Germering:Samba und Schubert

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Haltung zeigt das Ballettensemble der Tanzschule "Let's Dance" beim Auftritt im Forum der Stadthalle. (Foto: Simon)

Die Besucher genießen die Germeringer Musiknacht

Von Klaus Mohr, Germering

Die Germeringer Musiknacht ist etwas Besonderes, und das nicht deshalb, weil es Oberbürgermeister Andreas Haas bei seiner Begrüßung so formulierte: Mit 34 Gruppen aus Germering selbst und etwa 630 Mitwirkenden in diesem Jahr ist die im zweijährigen Turnus durchgeführte Musiknacht eine Art Leistungsschau kultureller Aktivitäten in der Stadt. Sie ist aber noch viel mehr: Bei der Veranstaltung am Samstag in allen Räumen der Stadthalle und auf dem Therese-Giehse-Platz handelte es sich um ein riesiges Bürgerfest, bei dem sich Musiker und Musikfreunde sowie alle Kulturinteressierten bei hochsommerlichen Temperaturen trafen.

Die Herausforderung für die Besucher bestand insbesondere darin, unter den zahlreichen parallel stattfindenden Angeboten auszuwählen. Da die einzelnen Programmpunkte nicht wiederholt wurden, war die Entscheidung manchmal nicht ganz einfach. Die Türen zu den Räumen blieben auch während der Vorführungen offen, was auch ein Kommen und Gehen währenddessen ermöglichte. Diese Idee mag insbesondere auch deshalb für viele Besucher interessant gewesen sein, weil dem Ablauf ein überaus komplexer Zeitplan zugrunde lag, der die überschneidungsfreie Kombination von Angeboten nicht immer gewährleistete. Für die beständigen Zuhörer war damit allerdings eine häufige Störung verbunden, die zu Lasten der Konzentration auf das Bühnengeschehen ging.

Zu Beginn hießen 13 Trommler der Percussiongruppe der Volkshochschule mit dem klangvollen Namen "Sambavaria" dieBesucher auf dem Vorplatz willkommen. Ihre Sambarhythmen waren dabei noch heißer als die Außentemperaturen, die Lautstärke ihres Spiels für das Freie gerade richtig. Quietschbunte Stelzenläufer ergänzten den akustischen Eindruck um einen eindrucksvollen optischen.

Blaskapellen und Bigbands gibt es viele, symphonische Blasorchester dagegen eher wenige. Der Blick auf die Orlandosaal-Bühne legte auch gleich den offensichtlichen Grund nahe: Bei einem voll besetzten symphonischen Blasorchester, wie es dasjenige in Germering unter der Leitung von Stefan Gast darstellt, ist eine große Zahl an Musikern erforderlich, die zum Teil auch eher seltene Instrumente spielen. Der Sound, der zum Beispiel bei einer Suite von Philip Sparke ans Ohr der Zuhörer drang, war hier ebenso differenziert ausgewogen wie vielfältig. Beeindruckend war, wie sich Instrumentengruppen in der Führung abwechselten und wie oft Glockenspieltöne dem Klang ein i-Tüpfelchen aufsetzten.

Bei manchen Veranstaltungen gab es etwas Probleme mit der Stimmung. Gemeint ist allerdings nicht die der Zuhörer, sondern die von Instrumenten und Sängern angesichts der Hitze. Die 30 Musiker des Kammerorchesters waren unter der Leitung von Dorothee Bertsch mit bekannten Werken wie der Fledermaus-Ouvertüre oder dem Kopfsatz aus Mozarts Kleiner Nachtmusik zu hören. Große Mühe gaben sich auch die Sänger der Chorgemeinschaft Sankt Cäcilia unter dem Dirigat von Thomas Scherbel mit Vokalquartetten von Johannes Brahms und Franz Schubert. Klangvoll unterstützt wurden sie von der Pianistin Barbara Scherbel. Ein Highlight war der Auftritt des Germeringer Kammerchores unter Leitung von Hildegard Schön und mit Bronwen Murray-Berg am Klavier: Hier erklangen die "Tritsch-Tratsch-Polka" und der Walzer "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß in schwungvollen Vokalversionen.

Heiß und schwül war es im überfüllten Nachtasyl, und dort gab das Germeringer Gitarrenquintett feinsinnige Klänge zum Besten. Die Zuhörer lauschten sommerlich leichten Stücken wie Luigi Boccherinis berühmtem Menuett in A-Dur. Räumlich abgelegen war der Vortrag des Heimat- und Volkstrachtenvereins "d'Parsberger" im kleinen Marieluise-Fleißer-Raum. Das Spiel der Musikanten auf Hackbrett, Zither, Gitarre und Akkordeon wirkte wie ein Ruhepol im ansonsten brummenden Haus. Wenn man durch die Stadthalle ging, traf man nur auf gut gelaunte Besucher jeden Alters, die den Abend sichtlich und in jeder Hinsicht genossen. Dazu trugen auch die kulinarischen Angebote und die Verfügbarkeit von Getränken an fast jeder Ecke des Hauses bei.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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