Germering:Samstags zum Bankschalter

Lesezeit: 2 min

Die Sparkasse startet in Germering ein Pilotprojekt. In der Filiale in den Einkaufspassagen können sich Kunden bis 19 Uhr beraten lassen, samstags bis 14 Uhr. Vorstand Klaus Knörr orientiert sich mit dem neuen Angebot am Zeitbudget von Singles und Pendlern

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Sparkasse Fürstenfeldbruck geht in Germering in die Offensive. "Das gibt es nur bei uns - über 50 Stunden persönliche Zeit für Sie", prangt auf einem roten Plakat im Fenster der Zweigstelle in den Germeringer Einkaufspassagen (GEP). "Beratung acht bis acht" lautet das nächste Plakat. Die Schalteröffnungszeiten wurden massiv ausgeweitet. Der Clou: Sogar an Samstagen können sich Kunden jetzt von 9 bis 14 Uhr beraten lassen und auch am Schalter ihre Bankgeschäfte erledigen.

Für die Sparkasse übernimmt Germering eine Pilotfunktion, wie Klaus Knörr, der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse bestätigt. Die VR-Bank, so viel steht fest, will, besonders was den Samstag betrifft, auf keinen Fall nachziehen. "Wir testen in Germering, ob der Bedarf bei den Kunden besteht", erläutert Knörr das Vorhaben der Bank. Ein Jahr lang wolle man beobachten, wie es laufe und dann entscheiden, ob aus dem Test eine Regel werden kann. In den GEP hat die Sparkasse jetzt von Montag bis Freitag von 8.30 bis 19 Uhr, abzüglich einer neunzigminütigen Mittagspause, geöffnet. Zuvor war die Zweigstelle außer donnerstags lediglich bis 16 Uhr geöffnet. Mittwochnachmittag war geschlossen gewesen. "Auch die langen Öffnungszeiten der Geschäfte in den GEP haben uns veranlasst, das zu probieren", so Sparkassenchef Knörr. Germering wäre zudem prädestiniert, den Piloten zu machen, weil es eine typische Pendlerstadt sei. "Dort leben besonders viele Singles und Berufspendler, die nicht zu den bisherigen Öffnungszeiten in die Bank kommen konnten." Man richte sich jetzt noch mehr nach dem Zeitbudget der Kunden.

1 / 2
(Foto: Günther Reger)

Unübersehbar ist an den Germeringer Einkaufspassagen die Werbung für die Samstagsöffnung der Sparkassenfiliale.

2 / 2
(Foto: Günther Reger)

Vor mehr als zehn Jahren wurden in Schöngeising, Hattenhofen und Jesenwang die Sparkassenzweigstellen mit denen der VR-Bank zusammengelegt.

Schon bisher bietet die Sparkasse Beratungen außerhalb der Öffnungszeiten bis 20 Uhr an. "Es gab jedoch eine gewisse Scheu außerhalb der Öffnungszeiten davon Gebrauch zu machen", sagt Knörr. Jetzt verspreche sich die Bank durch das ausgeweitete Zeitfenster mehr Resonanz. Der Vorstandsvorsitzende ist sich sicher: "Anlagethemen wie Altersvorsorge oder eine Finanzierungsberatung brauchen einen größeren Erklärungsbedarf." Nicht nur in der Zweigstelle in den GEP wird länger gearbeitet. Auch in der Germeringer Hauptstelle am Kleinen Stachus wurden jetzt die Öffnungszeiten bis 19 Uhr ausgeweitet. Allerdings schließt dort die Sparkasse freitags bereits um 16 Uhr und samstags wird nicht gearbeitet.

"Auch die Mitarbeiter haben das positiv aufgenommen", sagt Knörr. Die tarifliche Arbeitszeit beträgt bei der Sparkasse, wie im Bankgewerbe üblich, 39 Stunden pro Woche. Die Arbeitszeit kann laut Knörr flexibel auf die Woche verteilt werden. "Wir arbeiten da mit Schichtplänen", erläutert der Sparkassenchef. Die Personalratsvorsitzende der Sparkasse, Irmgard Dippold, bestätigt das: "Es gibt keine Klagen von Mitarbeitern." Besonders junge Leute hätten kein Problem damit, auch einmal am Samstag zu arbeiten und dafür unter der Woche freizubekommen. Es gebe eine neun Jahre alte Dienstvereinbarung mit dem Personalrat, in der maximal sechs Samstage als Arbeitstage möglich sind. Darüber hinaus bestehe Freiwilligkeit.

Auch Die VR-Bank versteht sich als Dienstleistungsunternehmen. "Wir müssen für unsere Kunden Zeit haben, wenn unsere Kunden Zeit haben", erläutert Walter Müller, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Fürstenfeldbruck, die Maxime seiner Bank. Auch jetzt würden schon Kunden außerhalb der Öffnungszeiten, auch an Samstagen, beraten. "An eine Ausweitung der Öffnungszeiten denken wir jedoch nicht", bestätigt Müller. Ob man hier und da die Zeiten servicefreundlicher gestalte, werde immer wieder diskutiert. "Eine Öffnung am Samstag wird es sicherlich nicht geben." Damit bekräftigt Müller, dass man nicht daran denke, an die Sechzigerjahre anzuknüpfen. Samstagöffnung habe er nicht mehr miterlebt, obwohl er bereits 1975 sein Arbeitsleben bei der damaligen Raiffeisenbank begonnen habe. Die VR-Bank verfügt im Landkreis über 22 personalbesetzte Zweigstellen und sieben reine Selbstbedienungsgeschäftstellen.

Ob das Germeringer Pilotprojekt der Sparkasse mit fast 20 Stunden längeren Öffnungszeiten auch in anderen Städten und Gemeinden des Landkreises Schule machen könnte, kann Vorstandvorsitzender Knörr noch nicht sagen. Übertragen könnte man das Germeringer Muster sowieso nur auf Fürstenfeldbruck und die Großgemeinden im Osten.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: