Kunstprojekt am Carl-Spitzweg-Gymnasium:Widerstand der Musen

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Bei einem Projekt zeigen Schüler ihre Herangehensweise ans Thema Kunst. Sei es über die Mathematik oder über Kunstwerke, die zum Leben erweckt werden

Von Christoph Kaindl, Germering

Klassische Werke beschäftigen die Schüler genauso, wie die Verbindung zwischen Kunst und Mathematik. (Foto: Günther Reger)

Plötzlich erwachen Apollo und seine Musen zum Leben. Was eben noch ein statisches Gemälde war, gerät auf einmal in Bewegung. Apoll holt einen Selfiestick heraus und setzt sich mit den Musen in Szene. Seine Macht über diese ist jedoch beschränkt: Wenig später demonstrieren sie zu dem Lied "These boots are made for walking" ihre Eigenständigkeit.

Die Szene ist Teil einer Veranstaltung zum Thema Kunst am Carl-Spitzweg-Gymnasium. Für den Mittwochabend haben drei Projektseminare gemeinsam eigene Herangehensweisen an dieses Sujet entwickelt. Den Rahmen bildet dabei eine Ausstellung der Werke von Schülern, die diese in Zusammenarbeit mit Studenten der Kunstakademie München geschaffen haben. Um "Selbstdarstellung, Selbstinszenierung, Rollenspiele und Grenzen des Selbstporträts" geht es dabei. Und so sieht man unter anderem neben Porträts Spiegel montiert, die den Betrachter in das Werk einbinden. An einer anderen Stelle ist ein doppelter Kopf zu sehen, der wahrscheinlich auf verschiedene Charakterzüge anspielt.

Das P-Seminar "Lebendige Mathematik" zeigt in vier kurzweiligen Vorträgen Verbindungen zwischen Mathematik und Kunst auf. Marius Lambacher macht beispielsweise deutlich, wie man Blues- oder 12-Ton-Musik am Computer generieren kann. Bei beiden Arten wird von einer Tonfolge ausgegangen, die sich als Funktion darstellen lässt. Durch Stauchen oder Verschiebung der Funktion ändern sich entsprechend Tonhöhe und Geschwindigkeit des gespielten Songs. Christina Stock beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit Albrecht Dürers "Melencolia I". In dem Stich taucht unter anderem ein sogenanntes "magisches Quadrat" auf. Die Zahlen in diesem ergeben horizontal, vertikal und diagonal addiert immer die gleiche Summe. Jerome Schweitzer erklärt schließlich den "Goldenen Schnitt". Dieser gibt ein als besonders schön empfundenes Seitenverhältnis an, das sich durch eine unendlich lange Zahl beschreiben lässt. Maxim Werner beschäftigt sich mit den platonischen Körpern. Diese zeichnen sich vor allem durch ihre Regelmäßigkeit und Symmetrie aus und wurden unter anderem von Dali verwendet.

Den Abschluss des Abends bildet das Projekt-Seminar Deutsch unter der Leitung von Michael Stingl. In einer "Revue zu Bildern einer Ausstellung in X Bildern" greifen sie bekannte Gemälde auf und hauchen ihnen Leben ein. Dazu stellen die Schüler das Gemälde erst nach und entwickeln dann daraus kleine Szenen. So beschwert sich dann der "Arme Poet" von Carl Spitzweg über sein Burnout und sucht nach der wahren Kunst, den "Wanderer über dem Nebelmeer" beschäftigt die Einsamkeit des Menschen, "Der Schrei" zeigt das Entsetzen über einen hilflosen Apoll und der "Bücherwurm" wird mit dem ersten Satz aus der "Verwandlung" von Kafka unterlegt.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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