Germering: Trassenführung abgelehnt:Verlegung der Bahnstromleitung in Gefahr

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Die Stadt München hat sein Veto gegen die geplante Trasse eingelegt. Jetzt steht die Stadt Germering unter Zeitdruck.

Petra Fröschl

Eigentlich sollte die Verlegung der mitten durch Germering führenden Bahnstromleitung an den Stadtrand noch in diesem Jahr beginnen. Die neue Trassenführung südlich der Lindauer Autobahn war ausgiebig diskutiert, Studien erstellt und mit Grundeigentümern verhandelt worden.

Die Bahnstromleitung - wie hier in der Kriegerstraße in Germering - soll an den Stadtrand verlegt werden. (Foto: Günther Reger)

Nun werden die Planungen weit zurückgeworfen, denn die Stadt München hat jetzt, am Ende des Verfahrens, ihre Zustimmung verweigert. Germering ist nun unter Zeitdruck: Bis Jahresende muss eine Alternative vorliegen, sonst wird die bestehende Starkstromleitung von Januar an saniert.

Bereits 2009 waren die vollständigen Unterlagen nach einem langwierigen Vorbereitungsprozess dem Eisenbahnbundesamt in Bonn vorgelegt worden. Zwar standen noch Stellungnahmen der Nachbarkommunen aus, doch da diese nach Angaben der Stadt von Anfang an in das Verfahren eingebunden waren, galt die Genehmigung als sicher. "Das Thema schien von unserer Seite abgearbeitet", sagte Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) am Dienstag im Planungsausschuss. "Völlig überrascht" sei man daher über die Absage des Münchner Planungsreferates gewesen.

Als "nicht nachvollziehbar" bezeichnete Haas die Gründe für die Ablehnung der von Germering erarbeiteten Trassenführung, die bis zur A99 südlich der Lindauer Autobahn verlaufen wäre: Nach Auffassung der Landeshauptstadt beeinträchtige diese das Landschaftsbild und sei daher "schon immer" abgelehnt worden - was Stadtbaumeister Ronald Hirschfeld jedoch dementierte: Die Stadt München sei von Anfang an eingebunden gewesen; sie habe die Trasse zwar nicht explizit befürwortet, aber "definitiv nicht abgelehnt".

Auch das dritte Argument, dass wegen der Bebauung Freihams am Autobahnkreuz A96/A99 Ersatzflächen zur Ansiedlung der Feldlerche geschaffen werden müssten, sorgte bei einigen Stadträten für Kopfschütteln. "Ich habe großen Respekt vor der Feldlerche, aber die bestehende Menschenpopulation ist auch schutzwürdig", meinte Sibylle Nottebohm (Grüne) zu der Tatsache, dass die Trasse nun näher als bisher an die Wohnbebauung im Süden herangerückt werden muss.

Haas sah das ähnlich. Trotz Unverständnis bleibe Germering aber nichts anderes übrig, als die Entscheidung zu akzeptieren und kurzfristig auf eine Alternativtrasse umzusatteln: "Wir hängen am Wohlwollen anderer", bedauerte der OB.

Die Trassenführung, welche die Stadt nun alternativ verfolgt, ist zu Beginn des Verfahrens schon einmal im Gespräch gewesen. "Sie wurde von München aber pauschal abgelehnt und daher nicht weiter beachtet", sagte Hirschfeld. Diese alte neue Strecke verläuft im Westen genau wie die andere, kreuzt aber bereits beim Wifo-Gleis die Autobahn und wird weiter nach Norden gerückt. Nach Angaben des Stadtbaumeisters ist sie minimal kürzer als die andere Trasse, wegen teils höherer Masten bleiben die für Germering anfallenden Kosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro aber in etwa gleich.

Trotz des nun sehr engen Zeitfensters ist Hirschfeld optimistisch, dass bis Jahresende alle Zustimmungen vorliegen und die Verlegung der hässlichen Leitung noch klappt: Alles sei so gut wie möglich vorbereitet. Derzeit werde die Detailplanung und eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellt, an zwei privaten Grundeigentümern sei man dran. Eine Gefahr für die wertvollen Buchenwälder bestehe nicht, da die Trasse daran vorbei laufe. Laut Haas hat auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude in einem persönlichen Gespräch sein Einverständnis signalisiert.

Der Ausschuss segnete die Alternativtrasse nach längerer Diskussion einstimmig ab, am 11. November entscheidet der Stadtrat.

© SZ vom 21.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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