Germering:Wärme aus Holzschnitzeln

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Hackschnitzel-Haufen lagern auch im Freien, weil es Kunden gibt, die feuchtes Holz zum Verfeuern bevorzugen. (Foto: Günther Reger)

Neue Heizanlage in Germering versorgt Einrichtungen an der Augsburger Straße mit Energie

Von Andreas Ostermeier, Germering

Aus Holzhackschnitzeln stammt die Energie, mit der das Wohnstift Vitalis, der Kindergarten Champini, die Rettungswache des Roten Kreuzes und - im kommenden Jahr - auch die Germeringer Feuerwehr ihre Räume heizen und das Brauchwasser erwärmen. Alle diese Einrichtungen befinden sich am nördlichen Ende der Augsburger Straße. In der Nähe stehen auch die Gebäude von Werner Kirmair und Helmut Westermeier, die das Holzhackschnitzelkraftwerk betreiben. Über ein Nahwärmenetz wird die Energie abgegeben.

Kernstück der Heizanlage im Hochrainweg ist ein Ofen, der ständig mit kleinen Holzstückchen gespeist wird. Beim Rundgang am Donnerstag öffnet Helmut Westermeier die Ofentür und gewährt den Besuchern einen Blick ins Innere. Dort brennt ein starkes Feuer. Es könnte noch stärker brennen, doch die milden Außentemperaturen machen eine höhere Wärmeproduktion unnötig. Westermeier hofft deshalb auf ein Fallen der Temperaturen. "Schnee ist nicht nötig, aber Kälte", sagt er. Auf einen richtigen Winter ist er vorbereitet. In der Lagerhalle ist ein Berg von Holzschnitzeln aufgetürmt, mittels einer Vorrichtung, die sich unter dem Berg befindet, werden die kleinen Holzteile in den Brennofen geschaufelt. Mit der gewonnenen Hitze wird Wasser erwärmt, das die Stadtwerke den Erzeugern abnehmen und an ihre Kunden in der Augsburger Straße liefern.

Seit 30. November ist die Versorgungsinsel in Betrieb und liefert die Energie zum Heizen in Wohnstift, Kindergarten und Rettungswache. Andere Abnehmer, beispielsweise im entstehenden Handwerkerhof, gibt es nicht - und wird es wohl auch nicht geben. Roland Schmid, Leiter der Stadtwerke, begründet dies mit den hohen Kosten für das Verlegen der Wärmeleitungsrohre. Hier und da ein Haus ans Leitungsnetz anzuschließen, das sei für Abnehmer wegen der Investitionskosten zu teuer, sagt Schmid. Mehr als 400 000 Euro haben sich die Stadtwerke Germering das Nahwärmenetz an der Augsburger Straße und den Anschluss an das Hackschnitzelkraftwerk kosten lassen.

Auch auf die Umwelt wurde Rücksicht genommen bei der Planung des Projekts. So stammt das Holz für den Ofen aus der Region. Wegen der heftigen Stürme im Frühjahr gibt es laut Westermeier in nächster Umgebung sowieso mehr als genug Holz. Und auch die Stadt selbst beliefert das Kraftwerk. Viermal im Jahr soll der Bauhof eine riesige Menge an Schnittgut bringen. Eine große Häckselmaschine ist gerade dabei, den Haufen des Bauhofs klein zu kriegen, als die Besucher übers Gelände geführt werden. Mit Greifarm und Förderband holt sich die Maschine dünne Stämme, Äste und Zweige heran, häckselt sie klein und füllt mit den Schnitzeln einen großen Haufen auf. Kurze zeit riecht es nach Tannennadeln. So, wie sie aus dem Häcksler kommen, sind die Schnitzel laut Westermeier nicht gut genug für den Ofen. Sie müssen erst gesiebt und vor dem Verbrennen getrocknet werden, was in der Lagerhalle geschieht. Der Einsatz der Holzstückchen verbessert auch die Kohlendioxidbilanz der Stadt. 310 Tonnen des klimaschädlichen Gases werden nach Berechnung der Stadtwerke weniger in die Luft gepustet als beim Einsatz von Erdöl. Im Vergleich mit Erdgas beträgt die Einsparung 235 Tonnen.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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