Germering:"So einfach wird das nicht gehen"

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Thomas Thalhammer, 68 Jahre alt, will weiter rechtlich gegen die Stadt Germering vorgehen, weil er den Bau eines siebenstöckigen Hochhauses in seiner unmittelbaren Nachbarschaft verhindern möchte. (Foto: Günther Reger)

Thomas Thalhammer wehrt sich gegen die Bebauung des ehemaligen Morigl-Geländes mit einem 25 Meter hohen Haus

Interview von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Thomas Thalhammer, 68, hat den Erfolg vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig mit Genugtuung zur Kenntnis genommen. Das Gericht hat den Bau des siebenstöckigen Hochhauses mit einer Höhe von 25 Metern auf dem ehemaligen Grundstück des Autohauses Morigl in Germering erst einmal untersagt, weil der Bebauungsplan unwirksam ist. Die Stadt Germering muss nun einen neuen Bebauungsplan direkt neben dem Grundstück der Familie Thalhammer auftellen. Die SZ sprach mit dem vereidigten Sachverständigen für Haustechnik.

SZ: Der Stadtrat bezeichnet das Bauprojekt es einhellig als "Eingangstor zur Stadt". Werden Sie auch einen neuen Bebauungsplan rechtlich angreifen?

Thomas Thalhammer: Dazu sind meine Ehefrau und ich natürlich entschlossen. Wir können einfach die Nachteile nicht hinnehmen, die dieses riesige Gebäude für uns bedeuten würde.

Die Stadt argumentiert, dass sie nur ein geändertes Umweltgutachten in den bestehenden Bebauungsplan einbauen müsse, dann hätte der neue Plan Bestand. Wie sehen Sie das?

Die schriftliche Begründung des Leipziger Urteils liegt ja noch gar nicht vor. Ich glaube nicht, dass geringfügige Änderungen, das Drehen von wenigen Schräubchen, so wie sich das die Stadt vorstellt, ausreichen werden. So einfach wird das nicht gehen.

Hat das Gericht in der Verhandlung schon Hinweise gegeben, was geht und was nicht geht?

Ja, da gab es Hinweise. Einfach formuliert, hat das Gericht ausgeführt, dass ein Wohngebiet ganz ruhig sein muss. In einem Mischgebiet mit Wohnen und Gewerbe etwas Krach sein kann und es in einem Gewerbegebiet ganz laut ist. Wir wohnen seit 35 Jahren durch das angrenzende ehemalige Autohaus mit Kfz-Werkstatt in einem Allgemeinen Wohngebiet, jetzt kommt es darauf an, wie viel Lärm dort sein darf. Das Haus hat der Vater meiner Ehefrau 1957 gebaut. Die Stadt will das Allgemeine Wohngebiet zu einem Gewerbegebiet machen.

Was befürchten Sie konkret?

So wie der Plan aussieht, werden sich die lärmmachenden Geräte des Gebäudes - Klimageräte, Lüftung und Kältemaschinen - direkt unter unserem Schlafzimmerfenster angebracht. An unserer Grundstücksgrenze entlang wird die Anlieferung für das Gebäude und den geplanten Supermarkt passieren. Das ist irre.

Warum?

Da werden die Laster schon morgens um fünf oder sechs Uhr anrollen. Die fahren dann an der Landsberger Straße rein und an der Münchner Straße, wenn sie ausgeladen worden sind, wieder raus. Möglicherweise stehen sie dort auch mit laufendem Motor. Wie stellt sich das die Stadt neben einer reinen Wohnbebauung vor?

Sie klagen auch über eine hohe Hauswand, die an ihrer Grundstücksgrenze hochgezogen werden soll...

Ja, das Erdgeschoss des Gebäudes soll 6,15 Meter hoch werden. Da sind sie als Nachbar bis zum zweiten Stock eingemauert. Wer will das schon sein?

Gab es denn mal Gespräche mit der Stadt oder dem dortigen Bauamt?

Nein, bisher gab es noch kein Gesprächsangebot. Wir wären aber jederzeit bereit dazu.

Was wäre die Grundlage von ihrer Seite für so ein Gespräch?

Es gibt eine Gerichtsentscheidung, einen Vergleich des Verwaltungsgerichtshofs München, den wir vor 26 Jahren mit Herrn Morigl getroffen haben und dem die Stadt Germering zugestimmt hat. Damals wurde per Baugenehmigung festgelegt, dass auf dem Areal des Autohauses ein Erdgeschoss und ein Stockwerk darüber gebaut werden darf. Das hat der Stadtrat damals so gebilligt. Das ist momentan die Rechts- und Verhandlungsgrundlage. Bei der Stadt interessiert sich offenbar niemand mehr dafür. Da fühlt man sich schon sehr veräppelt.

Wie verhalten sich die anderen Anlieger?

Die sind weniger betroffen, weil ihre Grundstücke einen größeren Abstand zum geplanten Hochhaus haben. Es gab bei ihnen anfangs Bedenken wegen einer Verschattung ihrer Häuser. Da hat die Stadt ein Gutachten anfertigen lassen, dass sich die Verschattung nur gering erhöhen würde. Sie sind wohl auch gehätschelt worden und haben sich dann ergeben.

Sie müssen sich dann wohl weiterhin alleine wehren?

So sieht es aus, und wir werden das auch tun. Ich habe mal gesagt, dass hier möglicherweise in zehn Jahren nicht gebaut werden wird. Mehr als vier Jahre sind jetzt um. Die zehn Jahre sind also locker drin.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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