Neues Kino in Germering:Soft-Opening

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Die Germeringer nehmen ihr neues Kinocenter Cineplex nicht stürmisch, aber freudig in Besitz. Schlangen an den Kassen gibt es nicht, obwohl Erwachsene pro Film nur sechs Euro bezahlen. Alles soll noch besser werden, kündigt der Betreiber an

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Was gehört zu einem exzellenten Kino? Natürlich spielt die Programmauswahl die Hauptrolle. Dabei ist auch das neue Germeringer Kinocenter Cineplex nicht frei von Zwängen. Das Kino hängt von Filmverleihern ab, die das Programm diktieren. Dieser Sommer scheint der Sommer von Action-Filmen (Ant-Man, Jurassic World, Terminator) und Animationsstreifen (Minions) zu sein. Auch 3-D-Filme haben Konjunktur. Vier von neun Filmen der ersten Kinowoche laufen im 3-D-Format. Stimmen müssen in modernen Kinosälen das Bild und vor allem der Ton. Daran gibt es in Germering wenig auszusetzen, dafür fehlen einigen Besuchern Kleinigkeiten, wie ein Getränkehalter an den noch installierten Ersatzsitzen. Auch die Klimaanlage lässt einige Besucher frieren. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt jedoch. Festzustellen ist: Die Germeringer nehmen ihr neues Kino nicht stürmisch, aber sehr freudig in Besitz.

Momentan zahlen Erwachsene sechs Euro pro Film. Sie erhalten den Rabatt, den der Betreiber nach der Öffnung aller sieben Säle nur noch an den "Kino-Tagen" Montag und Dienstag gewährt. "Preis-Leistung?", sagt Rene, "da würde ich schon die Note eins vergeben." Der 23-jährige Germeringer ist ein erfahrener Kinogänger. "Dreimal im Monat gehe ich schon ins Kino", erzählt Rene. Er kommt zusammen mit seinen Begleiterinnen Christin, 28, und Kathi, 25, aus der Spätvorstellung am Samstag. "Unknown User" haben sie gesehen. Der läuft unter dem Genre Horrorfilm. Zwölf Besucher haben den Film gesehen, der kurz nach Mitternacht endet. "Ein schöner Schmarrn", meint Rene hinterher. Insgesamt gibt es fünf Spätvorstellungen an diesem Abend. Der 3-D-Film Jurassic World von Regisseur Colin Trevorrow läuft länger als zwei Stunden. Kurz vor ein Uhr gehen die letzten Besucher.

"Der Ton war erstklassig", sagen Rene, Christin und Kathi übereinstimmend. Beim Dolby Surround und der Raumakustik hat sich der Aichacher Kinobetreiber Michael Rusch besonders ins Zeug gelegt. Etwa 400 000 Euro sind für Tonanlagen und akustische Maßnahmen mit einem speziellen Aufbau der Wände und den Deckensegeln in den sieben Kinosälen ausgegeben worden. "Trotzdem ist es manchmal schwierig, die perfekte Lautstärke zu finden", meint Theaterleiter Michael Riedlberger. Viele wollten es lauter haben, ältere Leute hätten es gerne leiser. Da müssten noch Erfahrungen gesammelt werden.

Die ersten vier Tage im Germeringer Cineplex gehören jedoch den Jüngeren. "Der Schnitt liegt wohl bei 30 Jahren", schätzt Riedlberger. Am Samstagnachmittag ist eine Mädchengruppe, 13 und 14 Jahre alt, im Kino unterwegs. Auch sie schauen sich Unknown User an und schwärmen von allem, was sie im Kino erleben. Abwechselnd stecken sie ihre Köpfe durch eine Pappwand, um sich als Ted, den kleinen Filmbären fotografieren zu lassen. Über dem Kartenschalter leuchten die Filmtitel und immer wieder Zahlen auf. Der Besucher kann dort ablesen, wie viel Plätze noch frei sind. Die ersten Tage laufen eher gemächlich an. Die Bärchen-Komödie Ted 2 sehen am Samstag um 18.20 Uhr 20 Besucher, die den kleinen Kinosaal drei nur zu einem Drittel füllen.

Schlangen vor dem Kartenschalter gibt es noch nicht. "Wir sind mit dem Start zufrieden", bilanziert Riedlberger. Weit über 1000 Besucher seien am Wochenende ins Kino gekommen. Lange Tische mit Sitzbänken im Foyer bieten die Möglichkeit, in größeren Gruppen zusammenzusitzen. Die Popcorn- und Cola-Theke ist riesig lang. Die Preise sind günstiger als in Münchner Kinos. Die 0,3-Liter-Cola kostet 2,30 Euro, die normale Popcorn-Ration 4,30 Euro. Das "Mega-Menü mit 1,5 Liter Cola und einem Eimer Popcorn ist für 10,90 Euro zu haben. "Dem Popcorn würde ich nur eine Drei geben", meint Popcornkenner Rene zur typischen Kinoverpflegung. Popcorn ist sicherlich Geschmacksache. Die Kinomacher bezeichnen den augenblicklichen Zustand noch als "Soft-Opening".

Es soll alles besser werden. Sehnsüchtig werden Kinosessel mit Halterungen für Essen und Trinken erwartet. Mit den neuen Sesseln gehen Motion-Seats, die 3-D-Wackel-Sessel, die ein noch spezielleres 3-D-Gefühl vermitteln, in Betrieb. Dann gibt es bis zu 20 Filme pro Tag und das Programm wird um französische und deutsche Komödien erweitert.

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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