Germering:Teures Pflaster

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Die Mieten in der Stadt sind in den vergangenen beiden Jahren um mehr als acht Prozent gestiegen. Der Mietspiegel kann zumindest Orientierung bieten und im Streitfall zur Einigung beitragen

Von Heike A. Batzer, Germering

Wohnen in Germering ist deutlich teurer geworden. Die Mieten stiegen in den vergangenen beiden Jahren um etwas mehr als acht Prozent an. Das ist dem neuen Mietspiegel zu entnehmen. Dennoch wehrt sich Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) dagegen, dass Germering häufig als zweitteuerste Stadt Deutschlands bezeichnet wird: "Das ist allein der Tatsache geschuldet, dass wir einen Mietspiegel haben."

Denn die ortsüblichen Mieten über eine solche Befragung und anschließende sozialwissenschaftliche Auswertung zu erfassen, ist nicht allerorts üblich. So verfügt beispielsweise die als sehr teures Pflaster geltende Stadt Starnberg nicht über einen Mietspiegel. Germering indes hat einen solchen schon Mitte der Neunzigerjahre eingeführt. Seine Erstellung kostete 17 000 Euro. Auch Städte wie München, Dachau, Erding oder Garching lassen regelmäßig Mietspiegel erstellen, Fürstenfeldbruck indes lehnt einen solchen ab.

Der Mietspiegel ist ein Instrument, um sich über die ortsübliche Vergleichsmiete im frei finanzierten Wohnungsbau zu informieren. Meist wird er zu Rate gezogen, wenn es um die Frage geht, ob eine Mieterhöhung auch zulässig ist. Der Mietspiegel gilt deshalb auch als Voraussetzung für die vor einem Jahr eingeführte Mietpreisbremse, die vorschreibt, dass die Miete einer bestehenden Wohnung, die weiter oder neu vermietet wird, maximal zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen darf. Städte, die keinen Mietspiegel vorweisen können, würden deshalb Probleme mit der Mietpreisbremse bekommen, vermutet Rechtsanwalt Peter Irrgeher vom Mieterverein München, der mittlerweile auch eine Außenstelle für Beratungen in Puchheim hat.

Alle zwei Jahre wird der Mietspiegel in Germering fortgeschrieben. Berücksichtigt werden dabei Wohnungen, deren Miete sich in den vergangenen vier Jahren geändert hat oder die neu vermietet wurden. Derzeit liegt ihr durchschnittlicher Mietpreis pro Quadratmeter bei nunmehr 9,59 Euro. Zuvor waren es 8,87 Euro gewesen. Die Steigerung von 8,1 Prozent in zwei Jahren ist im Vergleich zu den Jahren zuvor exorbitant. Zwischen 2012 und 2014 waren die Mieten um 3,7 Prozent angestiegen, zwischen 2010 und 2012 hatte es nach Aussagen von Professor Helmut Küchenhoff "kaum Änderungen" gegeben. Küchenhoff, Leiter des statistischen Beratungslabors am Institut für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München, hatte zusammen mit vier Studenten das wissenschaftliche Gutachten für den Germeringer Mietspiegel erstellt.

Von den befragten Miethaushalten in Gebäuden mit mindestens vier oder mehr Wohneinheiten wurden 1676 Fragebögen beantwortet. Etwa 1000 davon gingen in die Bewertung ein, die übrigen wurden aussortiert, etwa weil die Mieten in den vergangenen vier Jahren unverändert geblieben waren, die Wohnungen gewerblich genutzt wurden oder es sich um Sozialwohnungen handelte. In den Fragebögen waren Angaben zu Miethöhe, Lage und Ausstattungsdetails der Wohnungen zu machen, wie etwa das Vorhandensein von Balkon, Terrasse, Garten oder Aufzug, von Isolierverglasung, Parkettboden oder einer vom Vermieter eingerichteten Einbauküche oder vom Vermieter vorgenommene Modernisierungsmaßnahmen.

Für Anwalt Irrgeher stellt der Mietspiegel ein wichtiges Instrument dar, "um die Bürger zu befrieden". Sei ein Mietspiegel vorhanden, würden sich kaum mehr Rechtsstreitigkeiten zwischen Mietern und Vermietern ergeben. Bei der Präsentation des Mietspiegels im Sitzungssaal des Germeringer Rathauses berichtete Irrgeher aber auch davon, dass er in seinen Beratungen mit Leuten zu tun habe, die "aus dem Berufsleben ausscheiden und dann aus Germering wegziehen, weil es ihnen zu teuer geworden ist". Aber auch Berufstätige haben immer häufiger Probleme, sich die Mieten zu leisten. Deshalb "baut die Stadt dort, wo es möglich ist, Wohnungen für ihre Mitarbeiter", etwa in Feuerwehrhäusern oder Kindertagesstätten, fügte OB Haas an.

Erhältlich ist der Mietspiegel gegen eine Gebühr von drei Euro im Rathaus (Bürgerbüro im Foyer sowie in Zimmer 502 im 5. Stock) und im Mehrgenerationenhaus Zenja (Zimmer 107, 1. Stock).

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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