Germering:Streit über Neubaugebiet

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Die Planungen für eine Bebauung des Kreuzlinger Feldes im Westen von Germering stoßen auf Ablehnung von Anwohnern. Ein Gespräch, zu dem der Oberbürgermeister eingeladen hat, macht das deutlich

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die geplante Bebauung des Kreuzlinger Feldes im Westen von Germering bleibt sehr umstritten. Bei einem Gesprächstermin zeigte sich, dass die Fronten zwischen Anwohnern und Bürgerinitiative einerseits und der Stadt andererseits verhärtet sind. Während die einen ein Verkehrschaos befürchten und eine zu massive Bebauung kritisieren, sprechen die anderen davon, dass das Baugebiet zur Umgebung passe und der Verkehr die Straßen nicht über Gebühr belasten werde. Anwohner und Bürgerinitiative stellen außerdem ein Bürgerbegehren in Aussicht und überlegen eine Klage vor dem Verwaltungsgericht.

Seit der Stadtrat im Januar öffentlich gemacht hat, wie er sich eine Bebauung des Kreuzlinger Feldes vorstellen kann, gibt es unter den Anwohnern Unmut. Momentan ist das Kreuzlinger Feld großenteils Ackerfläche, nur im Westteil befindet sich eine Einrichtung der Feuerwehr. In direkter Nachbarschaft zu der freien Fläche, die im Norden von Bahnstrecke und Landsberger Straße begrenzt wird, sind die Sportanlagen des TSV Unterpfaffenhofen-Germering sowie die Realschule und das Carl-Spitzweg-Gymnasium angesiedelt. Für Stadtbaurat Jürgen Thum sind die Nähe zur Durchgangsstraße und den genannten Einrichtungen gute Gründe für eine Bebauung der "Lücke", als die er das Kreuzlinger Feld bezeichnet. Dort sieht er noch eine Möglichkeit, nennenswert Wohnraum zu schaffen, der in der Region München und gerade auch in Germering nachgefragt wird. Fast 1100 Wohnungen sollen auf dem Areal errichtet werden, ein knappes Drittel von ihnen soll zu günstigen Mieten vergeben werden.

Kommt es so, rechnet Verkehrsgutachter Ulrich Glöckl mit zusätzlich 6500 Autofahrten im Westen des Stadtgebiets. Zwei Drittel davon sollen seinen Aussagen nach in Richtung Westen führen, also in den Starnberger Weg und die Landsberger Straße, nur ein Drittel in Richtung Osten. Deshalb hält Glöckl auch die Kapazität der vorhandenen Straßen für ausreichend, den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen.

Diese Aussage stieß bei den Anwohnern auf viel Kritik. Mehrere unter den gut 70 Besuchern der Veranstaltung sagten, sie kämen jetzt schon morgens kaum aus ihren Einfahrten heraus. Vor allem nahe der Schulen gebe es morgens zu viel Verkehr. Ein anderer Besucher monierte den Verkehrslärm und wollte wissen, was die Stadt dagegen unternehmen wolle. Auch der Hinweis auf den nahen S-Bahnhof konnte die Anwohner nicht überzeugen. Sie verwiesen auf Taktzeiten, Verspätungen und Überfüllung der Nahverkehrszüge.

Und nicht nur die Folgen für den Verkehr machen den Anwohnern Sorge. Immer wieder wurde die mögliche Höhe der Häuser kritisiert. Bis zu fünf Geschosse sollen sie nach den ersten Entwürfen haben. Das passe nicht in die Umgebung, hieß es. Umstimmen ließen sich die Kritiker auch nicht durch die Darstellungen intensiv begrünter Areale zwischen den Gebäuden. Solche Bilder wurden als "Marketing" abgetan. Stattdessen solle das Feld nur mit Einfamilien- und Doppelhäusern bebaut werden, wurde angeregt.

Oberbürgermeister Andreas Haas widersprach. Wohnraum mit günstigen Mieten lasse sich nur schaffen, wenn es ein hohes Baurecht gebe, sagte er und erinnerte daran, dass wohl die meisten Besucher nicht in Germering geboren worden und zugezogen seien. Diese Möglichkeit müsse es auch künftig geben. Tina Reitberger fragte dagegen, wer eine solche Menge von Neubürgern wolle und was die Politik für die Alteingesessenen tue.

Doch in dem Für und Wider gab es auch eine verbindende Stimme. Der Architekt Andreas May gestand Haas zu, dass Germering weitere Wohnungen nötig habe und das Kreuzlinger Feld auch ein guter Standort für Neubauten sei. Allerdings solle die Anzahl der geplanten Wohnungen geringer ausfallen. Auch Haas zeigte sich versöhnlich. Er wolle die Einwendungen und Anregungen der Anwohner in die weiteren Überlegungen zur Planung aufnehmen, sagte der Oberbürgermeister.

© SZ vom 04.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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