Germering:Vom Martele und dem Straßmeßner

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Friedrich Drexler referiert im überfüllten Stadtmuseum über die Historie des Altdorfs Unterpfaffenhofen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das Interesse an der Geschichte Germerings, in diesem Fall an der des Altdorfs Unterpfaffenhofen, ist immer riesengroß. 90 Plätze fasst der Raum des Germeringer Stadtmuseums; die waren auch am Freitag alle frühzeitig belegt. Diesmal musste der Förderverein Stadtmuseum 40 Besucher, die ebenfalls den Vortrag von Friedrich Drexler über "Unterpfaffenhofen im 19. Jahrhundert" hören wollten, mangels Platz abweisen. Das tat Ludwig von Meyer, dem Vorsitzenden des Fördervereins, sehr leid, aber der Verein muss feuerpolizeiliche Auflagen beachten. Der Förderverein will deshalb demnächst einen zweiten Vortagstermin anberaumen.

Drei Jahre lang hat Friedrich Drexler seinen Vortrag vorbereitet. Der 72-Jährige ist "gebürtiger Unterpfaffenhofener", wie er sagt. Heute wohnt er im Germeringer Ortsteil Nebel. Drexler hat im Bayerischen Staatsarchiv in München recherchiert und die Katasterauszüge von 1812 und 1864 eingesehen. Er hat Unterlagen des Vermessungsamtes Fürstenfeldbruck und die Datensammlung von Josef Kiening ausgewertet. Bei seiner Aufstellung der Haus- und Hofnamen im Altdorf Unterpfaffenhofen hat Drexler historische Bilder der Hausbesitzer verwenden dürfen, ebenso Fotos der Germeringer Fotografen Werner Eißfeldt und Dieter Müller. Auf 1818 datiert ist die Gemeindeabbildung von Unterpfaffenhofen, die die Weiler Kleßheim, Streiflach, Harthof und Wandelheim als Teil der Gemeinde ausweist. 1848 kam auch Nebel dazu. 1852 wechselte Unterpfaffenhofen als Steuergemeinde zum Königlichen Bezirksamt Bruck, Nebel wurde der Gemeinde Alling zugewiesen und kam erst 1934/1935 zu Unterpfaffenhofen zurück.

Drexler erläuterte, dass nach der Säkularisation von 1808 an Bauern gegen Ablösesummen Eigentum vom Staat erwerben konnten. Mit dem Dominica- u. Rustikal- Steuer-Kataster von 1812 erhielten die Wohngebäude Hausnummern. 1864 wurde das Grundsteuerkataster eingeführt und die Eigentumsverhältnisse aktualisiert. "Das Grundsteuerkataster war der Vorläufer des heutigen Grundbuches", erklärte Drexler. "Oft war der Hofname bekannter als der Familienname des Eigentümers und ist auch heute noch im Gebrauch."

Haus Nummer eins an der Salzstraße (heute Hausnummer 35) bezeichnete das 1812-Kataster als den "Postwirt". Von 1810 bis 1870 war dort die Poststation auf der Strecke München-Inning untergebracht. "Die Postkutsche brauchte viereinhalb Stunden von München nach Unterpfaffenhofen", berichtete Drexler. Nach 1870 gab es noch die Gastwirtschaft "Postwirt", die 1960 aufgegeben wurde. Das "Meßner"-Haus folgte als Hausnummer eineinhalb an der Salzstraße. Es wurde 1910 von der Familie Wunderl gekauft und hat heute die Adresse Salzstraße 37. Drexler stellte weitere 33 Hofnamen an der Salzstraße, an der Alten Kirchstraße, der heutigen Nebeler Straße und der Dorfstraße vor.

Hier und da gab es Raunen im Publikum, als ältere Besucher ehemals Vertrautes wiedererkannten. Darunter das "Martele", das mit der Familie Seeholzer in die Nebeler Straße 3 umgezogen ist. Oder der "Straßmeßner" aus dem Jahre 1705. Das Haus in der Salzstraße 31 wird seit 1866 von der Familie Naßl bewohnt. Daneben der "Oberangermaier/Knoll" nach dem Eigentümer Johann Knoll benannt. Seit vielen Jahrzehnten wohnen in der Salzstraße 33 die Sedlmeiers.

Und jedem bekannt sein dürfte auch der "Kramerwirt/Bäck" - seit 1875 die Gastwirtschaft "Zum Kramerwirt" in der Salzstraße 24.

© SZ vom 09.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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