Germering:Rundgang im Internet

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Die Ausstellungen der Galerie Frey sind auch virtuell zu besichtigen. Screenshot: www.galerie-frey.de (Foto: N/A)

Die Germeringer Galeriebesitzerin Martina Frey hat sich umgestellt

Von Florian J. Haamann, Germering

Panik haben, das kann man auch noch, wenn es fünf vor zwölf ist. Das ist dieser Tage das Motto der Germeringer Galeristin Martina Frey. Und wenn man sie so reden hört am Telefon, dann klingt es, als ob es in ihrer Welt gerade kurz vor sieben am Morgen ist und die ersten Sonnenstrahlen zart über den Horizont streicheln. Dabei erhebt sich auch hinter ihr der Schatten der Krise, die Galerie ist geschlossen, potenzielle Kunden haben andere Dinge im Kopf als schöne Künste. Doch Frey hat entschieden, einfach nicht nach hinten zu schauen, wenn die Krise sie will, dann muss sie sie schon einholen. "Ich habe im Moment viel Zeit. Ich beobachte jeden Morgen die Vögel draußen, wie sie losfliegen und zum nächsten Baum hinsegeln. Das finde ich sehr motivierend".

In diesem Tagen profitiert sie davon, dass sie schon vor längerer Zeit mit ihrer Galerie ins Internet expandiert ist. Parallel zu den analogen Ausstellungen mit Vernissage, Künstlergespräch und Rotwein, gibt es die Kunst bei ihr immer auch als virtuelle Ausstellung ( www.Galerie-Frey.de). Mit einer 360-Grad-Kamera nimmt sie die komplette Galerie auf, auf der Internetseite hat der Besucher die Möglichkeit, einmal komplett durch die Räume zu spazieren und sich jedes Kunstwerk genau anschauen.

Aktuell ist dort die Ausstellung "Der zweite Blick" von Yvonne Klug zu sehen. Als virtueller Besucher betritt man die Galerie und steht auf einem braunen Teppich. Links und rechts sind gleich die ersten Räume voller Werke. Pfeile auf dem Boden laden dazu ein, einzutreten. Drückt man auf einen der Pfeile, schiebt sich das Bild weiter, man steht im nächsten Raum. Bewegt man die Maus, kann man sich frei umschauen. Die Bilder an den Wänden zeigen unterschiedlichste runde Strukturen, Formen und Farben. Dazwischen stehen kleine Skulpturen. Allen Werken ist gemeinsam, dass sie aus verschiedenen Materialien bestehen, typische Mixed-Media-Kunst.

Die Idee zu den virtuellen Ausstellungen ist Frey in Gesprächen mit Interessenten gekommen, die es aus verschiedenen Gründen nicht in die Ausstellungen geschafft haben. "Ich habe auch schon mit einer Anwältin gesprochen, die gerne ein Werk für die Kanzlei gehabt hätte und es erst ihrem Chef zeigen wollte. Oder Besucher, die ihren Freunden, die nicht dabei sein konnten, unbedingt eine Skulpturen zeigen wollte." Seitdem also gehört die virtuelle Präsentation zum "Running System" wie Frey, die in ihrer Galerie nicht nur Kunst verkauft, sondern auch vermietet, es nennt. Dass sie ihre Galerie aktuell nicht öffnen kann, beschäftigt sie natürlich schon. "Eine Kunstgalerie ist ja leider nicht als systemrelevant eingestuft. Ich würde es ja gerne tun, weil es auch relevant ist, dass die Menschen sich den schönen Dingen widmen können." Gerade jetzt, wo jeder zuhause ist, falle vielleicht manch einem auf, dass die ein oder andere Wand in seiner Wohnung ein schönes Kunstwerk brauchen könnte.

Mit ihren Künstlern steht Frey aktuell in einem Austausch. "Ich habe gerade mit meinem Künstler gesprochen, der in die nächste Ausstellung kommt und ihm erklärt, dass wir jetzt auf keinen Fall Vogel-Strauß-Politik machen dürfen. Wenn uns durch diese Situation die Wirtschaft um die Ohren fliegt, dann bin ich natürlich auch betroffen. Dann müssen wir uns kreativ verhalten. Aber ich will, dass die Leute, wenn sie wieder raus können, weiter Spaß und Freude am Leben haben und es genießen dürfen." Deshalb gelte es jetzt, zuversichtlich zu sein.

Die Sorgen werden durch die Zuversicht allerdings nicht kleiner. Die Galerie ist ein kleiner Betrieb, die finanziellen Mittel begrenzt. Auch Frey denkt darüber nach Hilfe zu beantragen. Erst einmal hilft es ihr aber enorm, dass der Veranstalter einer Messe, an der sie teilnehmen wollte, die Gebühren zumindest teilweise erstatten wird. "Es gibt für alles eine Lösung und es freut mich immer wieder, dass ich gute Gespräche führe und meine Künstler konstruktive Beiträge machen. Das ist der Spirit, den ich mit der Galerie schon immer nach Außen tragen will", sagt Frey. Wie dringend sie ihn einmal brauchen wird, das hat sie wohl selbst nicht geahnt.

© SZ vom 04.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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