Germering:Schafe am Ortseingang

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Ein bisschen Alpenlandschaft: Kiefern, Findlinge und ein zart sprießender Rasen kennzeichnen den Kreisel im Gewerbegebiet-Nord. (Foto: Günther Reger)

Die Stadt Germering hat den Kreisel im Gewerbegebiet-Nord bepflanzen lassen. Dort sollen sich Grillen, Heuschrecken und Goldhähnchen wohlfühlen - und die Holztiere eines Münchner Künstlers

Von Katharina Knaut, Germering

Normalerweise behalten Besucher von Germering vor allem Hochhäuser, die archäologischen Stadtführungen oder die beeindruckende Stadthalle im Kopf. In Zukunft wird es nur noch eines sein: schwarze, weiße und rote Holzschafe. Denn diese sind Teil des neuen Gestaltungskonzeptes des Kreisels im Gewerbegebiet, der den nördlichen Stadtausgang markiert.

Von weitem schon blicken sie jedem Auto-, Motorrad- oder Lastwagenfahrer entgegen, der die Stadt verlassen möchte. Majestätisch thronen sie auf dem Hügel, der sich über den Kreisel erhebt. Die Schafe haben bereits eine weite Reise hinter sich. Sie standen im Olympiapark, im Botanischen Garten und im Maximilianeum. Nun haben sie in Germering ihr Zuhause gefunden. Der "Schäfer" und Erbauer ist der Münchner Künstler Walter Kuhn. Insgesamt 240 solcher Schafe hat er im Zuge seines Projektes "Urbane Transhumation" gebaut. "Transhumation bedeutet Wanderweidewirtschaft", erklärt er. Dabei werden Schafe über viele Kilometer hinweg von einer Weide zur nächsten getrieben. "Ich dachte das ist ein guter Name, weil die Schafe ja tatsächlich von einem Ort zum anderen ziehen." Inzwischen hat sich die Herde jedoch dezimiert. Dreißig von ihnen sind ihrem natürlichen Feind, dem Vandalismus, zum Opfer gefallen, weitere 140 wurden für insgesamt 14 000 Euro zugunsten einer Flüchtlingsorganisation verkauft, sechs davon an die Stadt Germering. "Hier grasen sie nun hoffentlich zur Freude der Einwohner", sagt Kuhn.

Da ein Gewerbegebiet für Schafe - auch für solche aus Holz - keinen geeigneten Lebensraum darstellt, haben die Stadt und der Bauhof sich große Mühe gegeben, ein geeignetes Umfeld zu schaffen und ein Stück der Alpenlandschaft zu ihnen gebracht. So jedenfalls wirkt die Anlage, die sich inmitten des Kreisels erhebt: braune Erde, in der schon erste Sprösslinge sprießen, daneben Kiefern und Findlinge auf grüner Wiese, dazwischen karger, kiesiger Boden mit kahlen Sträuchern.

Zugegeben, viel Nahrung gibt es für die Schafe noch nicht, aber spätestens in drei bis vier Jahren wird der ausgesäte Magerrasen gewachsen sein, Thymian und Majoran sich voll entwickelt haben und Tamarisken, Wacholder und Schneebälle in voller Blüte stehen. "Das Ganze ist so konzipiert, dass der Kreisel so lange wie möglich im Jahr blüht", erklärt Claudia Müller, Verantwortlich für die Bewirtschaftung der Ausgleichsflächen der Stadt Germering.

Die Gestaltung ist dementsprechend auch nicht starr, sondern wandelt sich im Laufe des Jahres. Unter den Pflanzen sind laut Müller auch einige Seltenheiten wie Magerrasen und echte Schlüsselblumen. Nach den Worten von Müller also ein wahres Naturparadies für Grillen, Heuschrecken und nistende Goldhähnchen. Und natürlich für die Schafe.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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