Germering:Schuldnerberatung klagt über Geldnot

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Bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen fordert die Geschäftsführerin Claudia Ramminger mehr finanzielle Unterstützung

Von Julia Bergmann, Germering

Der erste Akt trägt den Titel "Schulden haben Gründe". Einer der Gäste steht auf und beginnt zu sprechen. Er erzählt von der Abwrackprämie, die 2009 angeboten wurde. "Alle haben das gemacht. Ich wollte nicht zurückstehen", sagt der Mann. Wenn es schon eine Prämie für das alte Auto gab, sollte das nächste etwas größer sein. Dass kurze Zeit später die Kündigung des Arbeitgebers im Briefkasten lag, damit hatte er nicht gerechnet.

In zwei weiteren Akten mit den Namen "Schulden haben Folgen" und "Bei Schulden gibt es Auswege", erzählen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Schuldnerberatung der Caritas Fürstenfeldbruck in kurzen Zitaten von Fällen, die sie im vergangenen Jahr betreut haben. Am Ende steht die Botschaft, dass man den Weg aus den Schulden schaffen kann, wenn er auch noch so unüberwindbar scheint. Im Rahmen der Jubiläumsfeier zum 25-jährigen Bestehen soll den geladenen Ehrengästen ein Einblick in die tägliche Arbeit gewährt werden. 739 Haushalte haben im vergangenen Jahr die Schuldnerberatung persönlich aufgesucht. Im ersten Jahr, sind es noch 58 gewesen. Die Überschuldung im Landkreis und somit die Nachfrage nach der Beratung steigt und zieht ein Problem nach sich, das die Mitarbeiter der Schuldnerberatung an ihre Grenzen treibt.

Wie Kreisgeschäftsführerin Claudia Ramminger in ihrer Rede erwähnt, gehe es der Schuldnerberatung mittlerweile ähnlich wie ihren Klienten: Das Geld ist zu knapp. Zudem gebe es Bedarf an weiteren hauptamtlichen Mitarbeitern. Mittlerweile müssten Klienten in der Schuldnerberatung mit Wartezeiten rechnen, was die Mitarbeiter zunehmend in Zwiespalt bringe. Immerhin wissen sie, je früher die Klienten kommen, desto besser kann man ihnen helfen. In diesem Zusammenhang appelliert Ramminger auch an die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler, die als Gast geladen war. "Die über 28 Prozent Eigenbeteiligung der Caritas sollte nicht weiter steigen, sondern eher zurück gehen", so Ramminger. Die Schuldnerberatung wurde 1989 vom Landkreis an das Caritas Zentrum ausgelagert und wird seitdem bezuschusst. Ramminger wünscht sich mehr finanzielle Unterstützung. Zudem betont sie: "Der Umfang der Beratung sollte regelmäßig dem Bedarf angepasst werden."

Auf die zunehmenden Fälle von Überschuldung im Landkreis geht auch Diözesan-Caritasdirektor, Prälat Hans Lindenberger, ein. Dass 739 Haushalte im vergangenen Jahr beraten wurden, sei beeindruckend und bedrückend zugleich. "Eigentlich ist es gar kein so schönes Jubiläum. Gescheiter wäre, wenn es das nicht geben müsste", sagt er angesichts der Zahlen.

Abgesehen davon sei es besonders lobenswert, mit welcher fachlichen Kompetenz die Schuldnerberatung bereits seit 25 Jahren eine solch hervorragende Arbeit leiste. Lindenberger würdigt auch das Engagement der Ehrenamtlichen, die die Klienten beim Sortieren von Unterlagen, Erstellen von Gläubigerlisten und Gängen zur Bank unterstützen. Nicht nur dass die Mitarbeiter so eine große Zahl von Schuldnern beraten konnten sei bemerkenswert, sondern auch der Umstand, dass sie dabei die jeweilige Situation der Hilfesuchenden differenziert in den Blick nehmen und beraten konnten.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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