Germering:Vilgertshofer verkauft

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Bauträger hat kein Interesse mehr an Morigl-Grundstück

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Thomas Vilgertshofer, Chef der Allinger Bauträger- und Immobiliengesellschaft, hüllt sich in Schweigen. Auch nach mehrmaligen Anrufen und schriftlicher Anfrage gibt es keine Reaktion von ihm persönlich. "Er möchte keine Auskunft geben", lässt er schließlich von seiner Sekretärin ausrichten, die sich bei Vilgertshofers Assistentin erkundigt hatte. Doch alles scheint dafür zu sprechen, dass die Informationen, die aus wissenden Quellen in Germering kursieren, richtig sind: Die Firma Vilgertshofer hat das vor etwa zwei Jahren erworbene Grundstück an der Landsberger-/Ecke Münchner Straße weiterverkauft und wird den dort geplanten sechsstöckigen Bau nicht errichten.

Untermauert wird die Abkehr von dem Bauvorhaben auch auf der Internetseite der Firma. Dort ist es als Angebot für interessierte Kunden verschwunden. Auch die Tristesse, die das ehemalige Areal des Autohauses Morigl mit den verfallenen Werkstatthallen verbreitet, spricht dafür, dass hier in absehbarer Zeit nicht gebaut wird. Exklusive Büro-, Praxis- und Gewerbeflächen wurden auf einem großen Werbebanner von Vilgertshofer in Aussicht gestellt. Im obersten Stockwerk des terrassenförmigen Baus sollte ein Restaurant mit umlaufender Freiluftterrasse einziehen können, die bis 22 Uhr geöffnet sein soll. Der Stadtrat hatte das 25 Meter hohe Gebäude bereits als futuristischen Blickfang an der östlichen Stadtzufahrt nach Germering gefeiert. Jetzt scheitert der Stadtrat nach dem Hotelturm an der Stadthalle erneut mit einem Hochhaus.

Die Stadt Germering hatte zuvor den Bebauungsplan nach den Wünschen von Vilgertshofer geändert. Das gefiel der unmittelbaren Nachbarsfamilie überhaupt nicht. Christine und Thomas Thalhammer klagten gegen das Bauvorhaben beim Verwaltungsgericht München. Die Klage ist seit eineinhalb Jahren anhängig und eine Entscheidung des Gerichts noch nicht absehbar. Bisher wurde noch nicht einmal ein Gerichtstermin anberaumt. Das hat Vilgertshofer sicherlich auch dazu bewogen, sich von diesem Grundstück zu trennen. Zuvor hatte sein Unternehmen noch eine Baugenehmigung für das Hochhaus bei der Stadt beantragt und auch erhalten.

"Auch gegen die Baugenehmigung haben wir sofort Klage eingereicht", bestätigt Thomas Thalhammer im Gespräch mit der SZ. Die Thalhammers wohnen seit mehr als 30 Jahren im benachbarten Mehrfamilienhaus an der Landsberger Straße. Sie wollen mit ihrer Klage erreichen, dass der zuvor gültige Bebauungsplan wieder aktiviert wird, der eine viel niedrigere Bebauung vorsah. "Der monströse Bau nimmt keine Rücksicht auf die kleinteilige Umgebungsbebauung", skizzierte Thalhammers Rechtsanwalt Helmut Menche die Stoßrichtung seiner eingereichten Klage. Auch das Schallschutzgutachten gehe von unzulässigen Annahmen aus, so der Fachanwalt. Die Anlieferzone des Geschäftshauses wäre mit umfangreichen Kundenverkehr direkt am Garten der Thalhammers entlang verlaufen. Von der sechs Meter hohen Erdgeschosswand des Gebäudes, die direkt vor dem Grundstück hochgezogen werden sollte, fühlten sich die Nachbarn regelrecht eingemauert.

"Einen direkten Kontakt von Vilgertshofer mit uns hat es nicht gegeben", erklärt Thomas Thalhammer, dass es kein Gespräch über einen möglichen Vergleich gegeben hat. "Er hat mal über seinen Anwalt ausrichten lassen, dass er schon mit uns reden wolle, aber nicht über das Bauvorhaben." Vilgertshofer hat das Grundstück offenbar samt Baugenehmigung verkauft. Der neue Bauherr hat sich bei den Thalhammers noch nicht vorgestellt. Sollte dieser das sechsstöckige Hochhausprojekt weiter verfolgen, hat er ebenfalls mit dem Widerstand der Nachbarn zu rechnen, die entschlossen sind, alle gerichtlichen Instanzen dafür in Anspruch zu nehmen. "Für uns kommt nur ein Gebäude mit gleicher Höhe wie unser Haus in Frage", stellt Thomas Thalhammer jetzt noch einmal klar. Der ursprünglichen Idee, dort ein Seniorenheim zu errichten, würden sie zustimmen.

© SZ vom 22.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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