Erstes Action-Festival:Verhaltenes Interesse

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Der Soccercourt war bei den Kinder und Jugendlichen besonders beliebt. Dort spielten sie auch bei größter Hitze. (Foto: Günther Reger)

Zur Premiere der Germeringer Veranstaltung kommen 100 Kinder. Die Organisatoren hatten mit mehr gerechnet

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Organisatoren des Germeringer Action-Festivals hatten viel Zeit und Energie investiert, um Kinder und Jugendliche vor die Stadthalle zu locken. Fetzige Musik schallte über den Park und die Spielstationen warteten auf Kundschaft. Doch gemeinsames Sport und Spiel interessierte die Germeringer Jugend an diesem heißen Samstag nicht, zumal sich dunkle Gewitterwolken immer wieder drohend am Himmel zeigten. "Vermutlich sind die im Freibad", meinte Sophie Schuhmacher. "Das kann man ihnen auch nicht verdenken." Die junge Stadträtin der Grünen gehörte zur Crew der "Cordobar", einem der zwei Jugendzentren der Stadt.

Schuhmacher absolviert dort ihren Bundesfreiwilligendienst. Jetzt sitzt sie gerade im Schatten vor der Slackline, einem Band zum Balancieren, das zwischen zwei Bäumen gespannt ist. Eine Mutter hält ihren kleinen Sohn an der Hand und hilft ihn in einem halben Meter Höhe von Baum zu Baum zu kommen. "So hundert Kinder waren wohl schon da", bilanziert Schuhmacher nach drei Stunden Festival am frühen Nachmittag. Aktuell waren auf dem gesamten Platz nur zwei Dutzend Kinder und Jugendliche auszumachen, die das Sport- und Bewegungsangebot annahmen. Zwei Rettungshelfer vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) saßen etwas verloren an einem Tisch. "Kundschaft hatten wir noch nicht", meinten beide übereinstimmend. "Das ist ja auch erfreulich."

Sehr gefragt war der Soccercourt, der eigens aufgebaut worden war. In einer Ecke der Wiese toben die Kleinsten auf einer Hüpfburg herum, andere Kinder nutzten die Spielgeräte des Spielmobils, das der Abenteuerspielplatz (ASP) aus Neugermering mitgebracht hatte. ASP-Leiter Martin Pollok zeigte, wie Speed-Badminton geht.

Das Action-Festival hatten die Germeringer Kinder- und Jugendeinrichtungen, also die beiden Jugendzentren, der ASP, der Jugendrat und die Fahrrad- und Mopedwerkstatt aus der Taufe gehoben. Es war das erste Bewegungsfestival dieser Art in Germering. Ein wenig enttäuschend war die Premiere der Veranstaltung schon: "Man muss anfangen damit, Plätze in Germering zu bespielen", meinte Erwin Zißelsberger, der langjährige Leiter der Cordobar. Er kennt die Germeringer Kinder und Jugendlichen so gut wie der 45 Jahre alte Sozialpädagoge. Seit fast 20 Jahren hat er schon viele Kindergenerationen im Jugendzentrum am Bahnhof und außerhalb erlebt. "Nein", sagt Zißelsberger, "wir fühlen uns nicht im Stich gelassen." So eine Veranstaltung müsse sich entwickeln. Dabei steht er vor einem aufgeblasenen, etwa fünf Meter hohen Kletterhügel, den die Veranstalter vom Kreisjugendring ausgeliehen haben. Der Kletterhügel schafft einen hohen Anreiz, die Spitze zu erklimmen, doch kein junger Besucher versucht es.

"Wir müssen raus aus unseren Häusern und demonstrieren, dass es uns gibt", bekräftigt Zißelsberger einmal mehr sein Credo. Die Veranstalter werden sich im Herbst zusammensetzen und entscheiden, wie es mit dem Festival weitergehen wird. Eine Eintagsfliege soll es wohl nicht bleiben. Mangels Mannschaften beim anberaumten Soccerturnier hatte Zißelsberger auch ein Team der "Soz-Päds" auf die Tafel geschrieben. Die mussten gegen weitaus jüngere Viererteams vom Fußballverein SCUG und der FIFA-Streetboys antreten. "Hoffentlich verletzt sich keiner", meint Zißelsberger vor seinem ersten Einsatz, "sonst sieht es nächste Woche schlecht aus in den Jugendzentren." Verletzungen blieben aus und die "Soz-Päds" gewannen das Turnier sogar.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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