Germering:Texte zu Leben erweckt

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Den Kreisentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs gewinnt mit Garwin Pelzl der einzige männliche Teilnehmer

Von Katharina Knaut, Germering

Im digitalen Zeitalter stehen vor allem Kinder in dem Ruf, ihre Freizeit vor dem Computer oder dem Smartphonedisplay zu verbringen. Vor allem Lehrer beklagen immer lauter ein mangelndes Interesse an Büchern. Dass sich die Lesebereitschaft junger Menschen jedoch nicht auf Facebook-Posts und Whatsapp-Nachrichten beschränkt, beweisen Sechstklässler des Landkreises beim Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbes vom Bund des Deutschen Buchhandels. Ausgerichtet wird dieser seit 1956. Dabei wird in einem mehrstufigen Auswahlverfahren der Bundessieger gekürt. Die Teilnehmer werden von den Schulen gestellt.

Souverän und textsicher absolviert Garwin Pelzl den Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs - und gewinnt. (Foto: Günther Reger)

Beim Entscheid auf Kreisebene vertreten insgesamt zehn Mädchen und ein Junge ihre Schule in der Stadtbibliothek Germering, die den Wettbewerb in Abwechslung mit der Stadtbibliothek Fürstenfeldbruck ausrichtet. Die Begrüßung übernahmen dabei Andreas Haas, Bürgermeister von Germering, und die Kulturreferentin des Landkreises, Christina Claus. Der Kreisentscheid setzt sich aus zwei Runden zusammen. In der ersten tragen die Kinder eine Passage aus einem Buch vor, das sie selbst ausgewählt haben. Im zweiten Teil müssen sie zwei Minuten aus einem ihnen unbekannten Buch vorlesen. Eine fünfköpfige Jury bewertet die einzelne Vorträge anhand eines Kriterienkatalogs und gibt anschließend den Sieger bekannt. Bewertet werden dabei unter anderem Lesetechnik, Text-Darbietung und Leseverständis. Ein großer Punkt sei auch das Einfühlungsvermögen in den Text, wie Vanessa Danzer, ehrenamtliche Vorlesepatin der Stadtbibliothek Germering und Jurymitglied, erklärt. "Ich finde es wichtig, dass sie sich einfühlen und mit dem Text Leben erwecken."

Zehn Mädchen und ein Bub hatten sich für den Kreisentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs qualifiziert. (Foto: Günther Reger)

Eine Aufgabe, die die Schüler mit Bravour meistern. Befinden sich die Zuhörer eben noch in einem Schwimmbad, in dem eine magische Lehrerin mit englischem Akzent ihren Schülern Schwimmunterricht gibt und dabei, aufgrund ihrer schrulligen Art, mit dem Bademeister aneinandergerät, werden sie im nächsten Moment in den Albtraum eines Jungen versetzt und fiebern mit ihm, während er gegen Drachen kämpft. Die Kinder verstehen es hervorragend, ihre Stimmlage den handelnden Personen anzupassen und so die Figuren zum Leben zu erwecken. Nervosität ist bei den wenigsten zu spüren. Beim Lesen wirken sie entspannt und konzentriert, selbst ein vorbeifahrendes Feuerwehrauto mit Sirenen vermag es nicht, sie aus der Ruhe zu bringen.

Die Zuhörer, bestehend aus Eltern und Unterstützern des Wettbewerbes, klatschen nach jedem Vortrag begeistert. Auch die Bibliotheksleiterin Christine Förster-Grüber ist sehr angetan: "Das Niveau ist sehr hoch dieses Jahr."

Den Wettbewerb entscheidet schließlich der einzige männliche Teilnehmer, Garwin Pelzl vom Graf-Rasso-Gymnasium aus Fürstenfeldbruck, für sich. Vor allem in der zweiten Runde überzeugte er mit großer Souveränität. Aber auch in der Lesung des selbst gewählten Buches, den Fantasy-Roman "Gaudi Tronix" von Jordi Sierra i Fabra, bewies er viel Talent. Ausgewählt hätte er das Werk, da es unter anderem die japanische Kultur und Kampfkunst behandle, für die er sich sehr interessiere. Aufregung hätte er dabei kaum verspürt, beim Schulentscheid sei es wegen der größeren Zuhörerzahl schlimmer gewesen. Nächstes Ziel ist für ihn der Regionalentscheid Oberbayern Nord. Bei Erfolg folgen daraufhin Landesentscheid und Bundeswettbewerb.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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