Germering:Von Flucht bis Brexit

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Sie selbst sei auch nur ein ganz normaler Mensch, erklärt die CSU-Politikern den Schülern. (Foto: Günther Reger)

Gerda Hasselfeldt diskutiert mit Mittelschülern

Von Julius Nindl, Germering

Wie ist denn so, mit Politikern, die in der Öffentlichkeit stehen, zusammen zu arbeiten? Diese Frage stellt nicht etwa einer der Schüler der Kerschensteiner Mittelschule bei einer Diskussionsrunde mit der CSU-Landesgruppenchefin Gerad Hasselfeldt. Vielmehr ist es Thomas Frey, Mitarbeiter des Schulamts in Bruck, der einen genaueren Einblick in den politischen Alltag gewinnen will. "Die Kanzlerin geht in Berlin auch mal in ein ganz normales Lokal zum Fußball schauen", erzählt Hasselfeldt Frey und den etwa 25 Schülern der Abschlussklasse. Sie selbst sei ein ganz normaler Mensch und könne auch ganz alltägliche Aufgaben, wie etwa Einkaufen, erledigen. Die Bundeskanzlerin habe allerdings immer ein Gefolge von Sicherheitsbeamten dabei, so die CSU-Politikerin.

Eigentlich war das Gespräch der Schüler mit Hasselfeldt schon während einer Klassenfahrt nach Berlin geplant. Aufgrund einer kurzfristigen Erkrankung mussten sich die Jugendlichen aber bis zum Donnerstagvormittag gedulden. Rund eineinhalb Stunden erklärt Hasselfeldt ihren Standpunkt zu Themen wie dem Brexit oder der Flüchtlingskrise und stellt sich den Fragen der Mittelschüler. Ein Allgemeinrezept zur Bewältigung der mittlerweile abgeklungen Zuwanderung von Flüchtenden, hat Hasselfeldt nicht. Humanität stehe für sie aber an erster Stelle. Trotz dessen müsse man den Zustrom aber regulieren und begrenzen, mit besonderem Augenmerk auf die bundesweit höchste Belastung in Bayern. "Wir können die Probleme von zig Millionen Menschen nicht auf unserem Grund und Boden lösen", so die CSU-Politikern.

Rund 50 Millionen Menschen seien derzeit weltweit auf der Flucht. Durch die aktuelle Entwicklung in der Türkei könnten auch Flüchtlinge von dort in die Bundesrepublik kommen. Diese Auffassung teilt auch Gerda Hasselfeldt, die merklich überrascht ist, wie gut die Schüler auch in der Europapolitik Bescheid wissen. Auf die Frage eines Schülers, ob weitere Staaten dem Beispiel Großbritanniens folgen könnten und aus der EU austreten, mahnt die CSU-Politikerin zu erhöhter Wachsamkeit. Besonders das Schubladendenken der EU-Staaten ärgert sie sichtlich. Negative Entwicklungen innerhalb der Landesgrenzen der Länder schiebe man auf die Europäische Union, Positives werde dann oftmals auf nationaler Ebene für sich vereinnahmt.

"Ich habe mal gehört, Flüchtlinge dürfen bis zu einem bestimmten Grad klauen. Stimmt das?", will eine Schülerin wissen. Genau vor solchen Halbwahrheiten, die besonders häufig in den sozialen Medien kursieren, warnt die Bundestagsabgeordnete. Ein Polizist könne zwar im eigenen Ermessen entscheiden, inwiefern er eine Strafverfolgung für nötig erachtet, Straffreiheit vor dem Gesetzt genieße aber auch ein Asylsuchender nicht.

Abschließend erklärt sich Thomas Frey den Schülern, warum er ebenfalls der Diskussionsrunde beiwohnt. Als Mitarbeiter des Schulamtes versucht er die politische Neutralität einer solchen Veranstaltung zu gewährleisten - und einmal musste er die CSU-Politikerin auch freundlich darauf hinweisen. In der Flüchtlingskrise hätten die Christsozialen einen eigenen Standpunkt, sagte Frey - jedoch sollte man nicht vergessen, dass es auch andere Parteien mit alternativen Meinungen und Strategien gibt.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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