Germering:Wenn die Fee ins Haus kommt

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Traudl Jaschul war Kinderärztin und kümmert sich um die Betreuung von erkrankten Kindern. (Foto: Privat)

Traudl Jaschul organisiert die Betreuung kranker Kinder

Von Paula Kolhep, Germering

Schnupfen, Husten oder Erbrechen. Wenn Kinder krank sind, muss sich jemand um sie kümmern. Für berufstätige Eltern und Alleinerziehende stellt das häufig ein Problem dar. Seit nun zwei Jahren gibt es in Germering dafür eine Lösung: die "Kümmerfee", ein häuslicher Besuchsdienst, den Traudl Jaschul gegründet hat. Aktuell neun "Feen" kümmern sich um erkrankte und genesende Kinder, wenn die Eltern aufgrund ihrer Arbeit verhindert sind.

Eltern eines kranken Kindes, das zwischen ein und zwölf Jahren alt ist, können sich einfach telefonisch oder per E-Mail an Traudl Jaschul wenden. "Wichtig ist, dass man weiß, worum es geht", sagt sie. Ein ärztliches Krankheitsbild sollte schon vorliegen. Sie erfrage sehr detailliert, was dem Kind fehle und wie lange es schon krank sei. Danach kann sie bereits für den nächsten Tag eine ihrer ehrenamtlichen Helferinnen zu der Familie schicken.

Dieses Jahr hatten die Feen bereits 39 Einsätze, im vergangenen Jahr waren es insgesamt 50. Je nach Bedarf kümmern sich die Feen bis zu acht Stunden um die Kinder in deren gewohnter Umgebung. "Die Eltern haben natürlich Scheu, jemand Fremden ins Haus zu lassen", hat Jaschul festgestellt. Aber das Feedback der Eltern sei danach durchweg positiv. Die Kinder würden sich auch freuen, wenn sich jemand den ganzen Tag um sie kümmere und mit ihnen spiele. "Und die Frauen machen die Arbeit auch gerne", so Jaschul.

Jaschul, 69, war selbst als Kinderärztin tätig und hat dabei gesehen, vor welchen Probleme berufstätige Eltern stehen. Auch kranke Kinder würden in die Betreuungseinrichtungen geschickt, weil niemand Zeit habe, sich um sie zu kümmern. "Und dann dachte ich, das ist doch eine Arbeit für Omas", erzählt die Rentnerin. Wie sie selbst, sind die Frauen, die als Kümmerfeen arbeiten, nicht mehr berufstätig und haben selbst Kinder oder Enkelkinder. Sie selbst hat sechs Enkel. Für die ehrenamtliche Arbeit, die sie leisten, zahlen die Eltern fünf Euro pro Stunde. Mit Spenden wird ihr Gehalt auf den Mindestlohn aufgestockt. "Ich finde, dass das eine sinnvolle Tätigkeit ist im Alter", sagt sie.

In der Anfangsphase des Projekts erhielt die Kümmerfee auch Hilfe von der Stadt Germering. Sie zahlte für Flyer und Erste-Hilfe-Kurse, die alle Mitarbeiterinnen absolviert haben. Träger der Kümmerfee ist der gemeinnützige Verein "Allnest", der die Versicherungskosten der Helferinnen übernimmt. Je nach Saison sind die Feen unterschiedlich ausgelastet. Es seien aber noch nie alle Helferinnen gleichzeitig im Einsatz gewesen, vor allem jetzt im Sommer seien weniger Kinder krank. "Das ballt sich im Frühjahr", sagt Traudl Jaschul. Wenn die Schule und Krippe nach den Sommerferien wieder anfangen, erwartet auch sie wieder mehr an Anrufe an die Kümmerfee.

Die Kümmerfee ist werktags von acht bis elf Uhr und 17 bis 18 Uhr und sonntags von 17 bis 18 Uhr unter der Mobilnummer 0151/512 380 29, sowie per E-Mail an kuemmerfee@allnest.de zu erreichen. Weitere Infos unter www.kuemmerfee.de.

© SZ vom 28.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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