Germering:Staub, Lärm und Kaffee

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Süße Pause: Michaela Radykewicz serviert im Germeringer Weltladen Bauarbeitern Kuchen. (Foto: Günther Reger)

Germerings Weltladen feiert Dauerbaustelle mit Party

Von Sabrina Küspert, Germering

Wer im Weltladen "Weltoffen" einkauft, sieht sich besonderen Kaffee-Sorten aus Bolivien, der Germeringer Stadtschokolade und fair gehandeltem Kunsthandwerk aus aller Welt gegenüber. Vor kurzem hatte man aber nicht nur die Wahl zwischen den etwa 1500 verschieden Produkten des Geschäfts. Anlässlich der "Baustellenparty" gab es Kuchen, Kaffee und Tee für jeden Kunden - eine gute Portion Humor inklusive. Man feierte gemeinsam das einjährige Andauern der Baustelle, die sich direkt vor der Tür des Ladens befindet.

Dort wird seit einem Jahr die Fassade erneuert. Kurz vor dem ersten Marktsonntag 2016 waren Platten von der asbesthaltigen befallenen Fassade gefallen. Um die Kundschaft nicht weiter zu gefährden, wurde auf Anweisung des Vermieters sofort ein Gerüstaufgebaut. Seitdem leiden die Besitzer und Verkäuferinnen des Weltladens unter Baulärm und Verschmutzungen. Agathe Kiestaller ist eine der 30 Ehrenamtlichen, die im Laden bedienen. "Es ist wirklich belastend, fast durchgehend mit Bohrern beschallt zu werden. Und erst der Schmutz. Den feinen Staub bekommt man mit keinem Besen weg", beklagt sie sich.

Außerdem war das Schaufenster des "Fachgeschäfts für fairen Wandel" bis vor wenigen Wochen mit Planen verhängt. Darunter hätte auch der Umsatz geringfügig gelitten, wie Michaela Radykewicz erklärt. Sie ist Teil des Vorstands der Genossenschaft "Weltoffen-Germering Weltladen". Man habe ein attraktives Sortiment, dafür Werbung gemacht und trotzdem bleibe man hinter den Einnahmen des letzten Jahres zurück. "Verkaufen kann ich eben nur an jemanden, der den Laden sieht und hereinkommt," stellte sie auf der Baustellenparty fest.

Dennoch hielt die Stammkundschaft dem Weltladen die Treue. Besonders würde das vielfältige Angebot geschätzt werden. Im 44 Quadratmeter kleinen Laden gibt es neben fair gehandelten Waren aus Entwicklungsländern auch Artikel aus mehreren Behindertenwerkstätten des Landkreises.

Über den Abschluss der Bauarbeiten wollte an diesem Tag niemand im Laden "Weltoffen" spekulieren. Im Moment wird noch die Decke vor dem Geschäft erneuert. "Ich traue mich gar nicht, ein Ende zu vermuten", sagt Radykewicz. Aber bis dahin kehre man eben weiter Schmutz zur Tür hinaus und vertraue auf die Stammkundschaft.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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