Germering:Weltreise eines Tiersitters

Lesezeit: 2 min

Eine Ziege im Arm: Mit den Tieren kam Autor Markus Huth oft besser aus als mit den Menschen. (Foto: Carla Bonnet)

Markus Huth liest in Germering aus einem Buch über seine ungewöhnlichen Erlebnisse vor

Von Valentina Finger, Germering

Eigentlich hätte Markus Huth auf Sri Lanka eine luxuriöse Tropenvilla hüten sollen. Doch dann landete er obdachlos im Dschungel. Der Grund dafür war ein zwischenmenschliches Zerwürfnis mit den Eigentümern, deutschen Besitzern einer Zimtplantage: Von diesen, die ihm während seines Aufenthalts im Haus kein Essen und teilweise nicht einmal sauberes Wasser zur Verfügung stellen wollten, fühlte er sich schlecht behandelt. Er beschwerte sich deswegen. Da er ihnen zu ungemütlich wurde, schmissen sie ihn raus.

Als Haus- und Tiersitter ist Markus Huth eineinhalb Jahre lang um die Welt gereist. Sieben Länder auf fünf Kontinenten hat er dabei besucht. Über all die kuriosen, schönen und weniger guten Dinge, die er an den Stationen seiner Reise erlebt hat, hat er ein Buch geschrieben. An diesem Freitag liest der 37-Jährige in der Tierklinik Germering aus "Mit 80 Viechern um die Welt". Dazu zeigt er Fotos, die zwischen Frühjahr 2016 und Ende 2017 entstanden sind.

Eigentlich hatte Huth, der in Brandenburg an der Havel geboren und in Weißwasser in der Oberlausitz aufgewachsen ist, eine typische Journalisten-Laufbahn eingeschlagen. Er studierte Geschichte und Klassische Archäologie in Berlin, absolvierte ein Volontariat bei einer Nachrichtenagentur und arbeitete anschließend ein Jahr als Redakteur in Hamburg. Dann, 2013, war der Alltag, wie er ihn kannte, vorbei: Die Agentur ging insolvent - und seine damalige Beziehung in die Brüche. "Ich war damals auf einmal in einer klassischen Lebenskrise nach dem Motto 'Job weg, Frau weg'", sagt Huth.

Einige Zeit war er als freier Journalist tätig. Dann kam der Anruf eines Freundes, der fragte, ob er mit ihm durch Kirgisistan reisen wolle. Huth sagte sofort zu. Als ein Verlag ihm dann auch noch zusicherte, dass er über dieses Abenteuer sein erstes Buch veröffentlichen könne, war die Entscheidung gefallen: 2015 meldete sich Huth aus Deutschland ab und ging auf Weltreise.

In Kirgisistan erfuhr er von speziellen Websites, über die Gastgeber aus aller Welt nach Freiwilligen suchen, die gegen Verpflegung und Unterkunft ein paar Monate auf ihre Tiere aufpassen. Er bewarb sich. Die erste Zusage kam von der Kanareninsel La Gomera, ein Schicksalstreffer, wie sich herausstellen sollte. Denn dort lernte er seine jetzige Freundin Nena kennen, wie er eine große Tierliebhaberin, die sich spontan entschied, mit ihm zu kommen.

In den Folgemonaten pflegte Huth Pferde auf einer Ranch in Bulgarien, freundete sich in Kanada mit einem 60-Kilo-Hund namens Chester an und bezahlte sogar dafür, sich auf Sri Lanka um Elefanten kümmern zu dürfen. Das Erlebnis im sri-lankischen Urwald war in dieser Zeit nicht die einzige negative Erfahrung. In Bulgarien geriet er beispielsweise mitten in ein Eifersuchtsdrama der Ranch-Besitzer. "Mit den Tieren lief meistens alles super", sagt Huth. "Mit den Menschen war es manchmal etwas schwierig."

Heute lebt Huth wieder auf La Gomera, mit Nena, ihrem gemeinsamen Sohn, zwei Katzen, drei Hunden, Hühnern und vielen Geckos. In dem kleinen Dorf Alojera ist er hauptberuflich Vater. Nur hin und wieder ist er als Autor tätig. "Das Leben nah an der Natur mit Tieren bringt mir mehr Zufriedenheit als die Stadt mit ihrem Konsum und den ständig steigenden Mietpreisen", sagt Huth.

Mit einem kleinen Kind im Schlepptau ist die Tiersitter-Zeit erst einmal vorbei. Doch eine Station mehr hätte Huth rückblickend gerne noch mitgenommen: In Russland lebt ein Ehepaar, das mit einem Braunbären zusammenwohnt, und zwar so eng, dass Bär Stepan mit am Esstisch sitzt. "Da wäre ich echt gerne hingefahren", sagt Huth. "Aber die haben mir leider nicht geantwortet."

Markus Huth liest an diesem Freitag, 27. September, um 19.30 Uhr in der Tierklinik Germering (Industriestraße 6) aus "Mit 80 Viechern um die Welt"; Vorverkauf in der Buchhandlung Lesezeichen (Gabriele-Münter-Straße 3)

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: