Architektenwettbewerb:Viele Ideen für Germering

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In der Stadthalle sind 21 Modelle für die Gestaltung der Innenstadt zu sehen. Sie stammen aus einem Wettbewerb

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Innenstadt von Germering soll sich verändern. Die Stadtpolitiker wünschen sich mehr Stellen, an denen sich Einwohner und Besucher gerne aufhalten. Außerdem sollen attraktive Geschäfte und Wohnungen entstehen, um den Einzelhandel in der Stadt zu stärken und den Zuzug bewältigen zu können. Deshalb hat die Stadt einen Wettbewerb zur Gestaltung des Platzes neben der Bibliothek und des nördlichen Bahnhofsvorplatzes veranstaltet. 21 Architekturbüros haben sich Gedanken gemacht - ihre Modelle und Pläne sind bis Freitag, 29. Januar, im Forum der Stadthalle ausgestellt. Dort können sich Besucher ein Bild von den Vorschlägen machen, die die Architekten für die Entwicklung der Innenstadt ausgearbeitet haben. Für Architekten ist das offensichtlich eine reizvolle Aufgabe, denn an dem Wettbewerb beteiligten sich neben Büros aus Deutschland auch welche aus Österreich, Spanien, Griechenland und der Schweiz.

Hannelore Deubzer, Professorin an der TU München und Vorsitzende des Preisgerichts, kann die Architekten verstehen: "Germering ist ein Ort, an dem sich etwas verändern wird. Das spürt man", sagte sie am Dienstag bei der Eröffnung der Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten in der Stadthalle. Deubzer lobte die zwei Wettbewerbssieger, Architekt Matthias Goetz und die Landschaftsarchitekten Lex-Kerfers aus München und Bockhorn sowie das Architekturbüro Leinhäupl und Neuber aus Landshut und deren Mitstreiter von Bakpak Architects aus Sevilla. Vor allem die beiden Siegerentwürfe zeigten viel Verständnis von einer "urbanen Landschaft", sagte Deubzer. Beide Entwürfe sehen einen gemischten Bereich von Wohn- und Geschäftshäusern im Bereich zwischen Bahnhofplatz, Hirschauer- und Landsberger Straße sowie ein Hotel neben der Stadtbibliothek vor. Allerdings unterscheiden sich die Entwürfe an Größe und Lage der Objekte.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

"Präzise stadträumliche Setzungen": Dem Preisgericht Jury gefielen vor allem die Arbeiten mit den Nummern 1011...

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

...und 1012.

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(Foto: Günther Reger)

Deren Ideen sollen genutzt werden, um den Marktplatz neben der Stadtbibliothek...

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(Foto: Günther Reger)

...und den nördlichen Bahnhofsvorplatz umzugestalten.

Deubzer sprach den Modellen aber auch zu, von "Übertreibungen" gekennzeichnet zu sein. Diese Übertreibungen lösten auch Diskussionen unter den Stadträten aus. So gab es Kritik an der Größe des Hotelbaus, wie er in dem Modell von Leinhäupl und Neuber, dem Wettbewerbsbeitrag 1012, zu sehen ist. Oberbürgermeister Andreas Haas konzedierte, dass der Bau zu groß sei und der Entwurf an dieser Stelle korrigiert werden müsse. Das gilt ebenso für den Beitrag 1011 von Matthias Goetz. Auch an diesem gab es Kritik. So zeigte sich CSU-Stadträtin und Buchhändlerin Katrin Schmidt, die auch dem Vorstand des Gewerbeverbands angehört, skeptisch, was eine Unterbringung von Geschäften in einem Untergeschoss nördlich des Bahnhofs angeht. Die kritischen Anmerkungen sollen von den Architekten bei der Überarbeitung ihrer Vorschläge beachtet werden, sagte Stadtbaumeister Jürgen Thum. Danach werde sich das Preisgericht noch einmal mit den beiden Entwürfen auseinandersetzen.

Doch was die Planungen für die Innenstadt angeht, wird von Seiten der Stadträte nicht nur Kritik an dem einen oder anderen Detail der Modelle geäußert. Das Gremium ist sich selbst noch nicht einig, was es überhaupt haben möchte. Vor allem ein möglicher Hotelbau neben der Bücherei stößt auf Ablehnung, vor allem bei den Grünen. Barbara Hagmann fallen die Vorschläge für einen Beherbergungsbetrieb an der Ecke Landsberger/Untere Bahnhofstraße nicht nur zu groß aus, sie möchte an dieser Stelle gar kein Hotel, sondern lieber einen kleinen Bau mit einer Nutzung für alle Bürger. Bei der momentan als Marktplatz genutzten Fläche handle es sich um eines der letzten Areale in der Innenstadt, die im Besitz der Stadt sind, sagte sie. Hagmann möchte deswegen dort kein Gebäude sehen, das sich nur für einen Investor rentiert. So sieht es auch Hagmanns Fraktionskollegin Agnes Dürr. Sie sperre sich nicht gegen ein Hotel, sagte die Grünen-Fraktionssprecherin, aber sie lehne einen Standort neben der Bibliothek ab. Widerspruch kam von Cathrin Rausch. Die SPD-Stadträtin hält ein Hotel an dieser Stelle für richtig, um Tagungsgästen der Stadthalle eine Übernachtungsmöglichkeit bieten zu können. Das Tagungsgeschäft laufe schlecht, sagte Rausch, weil es an einem solchen Hotel fehle. Auch Germeringer Firmen würden immer wieder Übernachtungsmöglichkeiten für Geschäftspartner suchen, hieß es aus den Reihen der Stadträte.

In den kommenden Tagen können sich die Germeringer sämtliche 21 Entwürfe ansehen und sich auch dazu äußern. Wer sich die Entwürfe fachkundig erläutern lassen möchte, kann dies am Dienstag und Mittwoch, 26. und 27. Januar, tun. Jeweils von 17 Uhr an stellen Stadtbaumeister Jürgen Thum und Veronika Pöllmann vom Bauamt die Arbeiten in einem Rundgang vor. Bei den Modellen und Plänen, darauf macht Thum aufmerksam, handelt es sich nicht um Unterlagen für ein Bauleitverfahren. Ein derartiges Verfahren, an dem die Bürger beteiligt werden müssen, stehe erst an, wenn der Stadtrat einen Bebauungsplan beschließt. Bis dahin wird es aber noch dauern.

Die Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten ist im Forum der Stadthalle zu sehen. Geöffnet ist von diesem Donnerstag an bis Freitag, 29. Januar, an den Werktagen jeweils von 17 bis 20 Uhr und am Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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