Germering:Ungebrochene Hilfsbereitschaft

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70 Freiwillige kommen in das frühere Altenheim Don Bosco in Germering. Sie wollen die erwarteten 200 Asylbewerber unterstützen. Problematisch ist, dass niemand weiß, wann sie ankommen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Von Überforderung keine Spur: Die Bereitschaft in Germering Flüchtlingen zu helfen, ist nach wie vor enorm. Die Stühle im Foyer des dritten Stockwerkes im ehemaligen Altenheim Don Bosco reichten kaum aus, alle 70 Personen am Dienstagabend beim ehrenamtlichen Helfertreffen für Asylbewerber unterzubringen. Die Anwesenden trugen sich in Helferlisten der Caritas ein. Erwartet werden in Don Bosco 200 Asylbewerber. Der genaue Zeitpunkt ihres Eintreffens steht jedoch noch nicht fest. Bisher sind dort 50 Flüchtlinge untergebracht.

Zweieinhalb Stunden saßen die potenziellen ehrenamtlichen Helfer zusammen, um Aufgaben und Zuständigkeiten zu verteilen. Kritische Stimmen waren nicht zu hören, genauso wenig war das von Politikern gerne an die Wand gemalte Kippen der Hilfsbereitschaft und Willkommenskultur zu vernehmen. Ganz im Gegenteil: Die Kreativität der Helfer war erstaunlich. So schlug ein älterer Germeringer umgehend vor, nicht nur Deutschkurse für Kinder in der üblichen Form anzubieten. Er verwies auf ein Projekt in Regensburg. Dort werde in einer Grundschule "Singend Deutschlernen" angeboten. Das wäre effektiver, weil sich die Lernzeit der Kinder, bis sie Deutsch sprechen und verstehen, um drei Monate verkürzen würde.

Betreut werden die bisherigen 50 Flüchtlinge von Barbara Baptist, Asylberaterin der Caritas in Don Bosco. Das ehemalige Altenheim ist auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet. Die Küche ist extra umgebaut worden, um 200 Personen versorgen zu können. Nachdem nicht nur drei, sondern jetzt sechs Stockwerke des ehemaligen Seniorenheims für Flüchtlinge zur Verfügung stehen, können 200 Menschen dort Platz finden. Andrea Gummert, die sich seit Februar dieses Jahres für die Caritas um die Koordination des ehrenamtlichen Helfereinsatzes für Flüchtlinge im Landkreis kümmert, nahm die Ideen und Vorschläge aus dem Helferkreis dankend entgegen. So hat sich an diesem Abend auch eine Gruppe junger Menschen bereit erklärt, Ausflüge für Flüchtlinge anzubieten. "Diese Hilfsbereitschaft macht uns allen Mut", bekräftigte die Sozialpädagogin.

Gummert und ihr Team hatten diverse Helferlisten zu verschiedenen Themen vorbereitet, in denen sich die Anwesenden eintragen konnten. Die Unterstützungsbereiche reichen von der Kinderbetreuung über Patenschaften für Familien, Sportangebote bis zu Dolmetschertätigkeiten. "Die Listen sind gut gefüllt", stellte Gummert hinterher zufrieden fest. Jetzt gehe es in den zwölf Arbeitskreisen darum, die Aufgaben zu entwickeln. "Was macht Sinn? Was sollten wir anbieten?", skizzierte sie die Aufgabenstellung für die einzelnen Helferteams. Bestehende Initiativen und deren Erfahrungen, wie zum Beispiel der Arbeitskreis Asyl in Germering, der mit der Betreuung der 70 Flüchtlinge in der bereits bestehenden Einrichtung am Starnberger Weg ausgelastet ist, sollen einbezogen werden. Gummert: "Da wollen wir einen engen Austausch organisieren."

Die Helferteams sollen zunächst einen Sprecher als Kontaktperson bestimmen. Die Sprecher der Arbeitskreise bilden dann einen Koordinierungsrat für Don Bosco, so das Organisationsmuster von Gummert. Schwierig ist für alle Beteiligten der Umstand, dass Ungewissheit darüber besteht, wann die Flüchtlinge nach Germering kommen. Hier hält sich die Verteilbehörde, die Regierung von Oberbayern, bedeckt und verlangt sehr viel Flexibilität von ehrenamtlich tätigen Menschen. Geschuldet ist die Ungewissheit auch der neuen Linie, dass die Flüchtlinge länger in den Erstaufnahmeeinrichtungen, zum Beispiel am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck, bleiben sollen, um sie nach vermeintlich sicheren Herkunftsländern zu sortieren.

© SZ vom 07.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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