. "Das sind jedoch alles Investitionen in die zukünftige Leistungsfähigkeit unseres Landes", bekräftigte Althammer. "Ein Verzicht darauf wäre viel teurer." Integration müsse im Gegensatz zu früher mit dem Tag der Aufnahme in Deutschland beginnen. Der Festredner ist sich sicher: "Das Erlernen der deutschen Sprache gehört dazu." Eine Überfremdung Deutschlands durch Moslems oder Islamisten hielt der Festredner für abwegig. Vier bis fünf Prozent der Menschen in Deutschland würden sich zum Islam bekennen. Kämen jetzt noch zwei bis drei Millionen hinzu, würde ihr Anteil mittelfristig auf sieben bis acht Prozent wachsen.

Viele Befürchtungen hätten mit Unwissenheit über die Lage der Migranten zu tun. So lebten in München 36 Prozent Migranten, in Leipzig oder Dresden, wo die Überfremdungsbefürchtungen am lautesten artikuliert würden, nur sieben Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. "Gegenseitiges Kennenlernen ist notwendig", hob er hervor. Althammer ist überzeugt davon, dass Integration "von beiden Seiten ein vorurteilsfreies Aufeinanderzugehen" erfordert Der Hochschullehrer betrachtet den Islam durchaus als eine gesellschaftliche Herausforderung. "Er zwingt uns aber auch, dass wir uns mit unseren eigenen Werten wieder auseinandersetzen." Nicht nur die deutsche Verfassung, sondern vor allem gesellschaftliche Praxis bestimmten die Werteordnung hierzulande, zum Beispiel bei der Ehe.

Wie die deutsche Vereinigung 1990 sei auch die Grundsatzentscheidung, Flüchtlinge aufzunehmen, eine Zäsur im Lande, die gelingen könne. Althammers wollte Mut machen mit seinem Fazit: "Deutschland ist immer gestärkt aus Krisen hervorgegangen."

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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