Ein Mädchen steht vor dem Christbaum und strahlt. Fein angezogen mit Rollkragenpulli und ärmellosem Kleid. Würdig für den Anlass, vom Fotografen zwar ein wenig "wie eine Kerze aufgestellt", wie Medea Schmitt heute über den Anblick schmunzelt, doch was Weihnachten für sie damals bedeutete, ist auf dem Foto von 1969 zu sehen und zu spüren: "Glücklich, erwartungsvoll", das sind Attribute und zugleich Gefühle, die die Leiterin der Germeringer Stadthalle damit verbindet. Vor allem, weil es für die gebürtige Karlsruherin alle Jahre wirklich das war, was Anspruch und Wirklichkeit dieses Datums für die meisten Menschen ist: ein Familienfest. Großeltern und nahe Verwandte wie ein Onkel, sie lebten mit ihren Eltern in dem großen Mehrfamilienhaus. Und an Heiligabend kamen alle zusammen: "Ich habe das als Harmonie der Generationen empfunden. Allen ging es gut. Alle haben gesungen", so Schmitt. Gerne erinnert sie sich an den immer gleichen Ablauf: Kirchgang, Essen, Bescherung.
Und sehr scharf ist auch die Erinnerung an das, was sie als Kind geschenkt bekam: "Ich war ein großer Karl-May-Fan." Und nicht nur zu diesem Weihnachten als Zehnjährige, sondern auch zu den Geburtstagen durfte sie sich über Abenteuerromane dieses viel gelesenen deutschen Schriftstellers freuen, stets "in der gebundenen jägergrünen Leinenausgabe". Gefördert wurde die Leselust durch die Verfilmungen jener Jahre von Karl Mays Erzählungen aus dem Wilden Westen wie "Winnetou" und "Old Shatterhand". 52 Bände besitzt Schmitt noch heute. Ein anderes Geschenk hat mit einem für sie beeindruckenden Ereignis zu tun, das eine "absolute Faszination" auf das junge Mädchen ausübte. Die Mondlandung im Juli 1969 ist für sie eine der ersten Fernseherinnerungen. Und mit dem Fernrohr, das unter dem Christbaum lag, hat sie in der Kindheit "in den Sternenhimmel geguckt, so oft es ging" - auf der Suche nach fernen Gestirnen.